Waldachtal hat gewählt. Doch das Ergebnis wirft einige Fragen auf. Foto: Wagner

Katerstimmung nach der Wahl: Amtsinhaberin Annick Grassi konnte das Ergebnis am Wahlabend nicht fassen. Wir analysieren, in welchen Orten sie gewinnen konnte und wo sie die absolute Mehrheit verloren hat.

Waldachtal - Der erste Teil des Wahlkrimis in Waldachtal ist vorbei, der zweite Teil folgt – am Sonntag, 30. Oktober. Mit ungewissem Ausgang. Die Bürger müssen wieder zur Urne schreiten, weil weder die amtierende Bürgermeisterin Annick Grassi mit ihren 49 Prozent noch ihr Herausforderer eine absolute Mehrheit über 50 Prozent erreichen konnten. Friedrich Hassel erhielt 36,2 Prozent und Nikolaus Geiger 14,3 Prozent der Stimmen.

Warum ist Annick Grassi Stimmenkönigin ohne Krone?

Sie konnte jeden Teilort gewinnen - außer Salzstetten: Hier, wo Hassel als Ortsvorsteher fungiert, konnte der Herausforderer eindrucksvoll eine eigene Hochburg bilden. Die Salzstetter Bürger gaben Hassel 76,8 Prozent ihrer Stimmen. Grassi räumte hingegen in ihrem Heimatort Hörschweiler mit 78,4 Prozent und in Tumlingen 71,1 Prozent ab. Eine klare Mehrheit zeichnete sich für Grassi auch in Cresbach ab, wo sie immerhin noch 59,3 Prozent der Wählerstimmen ergatterte. Wie vor acht Jahren konnte sie zwar auch Lützenhardt mit 46,9 Prozent gewinnen, doch hier war Kandidat Nikolaus Geiger mit seinen 41,2 Prozent dicht auf den Fersen. Bei den Briefwählern lag Annick Grassi mit 52,1 Prozent vorne.

Warum ist Salzstetten fest in Hassels Hand?

Zusammengenommen gewann Grassi jeden Bezirk außer Salzstetten, wo ihr die Stimmen von Herausforderer Hassel entrissen wurden. Diese Wähler verhinderten einen klaren Wahlausgang, weil auch in den anderen Orten die Wählerbeteiligung (Tumlingen 36,5 Prozent, Cresbach 35,0 Prozent) weit hinter den Erwartungen zurück lagen. Klar ist: Als Ortsvorsteher ist Hassel in seinem Ort beliebt. In den vergangenen Jahren ging er immer wieder auf Konfrontationskurs zur Bürgermeisterin – auch im Sinne Salzstettens. Das hat ihm vor Ort Sympathien gebracht, an anderen Orten wiederum nicht.

Ist die Wahlbeteiligung enttäuschend?

Alle drei Kandidaten zeigten sich nach dem Wahlausgang enttäuscht über die Wahlbeteiligung: Am wenigsten Lust verspürten wohl die Lützenhardter, von denen nur 29,0 Prozent der Wahlberechtigten zur Urne schritten. Die stärkste Wahlbeteiligung, jedoch immer noch viel zu wenige, wurden in Salzstetten (42,3 Prozent) und in Hörschweiler (42,8 Prozent) verzeichnet. Allerdings sind diese Prozentangaben mit Vorsicht zu genießen.Mittlerweile nutzen viele die Briefwahl, die nicht identifizieren lässt, woher die Stimmen kommen. Klar ist dennoch: Die Lützenhardter hatten die geringste Lust, sich an der Wahl zu beteiligen. Allerdings klagen die Kandidaten insgesamt auf hohem Niveau. Denn die Wahlbeteiligung liegt mit 56 Prozent höher als vor acht Jahren, als sich Grassi durchsetzte. Und auch deutschlandweit lässt sich dieser Wert durchaus sehen.

Wie war die Stimmung an den Wahlurnen?

Interessante Erkenntnisse wurden bei den Wählerbefragungen vor den Wahllokalen erlangt: In Salzstetten wurde deutlich, dass die Wähler stark auf den Herausforderer Hassel fixiert waren, der wohl in seinem Wahlkampf viel Überzeugung und Vertrauen in seinem Ort gewinnen konnte. In Lützenhardt war Herausforderer Geiger stark, der mit 41,2 Prozent nur knapp hinter Grassi (46,91 Prozent) votiert wurde. Sachbezogene Auskünfte gab es vor allem vor dem Tumlinger Wahllokal, wo die Wähler und Wählerinnen sehr oft auf die Erfolge der Amtszeit Grassis hinwiesen.

Was machen nun die Herausforderer?

Hassel und Geiger kommen zusammen auf 50,5 Prozent der Stimmen. Da liegt klar auf der Hand, dass ein einzelner Gegenkandidat für Grassi zur großen Gefahr werden könnte. Allerdings: Beide Herausforderer bekundeteten am Wahlabend, dass sie wieder antreten wollen. Das würde die Chancen für Grassi eindeutlich erhöhen, denn diesmal reicht die einfache Mehrheit. Deshalb wird spannend: Einigen sich Hassel und Geiger noch darauf, ob nur einer von beiden antritt?

Wie verhält sich jetzt Annick Grassi?

Am Wahlabend wirkte Grassi fast schon beleidigt, dass die Wähler ihr nicht das notwendige Vertrauen ausgesprochen haben. Es wird spannend, ob sie im Wahlkampf nun in einen höheren Gang schaltet. Denn der bisherige Wahlkampf von ihr war bisher eher zurückhaltend. War da zu viel trügerische Sicherheit im Spiel? Fährt sie nun mehr den Kurs Attacke? Sucht sie noch mehr Kontakt zu ihren Bürgern? Diese Fragen muss sie für sich schnell beantworten.

Was könnte noch Überraschendes passieren?

In drei Wochen muss noch einmal gewählt werden - und sogar neue Kandidaten dürfen dabei antreten. Die Wahlen fallen dabei in eine Urlaubswoche und alle Kandidaten hoffen, dass die Wählerbeteiligung in der Gemeinde nicht absinken wird.