Die Biogasanlage auf der Schillerhöhe hat auch schon Wandergruppen angelockt. Foto: Lohmann

Die Birkhof Energie KG will das bestehende Nahwärmenetz in der Sulzer Kernstadt ausbauen und die Schillerhöhe zusätzlich anschließen – ein spannendes Konzept, wie der Gemeinderat fand.

Sulz - Die Birkhof Energie KG versorgt bereits städtische Schul-, Sport- und Freizeiteinrichtungen in der Sulzer Kernstadt mit Abwärme aus der Biogasanlage im Enkental. Bestehe nun auch auf der Schillerhöhe Interesse, so wolle man diese ebenfalls mit Nahwärme versorgen, erklärte Geschäftsführer Florian Oswald.

Machbarkeit überprüft

Die Machbarkeit habe man bereits überprüft. So würden sich die Kernstadt und die Schillerhöhe für die Nahwärmeversorgung anbieten. Die bestehenden Biogasanlagen am Birkhof und im Enkental könne man saisonal flexibel betreiben, die Biomasse also im Sommer einlagern und im Winter, wo der größte Strom- und Wärmebedarf bestehe, nutzen.

Die Ausweitung des Netzes und der Anschluss der Schillerhöhe sei über eine größere Transportleitung, die im Kreuzweg gelegt werden soll, geplant. Einzelne Stichleitungen sollen dann in die kleineren Straßen führen, um die Haushalte versorgen zu können.

Mit den Biogasanlagen und der zusätzlichen Nutzung der Biomethan-Blockheizkraftwerke könne man bis zu zehn Megawatt elektrisch und thermisch umsetzen. Das Bestandsnetz in Sulz benötige lediglich rund 0,6 bis 0,8 Megawatt an kalten Wintertagen. Bei Anschluss der Schillerhöhe werde man voraussichtlich, je nach Temperatur, 1,5 bis 2,2 Megawatt benötigen.

Kein erhöhtes Verkehrsaufkommen

Bei der Nutzung des Biomethans sei der Vorteil, dass sich das Verkehrsaufkommen vor Ort nicht erhöhe. Das Gas könne in einem BHKW irgendwo in Deutschland produziert, über das Erdgasnetz verteilt und an beliebiger Stelle entnommen werden, erklärte Oswald.

Beim Rohstoffeinsatz in den Biogasanlagen der Birkhof Energie KG entfielen derzeit rund 56 Prozent auf Gülle und Pferdemist, 25 Prozent auf Maissilage, elf auf Ganzpflanzensilage, sechs auf Grassilage und zwei Prozent auf die Pflanze Silphie. Mit der nachhaltigen Nutzung von Rohstoffen leiste man einen Beitrag zur Klimawende, warb Oswald für das Projekt.

Umsetzung 2023

Von Mai bis Dezember plane man nun Infoveranstaltungen für Nahwärmeinteressenten. Dann werde man den Wärmebedarf ermitteln und 2023 die Nahwärme ausbauen, sofern genug Vertragsabschlüsse mit Interessenten zustande kämen.

GAL-Stadträtin Heidi Kuhring bezeichnete besonders die Möglichkeit der Biomethan-BHKWs als spannend, da man auf den kleinen Straßen ohnehin schon genug Probleme mit dem Verkehr habe. Sie erkundigte sich nach den vor einigen Jahren vorgestellten Plänen zur Klärschlamm-Nutzung.

Diese habe man nicht auf Eis gelegt, man arbeite aber daran, das Konzept noch effizienter zu machen, erklärten die Oswald-Brüder. Insgesamt sei es sinnvoll, verschiedene Energiequellen für die Nahwärme zu nutzen, um nicht von einer abhängig zu sein. Letztlich bestimme die Preisentwicklung auch, aus welchem Rohstoff man Wärme mache.

Wie hoch ist die Verlässlichkeit?

Das Vorhaben sei ein wichtiger Schritt für Sulz in die Energieautonomie, fand Helmut Pfister (FWV). Er hätte auch gerne eine Ausweitung des Netzes in Richtung Glatt, meinte er. Bedarf gebe es auf jeden Fall.

André Amon (SPD) fragte, wie verlässlich das Ganze sei. Bisher habe man noch nie Probleme mit längerfristigen Ausfällen gehabt, erwiderte Stadtbaumeister Reiner Wössner. Eberhard Stiehle (FWV) erkundigte sich danach, was bei einem Ernteausfall geschehe.

Die Oswald-Brüder erklärten, dass man deshalb vielseitig aufgestellt sei. Man habe die Ernte und die Verwertung vor Ort, aber auch einen Pool an Gas in Norddeutschland. Dass es in beiden Regionen gleichzeitig Ernteausfälle gebe, sei unwahrscheinlich.

Als zusätzliches Standbein überlege man zudem, auch noch einen anderen Energieträger, wie Hackschnitzel, zu nutzen. Es gebe also überall mehrfache Sicherheiten. Der Gemeinderat stimmte dem Vorhaben der Birkhof Energie KG einvernehmlich zu.