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Neue geothermische Energiezentrale im Schulzentrum Lammerberg kostet die Stadt zweieinhalb Millionen Euro.

Albstadt-Tailfingen - 43 Millionen Euro standen im Februar unter dem Kostenvoranschlag für die Sanierung des Schulzentrums Lammerberg – nach Abzug der Zuschüsse. Im März sind noch zweieinhalb Millionen dazugekommen – die zuschussbereinigten Kosten einer neuen Energiezentrale.

Zur Erinnerung: 2012 hatten die Albstadtwerke ein neues Blockheizkraftwerk im Schulzentrum eingebaut, das damals noch drei Schulen – Grundschule, Realschule und Progymnasium – mit elektrischem Strom und Heizenergie versorgte. 2014 wurde die Grundschule geschlossen, da waren’s nur noch zwei. Jetzt wird das Progymnasium von Grund auf saniert, und es wird eine nagelneue Realschule errichtet. Danach wird das Schulzentrum den aktuellen energetischen Standards entsprechen und nur noch halb soviel Energie benötigen wie heute. Das bedeutet: Die bestehende Energiezentrale ist hoffnungslos überdimensioniert; eine neue muss her.

Macht ja nichts; betrifft ja nicht die Stadt: Für Energie sind die Albstadtwerke zuständig. Von wegen! Würde man – was erwogen wurde – das große Blockheizkraftwerk durch ein kleineres ersetzen, dann wären die Albstadtwerke weiter mit im Boot, denn Blockheizkraftwerke sind ihr Geschäft. Allerdings wäre diese Energie eine hundertprozentig fossile und nicht regenerative, und in den bisherigen Gemeinderatsdebatten zu diesem Thema hatte sich bereits gezeigt, dass ein Teil der Gemeinderäte sich für dieses Mammutprojekt andere, zeitgemäßere Lösungen wünscht.

Warum bei so viel Wald nicht mit Holz heizen?

Eine Holzpelletheizung zum Beispiel: Albstadt ist der drittgrößte kommunale Waldbesitzer im Land; die Energie wächst gleich nebenan – warum also nicht mit Holz heizen? Ganz einfach: Weil der Lammerberg sich dafür nicht sonderlich eignet. Holzheizungen rußen vergleichsweise stark, und dank der Hanglage am Lammerberg – einem reinen Wohngebiet – ist gewährleistet, dass die Anwohner von den Emissionen auch etwas hätten: Nicht von ungefähr untersagt die Bebauungsplanung den Einbau von Kaminöfen im trauten Heim.

Erschwerend fällt ins Gewicht, dass der Energiebedarf im Schulzentrum Lammerberg schwankt – an den Wochenenden und in den Ferien fällt kaum einer an; der Ofen müsste deshalb ständig ausgemacht und wieder angeworfen werden, und dabei entstünde zusätzlicher Ruß. Müsste eine größere Wassermenge beheizt werden, sähe die Rechnung etwas anders aus, aber ein Hallenbad Lammerberg gibt es schon seit 14 Jahren nicht mehr.

Weitere Nachteile einer Holzheizung: Man bräuchte einen großen, Raum fressenden Bunker, um die Pellets zu lagern – und man hätte permanent Lastverkehr in einem Quartier, in dem Lastwagen nur mit Mühe manövrieren können.

Ziemlich viele Einwände – als dritte Lösung hatten die Planer deshalb die Geothermie ins Auge gefasst, die zu 100 Prozent emissionsfrei, nicht annähernd so wartungsintensiv wie etwa die Holzheizung und in punkto Anschaffung auch nicht teurer als die anderen Optionen ist. Der Technische und Umweltausschuss des Gemeinderats hat ihr deshalb am 10. März in nicht öffentlicher Sitzung den Zuschlag gegeben. Der Gemeinderat, der das letzte Wort gehabt hätte, ist wegen des "Shutdown" nicht mehr zum Zug gekommen, und so hat die Stadt jetzt eine Eilentscheidung gefällt, damit der Sanierungsprozess nicht ins Stocken gerät.

Diese Entscheidung bedeutet freilich, dass die Rechnung sich um einen weiteren Posten erhöht, für den die Stadt selbst aufkommen muss – mit Geothermie können die Albstadtwerke nicht dienen. Knapp drei Millionen Euro wird die neue Energiezentrale kosten; der Zuschuss des Landes erhöht sich um etwa eine halbe Million, sodass die Gesamtkosten der Sanierung auf 52,2 Millionen Euro steigen. Der Kostenanteil der Stadtbeträgt etwa 45,5 Millionen Euro.