Was macht Albstadts Jugend – und wo? Die Sozialraumanalyse soll Aufschluss geben. (Symbolfoto) Foto: ©Monkey Business – stock.adobe.com

Corona und die Folgen für Kinder und Jugendliche sind nur ein Grund dafür, dass der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung eine Sozialraumanalyse in Auftrag gegeben hat. Die Albstädter wollen wissen, was ihre Jugend macht.

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Albstadt - Wie tickt die Jugend? Wo treibt sie sich herum, wenn der Tag lang und die Schule aus ist? Wo sind die Brennpunkte – vor allem in den städtischen Stadtteilen Ebingen und Tailfingen? All das wollen die Albstädter Stadträte und die Verwaltung mal genauer erfahren – um entsprechend reagieren, die jungen Leute herausholen zu können aus Räumen, die ihnen nicht gut tun.

Wissenschaftliche Sozialraumanalyse

Eine wissenschaftliche Sozialraumanalyse – so lautet offiziell der Name der Untersuchung – wollte die Verwaltung auf Wunsch des Gemeinderats in Auftrag geben. Doch da gibt es ein Personalproblem: Einschlägige Institute und die dortigen Professoren haben keine Kapazitäten frei. Nun aber hat die Duale Hochschule Baden-Württemberg in Villingen-Schwenningen (DHBW) und deren neue Fakultätsleiterin für Soziale Arbeit, Netzwerk- und Sozialraumarbeit, Daniela Steenkamp signalisiert, dass sie und ihre Studenten das Projekt vom Herbst an für drei Jahre begleiten können. Sie wollen dabei zwei Gruppen – Sechs- bis Zwölfjährige und 13- bis 18-Jährige – unter die Lupe nehmen.

Ziel der Analyse: An ihre Ergebnisse sollen die Angebote der Kinder- und Jugendarbeit angepasst, die Kinder- und Jugendlichen beteiligt werden. Darüber hinaus gilt es laut Sitzungsvorlage herauszufinden, ob Bedarf an Streetworkern besteht. Nach anderthalb Jahren soll ein Fachgremium, bestehend aus Polizeibeamten, Mitarbeitern des Ordnungsamtes, Kommunalpolitikern und Jugendarbeitern geeignete Maßnahmen austüfteln, um Jugendlichen in schwierigen Lebenslagen zu helfen.

Allzu teuer wird die Analyse nicht: 15 000 Euro, über drei Jahre verteilt, sollen für Fahrt- und Unkosten, Material und Gebühren für die Nutzung von Evaluations-Werkzeugen bereitstehen. Im Preis inbegriffen: kleine Aufmerksamkeiten und Preise, etwa für die Teilnahme an Umfragen.

Nicht zuletzt soll die Zusammenarbeit mit der DHBW-Professorin unter Netzwerk-Gesichtspunkten Früchte tragen. Für das Projekt "Starke Kinder – Chancenreich" im Zollernalbkreis hat Steenkamp bereits ihre Unterstützung zugesagt. Selbst in die Stadtplanung sollen die Ergebnisse der Analyse einfließen, ebenso wie jene der Kinder- und Jugendbeteiligung.

Torsten Hofmann rennt offene Türen bei den Stadträten ein

Mit seiner Empfehlung, die Sozialraumanalyse in Auftrag zu geben, hat Torsten Hofmann, Leiter des Kinder- und Jugendbüros Albstadt, offene Türen bei den Stadträten eingerannt. Lennart Spengler (CDU), Sabrina Hipp (Bündnis ’90/Die Grünen), Lara Herter (SPD), Elke Rapthel (ZUG) sowie Ulrike Münster und Manuela Heider (Freie Wähler) begrüßten die Untersuchung und wiesen darauf hin, dass die Zahl der sozialen Brennpunkte zunehme, wie Spengler es formulierte. Lara Herter gab zu bedenken, dass die Generation, um die es gehe, praktisch "zeitlebens von der Klima- und der Corona-Krise begleitet" werde. "Es ist wichtig, den Jugendlichen zu zeigen dass sich direkt vor ihrer Haustür etwas verändern lässt."

Präventive Arbeit und Vernetzung würden schon alleine deshalb immer wichtiger, weil einschlägige Beratungsstellen "hoffnungslos überlaufen" seien, mahnte Heider. "Aufsuchende Jugendarbeit ist unabdingbar." In Sachen personeller Aufstockung – der Wunsch danach klang bei allen Fraktionsrednern durch – hatte Hofmann gute Nachrichten und annoncierte ein Landesförderprogramm, "das uns bei der Schaffung von Stellen entlasten wird".

Die Zustimmung zum Auftrag für die Sozialraumanalyse fiel am Ende einstimmig aus – nicht überraschend.