Die Schreinerlehre gehört laut Handwerkskammer mit zu den beliebtesten Ausbildungen im Handwerk. Foto: AMH online

Die Handwerkskammer Reutlingen erlebt einen negativen Trend: Im vergangenen Jahr ist die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge leicht zurückgegangen. Im Kreis Freudenstadt sieht die Tendenz aber besser aus.

1742 junge Frauen und Männer haben zum Stichtag 31. Dezember 2023 in den Landkreisen Freudenstadt, Reutlingen, Sigmaringen, Tübingen und Zollernalb eine Ausbildung im Handwerk begonnen – das entspricht einem Minus von 1,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr, wie die Handwerkskammer Reutlingen (HWK) mitteilt.

Diese Entwicklung stehe im Widerspruch zu den dringenden Anforderungen des Arbeitsmarktes und den Bedürfnissen der Betriebe nach qualifiziertem Nachwuchs. Für den Landkreis Reutlingen verzeichnet die Handwerkskammer Reutlingen in der Lehrlingsrolle 533 neue Auszubildende (2022: 551), für den Landkreis Sigmaringen 244, (2022: 295) für den Zollernalbkreis 328 Auszubildende (2022: 436). Einzig die Landkreise Tübingen (391 neue Verträge, 2022: 381) und Freudenstadt (247 neue Auszubildende, 2022: 194) können sich über eine Zunahme freuen. Der Landkreis Freudenstadt war aber ein Jahr zuvor der Landkreis mit dem größten Minus an Ausbildungsverträgen, wie die HWK schreibt.

„Die duale Ausbildung im Betrieb und der Berufsschule hat seit Jahren tendenziell mit Nachwuchssorgen zu kämpfen. Dafür sorgt einerseits die demografische Entwicklung, durch die die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber auf Ausbildungsplätze stetig zurück geht“, sagt Handwerkskammerpräsident Harald Herrmann. „Aber auch akademische Bildungsangebote wie ein duales Studium oder eine Ausbildung an Fachhochschulen und Universitäten erscheinen vielen jungen Menschen attraktiver.“

Ein Auf und Ab bei neu abgeschlossenen Verträgen

Nur mit genügend qualifizierten Handwerkern könne Klimaschutz, die Energie- und Mobilitätswende, der Infrastrukturausbau gelingen und umgesetzt und die tägliche Versorgung sichergestellt werden, so Herrmann weiter. Und so zeigt sich in den acht baden-württembergischen Handwerkskammern ein recht unterschiedliches Bild. Die Kammern Freiburg, Karlsruhe, Konstanz, Mannheim und Ulm konnten einen Zuwachs an Auszubildenden verzeichnen, Heilbronn, Reutlingen und Stuttgart beklagen einen Rückgang.

Ein Auf und Ab habe es in den vergangenen Jahren auch bei den neu abgeschlossenen Verträgen in den 20 ausbildungsstärksten Berufen gegeben. So weise beispielsweise der Ausbildungsberuf Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik im Ausbildungsjahr 2022 ein Minus von 7,5 Prozent auf. Im abgelaufenen Jahr 2023 habe es jedoch ein Plus von 40,1 Prozent gegeben. Bei den 20 ausbildungsstärksten Berufen im Gesamtbestand konnten die Landkreise Freudenstadt (Plus 4,9 Prozent) und Zollern-Alb (Plus 0,8 Prozent) einen Zuwachs verzeichnen. Alle anderen Landkreise im Kammerbezirk kämpfen mit einem Rückgang.

Anteil von Jugendlichen mit Abitur ist etwas weniger

Im Vergleich zum Vorjahr sei der Anteil an Auszubildenden mit Hauptschulabschluss um zwei Prozent auf 34 Prozent gestiegen. Der Anteil von Jugendlichen mit Abitur und Fachhochschulreife habe leicht abgenommen und betrage 16 Prozent der Neuverträge. Auch etwas weniger Jugendliche mit Mittlerem Bildungsabschluss hätten im vergangenen Jahr den Weg ins Handwerk gefunden (Minus ein Prozent auf 44 Prozent), stellten aber den größten Anteil an Auszubildenden. Trotz starkem Flüchtlingszugang sei der Anteil der Auszubildenden mit ausländischer Staatszugehörigkeit nur leicht angestiegen und immer noch niedriger als im Ausbildungsjahr 2018.

Die ausgeschriebenen Ausbildungsplätze für die Jahre 2024 und 2025 sind unter www.hwk-reutlingen.de/ausbildung abrufbar.