"Drei Rosen" gehört zu den noch nicht erschienenen Büchern, aus denen Grafikkünstler und Buchautor Holger Much am Samstag vorgelesen hat. Foto: Eyrich

Er lebt in einem ausgewiesenen Kobold-Schutzgebiet in Tailfingen. Vielleicht sind es die kleinen Gesellen in seinem verwunschenen Garten, die Holger Much zu seinen außergewöhnlichen Illustrationen inspirieren.

Albstadt-Tailfingen/Meßstetten-Oberdigisheim - Ob es nun eine Ehre für ihn ist, wie er meint, dass er in der Galerie Fehlochhof ausstellen darf, oder eine Ehre für die Galerie, dass er es tut: Ansichtssache. Denn der Tailfinger Holger Much, im Brotberuf Redakteur, gehört zu den bekanntesten und kreativsten Buchillustratoren Deutschlands. Seine verwunschenen Welten, in denen Kobolde, Feen und allerlei fantastische Wesen vorkommen, genießen in Fan-Kreisen längst Kult-Status, und so war das Haus der Galeristen und Künstler Brigitte Wagner und Reinhard Wulf voll bei Holger Muchs Lesung am Samstag, bei der er neue und sogar noch unveröffentlichte Werke vorgestellt hat.

Jeder ist Opfer des Troglodytus Humus horribilis

Noch druckfrisch ist "Die Kaffeefee", für die der Grafik-Künstler eigentlich nur das Titelbild gestalten sollte. Weil seine "Kaffeesucht allgemein bekannt" sei, habe die Verlegerin von "Art Skript Phantastik" ihn jedoch gefragt, ob er nicht eine kleine Geschichte beisteuern möchte zur Anthologie. Much verfasste einen lexikalischen Eintrag, in dem er den "Tassenschreck" beschreibt. Diese "Abart des gemeinen Hauskobolds" ist in der "höheren Albologie auch unter seiner lateinischen Bezeichnung Troglodytus Humus horribilis bekannt", heißt es dort, und Much verrät, dass jeder schon mal Opfer des Tassenschrecks geworden sei. Auf welche Weise? Den "wahren Grund für dieses Mysterium" verrät er allen, die Kaffee – flüssig oder literarisch – lieben, in dem 210-Seiten starken Werk, das Diana Menschig und Grit Richter herausgegeben haben.

"Das liest doch kein Mensch!" – ein Irrtum!

"Gar nicht erscheinen" sollte eigentlich sein Buch "Das Licht im Dunkeln", denn die zahlreichen Gedichte darin hat Holger Much "nur für mich selbst" geschrieben. Doch dann hat der Verleger der "Edition Outbird" ihn geben, ein Stück für eine CD beizusteuern – aus eben jenen Gedichten und kurzen Texten, von denen Much glaubte: "Das liest doch kein Mensch!" Doch, wenn die Rückschlüsse aus den genießerischen Blicken der Zuhörer in der Galerie Fehlochhof richtig sind. "Die Sensenfrau" etwa und "Tanz in den Tod" sind schon für jene schaurig-schön, die Muchs Illustrationen dazu noch nicht gesehen haben – mit Letzteren erst recht.

Mit Luci van Org im Kleiderschrank

Texte wie "Der Turm der tausend Uhren": fast prophetisch. Geht es darin doch auch um jene "hünenhafte, unermesslich riesige Uhr, die die Zeit von Mutter Erde selbst abmesse". Und jeder Text, jedes Gedicht hat eine eigene Geschichte, darunter "Herbstwalzer", das er zusammen mit Luci van Org in deren Kleiderschrank – zur Aufnahmekabine umgebaut – eingesungen hat. Unter den strengen Blicken von Peggy, dem bezaubernden Skelett. Und das "höllisch scharfe indische Curry" danach hat Much auch überlebt.

Sein Zeichenstift ist ein digitaler

Zum Glück für seine Fans, denn Christian von Asters Buch "Abraxas", just erschienen, und das Lied- und Kunstmärchen "Drei Rosen", hätte er sonst gar nicht mit seinem Zeichenstift veredeln können. Der ist übrigens ein digitaler, gleitet über ein iPad Pro und ist so in der Lage, Kleinigkeiten zu ändern, ohne – wie früher auf Papier – nochmal mit allem neu anfangen zu müssen, wie Much erklärt.

Keine Zaubereien mit Photoshop

"Photoshop-Zaubereien", die digital wie von selbst entstehen, sind es trotzdem nicht, was Much schafft: Dass er ein veritabler Künstler ist, erkennt jeder der gebannt lauschenden Zuhörer im Wohnzimmer der Gastgeber, dessen Wände Muchs Werke zieren. Und jeder, der danach eines seiner Bücher erwirbt, um die sich Fans in der Fantasy-Szene reißen. Nicht nur der Illustrationen wegen, wie seine Fans im Zollernalbkreis am Samstag erfahren haben.