Bald sollen die Ölheizungen, die sich noch in vielen Kellern befinden, der Vergangenheit angehören. Foto: ©zenturio1st - stock.adobe.com/MariusHoller

Deutschland hat in Sachen Erneuerbares Heizen viel zu wenig gemacht, sagt Jürgen Gauß, Geschäftsführer der Heizungsfirma Gauß in Altensteig. Jetzt werde es sehr teuer. Aber auch die Stadt Nagold macht sich über ihre alten Ölheizungen Gedanken.

Für Jürgen Gauß kommt das Gesetz zum Verbot von Öl- und Gasheizungen zu spät. „Deutschland hat viele Jahre zu wenig gemacht, weil kein Politiker der Bevölkerung gesagt hat, was auf sie zukommt, wenn man den Klimaschutz ernst nimmt“, sagt er.

Denn diesen bekomme man schließlich nicht umsonst. Dass er seinen Betrieb in Baden-Württemberg hat, sieht er in dieser Hinsicht als Glücksfall. Denn das Land habe schon die Auflage gehabt, neue Heizungen zu 15 Prozent mit erneuerbarer Energie zu betreiben.

Es gibt viele Alternativen

„Bei Öl- und Gasheizungen sind die künftigen 65 Prozent in Kombination mit Wärmepumpen machbar“, ist er sich sicher. Technisch sei dies zu schaffen, allerdings mit höheren Kosten verbunden. „Bundesländer, die diese 15 Prozent-Regelung noch nicht hatten, für die wird es schwierig“, gibt er zu bedenken.

Aus seiner Sicht sind die Alternativen vielfältig. So könne man neben Wärmepumpen Photovoltaik, Holzpellets, Brennstoffzellen oder Kraft-Wärme-Kopplung nutzen, um das erforderliche Ziel zu erreichen.

Wärmepumpe ist Standard

Bei Neubauten sei das sowieso kein Problem. „Hier werden zu 80 Prozent Wärmepumpen eingebaut“, erklärt er mit Verweis auf geltende Vorschriften.

Das Problem liege vielmehr im Bestand der älteren Gebäude, die den größten Teil des Energieverbrauchs verursachten. Doch auch hier seien die Übergangsfristen bis zum Jahr 2044 sehr großzügig bemessen. „Wenn die alte Heizung defekt ist, kann sie selbstverständlich repariert und weiterbetrieben werden“, merkt er an.

Kompletterneuerung ist sinnvoll

Hausbesitzern, die eine in die Jahre gekommene Heizanlage besitzen, rät er zu langfristiger Planung. „Nach 30 Jahren gibt es meist keine Ersatzteile mehr, da ist eine moderne Kompletterneuerung sinnvoll.“

Doch wegen langer Lieferketten sollte man dies nicht bis zum letzten Tag hinauszögern, mahnt Gauß.

Doch damit die Energiewende im Gebäudesektor erfolgreich umgesetzt werden kann, braucht es ihm zufolge noch viel mehr als neue Heizungen.

„Das Stromnetz muss massiv ausgebaut werden, da der Bedarf – etwa für Wärmepumpen – stark ansteigen wird“ sagt er.

Nagolds bunter Energiemix

Über die langfristige Erneuerung von Heizungsanlagen macht man sich auch bei der Stadt Nagold Gedanken. Aus diesem Grund hat die Kommune 2022 alle Anlagen samt Alter und entsprechenden Energieträgern katalogisiert.

„Wir haben einen Energiemix von Heizöl oder Erdgas über Strom, Pellets und Hackschnitzel bis hin zu Wärmepumpen“, erklärt Peter Sauter von der städtischen Gebäudewirtschaft. Das Ziel sei, alte Öl- und Gasheizungen sukzessiv auszutauschen.

Pfrondorf ist Vorzeigeprojekt

Ein Beispiel, wie modernes Heizen funktionieren könne, sei etwa der aktuelle Austausch der strombetriebenen Heizung der Kindertagesstätte Pfrondorf.

„Die alte Heizung wird gerade durch eine Pellet-Anlage ersetzt, die dann über eine circa 100 Meter lange Wärmeleitung zusätzlich die noch in Sanierung befindliche „Alte Schule“ versorgt“, beschreibt er das kommunale Nahwärmenetz.

Darüber hinaus sei auch der Anschluss der Rathaus-Geschäftsstelle geplant. Somit könne eine Anlage zwei weitere städtische Gebäude versorgen, die sich in deren unmittelbaren Nähe befinden.