Izabela Melkonyan und Simon Zhu überzeugten bei den "Spitzenklängen" in Lautlingen. Foto: Miller Foto: Schwarzwälder Bote

"Spitzenklänge": Violinist Simon Zhu und Pianistin Izabela Melkonyan begeistern in Lautlingen das Publikum

Zum zweiten Mal hatte der Begabten-Förderverein "Spitzenklänge" zum Sommerkonzert mit Simon Zhu und Izabela Melkonyan ins Stauffenberg-Schloss eingeladen. Das Publikum war vom Auftritt restlos begeistert.

Albstadt-Lautlingen. Erneut überzeugten der Violinist Simon Zhu und die Pianistin Izabela Melkonyan ein großes Publikum im Lautlinger Schloss. Auf den Hörer wartete ein Programm voller Kontraste, das Simon Zhu und Izabela Melkonyan mit dem ersten Satz aus Wolfgang Amadeus Mozarts drittem Violinkonzert eröffneten.

Mozart lässt Geige und Orchester – den Orchesterpart übernahm die Pianistin – erstmals gleichberechtigt miteinander dialogisieren, und das gaben die beiden sich ganz der Musik anvertrauenden Musiker vorbildlich wieder. Klavierpassagen voller Klangfülle und perlender Frische glitten hinüber zum vitalen Tanz und den melancholischen Augenblicken der Geige, alles war Strömen, Austausch. Der gemeinsame Puls ging nie weg, das Herz pochte weiter, auch wenn der eine gerade dem anderen den Vortritt ließ.

Simon Zhu bündelte seine Talente: feine Grifftechnik, wunderschöner Ton, intensiver, beweglicher Gefühlsausdruck. Spätestens im zweiten Vortag, dem ersten Satz aus Sergej Prokofievs zweitem Violinkonzert, zeigte sich, dass er seit dem vergangenen Sommerkonzert vor einem Jahr noch selbstsicherer, lebendiger geworden ist in seinem Spiel. Nicht satthören konnte man sich an den seidigen Klangflächen, den zarten Tontupfern, fein zelebrierten Stimmungslagen und halsbrecherisch wilden Passagen.

Renate Musat hat im vergangenen Jahr alles richtig gemacht mit ihrem ehemaligen Schüler an der Musik- und Kunstschule Albstadt. Seit das in Burladingen aufgewachsene Ausnahmetalent acht Jahre alt ist, reist die Initiatorin und stellvertretende Vorsitzende der "Spitzenklänge" mit ihm zu Meisterkursen, Konzerten und zu Wettbewerben in gesamt Europa. Auch im vergangenen Jahr hat er viele erste Preise abgeräumt, darunter den Sonderpreis und den Würth-Förderpreis beim Internationalen Wettbewerb Schöntal. "Ohne Simon würde es die ›Spitzenklänge‹ vermutlich gar nicht geben", verriet Renate Musat beim Konzert.

Durch das Mitmischen im internationalen Musikbetrieb habe sie einfach gemerkt, dass Kinder aus dem ländlichen Raum trotz ihrer Begabung oft benachteiligt seien. So sei die Idee zum Begabten-Förderverein "Spitzenklänge" entstanden.

Laut Günther Domian, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit, haben die "Spitzenklänge" in diesem Jahr 20 junge Talente unterstützt. Zu diesem Kreis gehört auch Simon Zhu, der den Saal nach der Pause zusammen mit seiner Klavierpartnerin mit Spitzenklängen im Großformat füllte: Pjotr Iljitsch Tschaikowskis Violinkonzert in D-Dur galt zu Lebzeiten des Komponisten als unspielbar und stellt auch heute noch hohe Anforderungen an die Interpreten. Die meisterten Simon Zhu und Izabela Melkonyan ohne Mühe. Nie erschöpfte sich ihre Darbietung in Technik, sondern glühte in der Kraft der dem Werk innewohnenden Emotionen.

Seinen größten Moment aber hatte Simon Zhu als Solist in der Zugabe: In der Melodia aus der Sonate für Violine Solo Sz 117 von Bela Bartok tauchte er ein in ein Feld stiller Sensibilität und brachte den Hörer mit seinen Tönen, gläsern, glitzernden Linien, die auf Teilschwingungen einer Saite beruhen, dazu, den Atem anzuhalten.