Museumsleiter Andreas Morgenstern zwischen Kindheitserinnerungen aus Schiltach. Foto: Ziechaus

Die Ausstellung „Kindheit – Leben, Spielen, Lernen“ wurde im Museum am Markt in Schiltach eröffnet.

Jeder war dabei gewesen und hat gute und schlechte Erinnerungen an die später oft verklärte Zeit der Kindheit mit spielerischem Lernen vor dem „Ernst des Lebens“ – bei früheren Generationen oft mit unvermitteltem Einstieg in ein hartes Arbeitsleben.

Zu den guten Erinnerungen zählte Bürgermeister Thomas Haas das Entdecken von Dingen, manchmal nur Kaugummi von den GIs, heute von bunten Smarties. Schlechte Erinnerungen hängen oft mit Schule, Noten und Zeugnissen zusammen. Es sind unterschiedliche Erinnerungen und davon sei in der Ausstellung für jeden etwas dabei.

Gedanken an Seifenkistenrennen

Wenn er den geflochtenen Puppenwagen sehe, denke er an Seifenkistenrennen. Aus dem Puppenwagen seiner Schwestern habe er überflüssige Aufbauten entfernt, um flott beim Rennen an Fasnet unterwegs zu sein. Schülerinnen aus der Musikschule Schramberg weckten mit Klarinetten den coolen Schlossgeist.

Kindheitserfahrungen seien prägend für das ganze Leben, betonte Andreas Morgenstern, auch wenn es riesige Unterschiede zwischen Zeiten und Orten gebe. So könnten die reichlich 130 Ausstellungsstücke nur Einblicke bieten in die Lebensumstände, wie der „Wegweiser zum Häuslichen Glück für Mädchen“ von 1895 oder ein Arbeitsbuch für Hausmädchen (1915).

In drei Abschnitte unterteilt

Dabei ist die Ausstellung grob unterteilt in drei Zeitabschnitte – in 19. Jahrhundert, in die Zeiten bis Ende des Zweiten Weltkriegs und in die danach bis heute zur Corona-Verordnung, mit der auch in Schiltach Spielplätze gesperrt wurden.

Bereits 1859 sollten „die Kleinen vor sittlichen Gefahren und vor dem Herumschweifen auf der Straße“ in Kleinkinderschulen bewahrt und für die Ordnung in der Volksschule vorbereitet werden. „Die Kleinen sollen sich dieser Fürsorge als würdig erweisen“. Die kleinen Menschen hatten wenig Spielzeug, mussten oft zum Unterhalt der Familie beitragen, sie wurden gar als Hütekinder mit „Anspruch auf gute Pflege“ an Bauernhöfe verkauft.

Spielzeug war Anfang des 20. Jahrhunderts teurer Luxus und war oft selbst gemacht, wie ein Schlitten mit Metallkufen oder ein Tretauto.

Roller, Schlitten und Seifenkiste waren oft selbstgebaut. Foto: Ziechaus

Die Begeisterungsfähigkeit der Kinder wurde besonders durch den Nationalsozialismus missbraucht mit Spielen über den Seekrieg oder in gesteuerten Gruppenerlebnissen wie in der „Kinderlandverschickung“, bei der Zehnjährige aus dem Dortmunder Raum ins friedlichere Schiltach geschickt wurden.

Bis zum 3. Oktober zu sehen

„Heimat, Welt und Leben“ und Schulfernsehen bestimmten um 1979 das Schülerleben. Heute sind es laufend neue Brettspiele und vermehrt digitalisierte Wisch- und Wegspielereien.

Zu den Ausstellungsstücken kommen auch Wimpel vom evangelischen Jungmännerwerk, der im abgerissenen Gemeindehaus gefunden wurde oder Fotografien beim Sprung vom Wehr ins Nass des früheren Freibads beim Sportplatz. Die Erinnerungen können mit vielen gesammelten Stücken aufgefrischt werden und sicherlich ist auf Dachböden noch manch mögliches Spielzeug versteckt. Die Ausstellung ist im Museum am Markt bis 3. Oktober zu sehen.