Das Fastnachtsmuseum Narrenschopf in Bad Dürrheim besteht aus drei großen Kuppeln, die miteinander verbunden sind. Vor dem Museum ist außerdem das „Narretarium“, eine kleinere, weiße Kuppel. (Archivfoto) Foto: Narrenschopf

Fasnet ist nur einmal im Jahr? Nicht im Narrenschopf in Bad Dürrheim. Ein Besuch in dem Fastnachtsmuseum lohnt sich nicht nur an Schlechtwetter-Tagen. Durch digitale Angebote wie „Virtual Reality“-Brillen oder das „Narretarium“ können Besucher ganz in die fünfte Jahreszeit eintauchen.

Die Fastnacht ist schon seit einigen Wochen vorbei, Häser und Narrenkleider dürften längst wieder verstaut sein - nicht so im Narrenschopf in Bad Dürrheim. In dem Fastnachtsmuseum werden über 380 Narrenfiguren, zahlreiche Masken und andere närrische Requisiten dauerhaft ausgestellt. „Bei uns kann man Fastnacht das ganze Jahr erleben“, sagt Werner Peschke. Er ist Assistent der Geschäftsleitung, Medienwart und Hausmeister im Narrenschopf.

Und Erleben bedeutet nicht nur, dass sich die Besucher des Narrenschopfs die vielen ausgestellten Narrenfiguren ansehen: Durch digitale Angebote, wie „Virtual Reality“ (VR)-Brillen oder einer 360-Grad-Projektion im sogenannten „Narretarium“, können die Besucher regelrecht in das Fastnachtstreiben eintauchen.

Wer eine der VR-Brille aufsetzt, sieht dadurch nicht mehr das Museum, sondern erlebt ein virtuelles Ereignis. So können die Besucher mit der Brille mitten in der Villinger Innenstadt im großen Fastnachtsumzug stehen oder von einer Brücke aus bei der Schramberger Bach-na-Fahrt zuschauen.

Im „Narretarium“, das vor dem eigentlichen Museum steht, erleben die Besucher ähnliches: In der Halbkugel laufen verschiedene 360-Grad-Filme, die über die ganze Kuppel projiziert werden. So sitzen die Besucher quasi mitten im Geschehen.

Aber auch andere interaktive Stationen finden sich in dem 1200 Quadratmeter großen Fastnachtsmuseum. Bei verschiedenen Hörstationen können sich Besucher beispielsweise Narrenmärsche oder -Rufe anhören.

Kleines Museum ist Teil eines großen Projekts

Grund für das umfangreiche digitale Angebot des Museums ist, dass der Narrenschopf seit 2017 Partner im Verbundprojekt „museum4punkt0“ ist. Dazu gehören auch namhafte Museen aus ganz Deutschland, wie das Deutsche Museum in München oder das Haus der Geschichte in Bonn. Teil eines solchen Projektes zu sein – für das kleine Museum auf der Baar ist das etwas ganz Besonderes, lässt Anette Schulz wissen, die in der Geschäftsstelle und im Museumsshop arbeitet und sich außerdem um das Personal und die Buchhaltung kümmert.

So sieht der Eingang zum „Narretarium“ aus. Foto: Rösler

„Besucher kommen aus der ganzen Welt“

Die Figuren, die im Narrenschopf ausgestellt werden, gehören alle zu den Zünften der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte (kurz VSAN) oder haben einst dazu gehört. Hintergrund ist, dass das Fastnachtsmuseum als Eigenbetrieb vom VSAN geführt wird. Doch das Museum ist inzwischen längst über das geografische Gebiet der Vereinigung bekannt. „Die Besucher kommen aus der ganzen Welt“, weiß Schulz. Deshalb werden Führungen auch nicht nur auf Deutsch angeboten, sondern auch in englischer und französischer Sprache. Einige Angebote werden inzwischen sogar in Gebärdensprache dargestellt.

Hier sind die verschiedenen Entstehungsphasen einer Maske zu sehen. Foto: Rösler

Generell können Einzelpersonen und verschiedene Gruppen das Museum besuchen. Für Kinder werden altersgerechte Führungen oder gar eine Museumsrallye angeboten, bei denen sie Rätsel und knifflige Aufgaben lösen dürfen. „Und auch wenn man schon mal hier war, bedeutet das nicht, dass man alles schon gesehen hat“, versichert Peschke. Es gibt Wechsel- und Sonderausstellungen und auch die digitalen Angeboten werden ständig neu bespielt und überarbeitet.

Mit VR-Brillen können die Besucher des Narrenschopfs virtuell in das Fastnachtstreiben eintauchen. Foto: Rösler

Museum spricht nicht nur Fastnachtsliebhaber an

Bis auf eine Empore in einer der drei Kuppeln des Gebäudes sei der Narrenschopf barrierefrei. Immer wieder fänden vor Ort verschiedene Veranstaltungen statt, wie die Narrenbörse oder auch Häser-Nähkurse. Man könne das Museum aber auch für private Anlässe mieten. An jedem ersten Samstag im Monat können sich Paare dort außerdem standesamtlich trauen lassen.

Anette Schulz und Werner Peschke berichten über das Angebot im Narrenschopf. Foto: Merk

Auch Menschen, die noch gar nichts von der schwäbisch-alemannischen Fastnacht wissen, können im Narrenschopf viel darüber lernen, meint Peschke: „Man kann hier viel lesen, viel anschauen oder auch einfach mal anfassen. Die Leute werden hier dann in das Brauchtum der Fastnacht eingeweiht.“ Aber auch eingefleischte Narren seien immer wieder überrascht, berichtet Schulz: „Wir hören öfter, dass diejenigen, die meinen sie wüssten alles über die Fastnacht, nach einem Besuch hier sagen: ’Oh, jetzt habe ich doch wieder etwas dazugelernt’.“

Weitere Informationen

Service
Das Fastnachtsmuseum Narrenschopf befindet sich in der Luisenstraße 41 (im Kurpark) in 78073 Bad Dürrheim. Erreichbar ist das Museum unter der Rufnummer 07726/6492 oder per Mail an info@narrenschopf.de. Hier geht es zur Homepage des Narrenschopfs. Er ist dienstags bis samstags von 14 bis 17 Uhr geöffnet und an Sonn- und Feiertagen von 11 bis 17 Uhr.