Lieben einander, die Musik und das Leben selbst: Melanie Muñoz und Paddy Brohammer Foto: Eyrich Foto: Schwarzwälder Bote

Bergcafé: Duo "Dos Mundos" lässt es Sterntaler regnen und den Stier weinen / Welten voller Poesie mit Tapas und Wurstsalat

"Dos Mundos" – zwei Welten: Das steht für mehr als für Tapas und Wurstsalat, für tiefroten spanischen Wein und deutsches Bier: Das gleichnamige Duo verbindet seine zwei Welten zu einer, in der die Nahtstellen nicht mehr erkennbar sind.

Albstadt-Burgfelden. Melanie Muñoz und Paddy Brohammer lassen im Bergcafé die Sonne Spaniens scheinen, wie Inhaberin Eva Wedel sagt, und wollen an diesem Abend die Zuhörer für die spanische Kultur interessieren: "Sie müssen ja nicht gleich einen Spanier heiraten." Paddy Brohammer hat eine Spanierin geheiratet und sich damit auch eine Seelenpartnerin geangelt: Das Zusammenspiel der beiden auf ihren Gitarren ist so harmonisch, dass es wie eine klingt. Dasselbe gilt für ihren Gesang: Brohammers Stimme kommt so sanft zu der seiner Partnerin, dass sie klingt wie deren Schatten.

Dass Melanie Muñoz mit ihrer tiefgründigen, großartigen, seelenruhigen Stimme ihrer Muttersprache die ganze Härte nimmt und Herzen schmelzen lässt, macht sie so besonders. Das gelingt ihr bei Leonard Cohens "Halleluja", bei dem das Publikum den Refrain kraftvoll mitsingt, ebenso wie bei der ebenfalls spanischen Version eines Sting-Hits. Brohammer freut sich indes diebisch, dass eine so temperamentvolle Frau beim nächsten Lied "ziemlich hingetackert" ist in der Enge des Raumes hinter dem Keyboard: Er hat ein Liebesgedicht eines Freundes vertont zum Lied über Melodien vom Meer.

Wie man einen Engel anspricht, erklärt Melanie Muñoz im gleichnamigen deutschen Stück, das die Zuhörer mit einer warmen Melodie umarmt, und das Bewusstsein darüber, wie schön es sich in einem Land lebt, in dem Frieden herrscht, vermitteln die beiden mit "Para la guerra, nada". Selbst die Übersetzung zitiert die Sängerin schön wie eine Sprechkünstlerin, und wenn sie singt, klingt sogar Spanisch wie Schokoladeneis, das auf der Zunge zerläuft.

Alldieweil ist es mucksmäuschenstill im Bergcafé, erst recht beim Lied "Hab’ mich in Deinem Herzen" mit seiner leichtfüßigen Melodie und einer wunderschönen Version von "The Book of Love", das voller Anleitungen zum Tanzen ist. Ein Satz daraus spricht wohl allen Zuhörern an diesem wunderbaren Auszeit-Abend im Bergcafé aus dem Herzen: "I love it, when You sing to me" – Ich liebe es, wenn Du für mich singst.

Wenn Melanie Muñoz vom Licht des Mondes singt, dann strahlt ihr schönes Gesicht und es gibt zwei Gründe, warum das Stück ein Höhepunkt des Abends ist. Muss Paddy Brohammer aber das Lied über den Stierkampf aus der Sicht des Stiers ausgerechnet in Deutsch singen? Das tut einfach weh, so traurig ist der Text: "Ich hätte nie geglaubt, dass man sich so sehr um ein Grab vergnügt." Wenn die beiden großartigen Musiker einander so berühren wie die Saiten ihrer Gitarren und die Tasten des Pianos, ist es kein Wunder, dass sie so verliebt ineinander sind.

Dass sie zu zweit sogar ein Stück tragen können, das sonst Chöre singen, beweisen Melanie und Paddy mit einem Marienlied zum Schluss, in dem wohl niemand so viel Temperament vermutet hätte, dass es kurz richtig laut wird im idyllischen Künstlerhaus – und zu guter letzt noch mal ganz, ganz leise: "Dos Mundos" lassen es akustisch Sterntaler regnen mit dem alten Volkslied "Ade zur guten Nacht", und spätestens jetzt wissen alle neuen Dos-Mundos-Fans, warum Eva Wedel sich seit Wochen auf den Abend gefreut hat.