Ihren 90. Geburtstag feiert heute in Ebingen Annemarie Peters. Foto: Schwarzwälder-Bote

Jubiläum: Annemarie Peters feiert heute im Kreise ihrer Familie den 90 Geburtstag

Albstadt-Ebingen. Rückblick auf neun Jahrzehnte, in denen sie viel erlebt und erlitten hat, kann heute Annemarie Peters halten. Am 6. März 1927 wurde sie im ostpreußischen Nikolaital geboren – ihr Mädchenname lautete Krüger – ; aufgewachsen ist sie jedoch zusammen mit einem Bruder und einer Schwester in der Ukraine, wohin die Familie bald nach ihrer Geburt gezogen waren. Im Zweiten Weltkrieg wurden die Volksdeutschen in den von der Wehrmacht besetzten Gebieten umgesiedelt; die Krügers mussten im September nach Polen, im Februar 1944 dann ins Reichsgebiet umziehen.

Von dort ging es nach dem Kriegsende wieder zurück: Die Sowjets deportierten die umgesiedelten Russlanddeutschen nun ihrerseits nach Sibirien. Auch die Krügers wurden in einem Lager interniert und im Herbst 1946 in geschlossenen Güterwaggons nach Osten gebracht. Die Fahrt dauerte drei Monate, die Züge hielten ausschließlich auf freier Strecke, so dass niemand flüchten konnte. Im Dezember 1946 erreichte Annemarie Krüger ihren neuen Wohnort in Sibirien, wo sie zehn Jahre bleiben sollte. Draußen herrschten 50 Grad Kälte; die deportierten Deutschen waren anfangs in Schulen untergebracht, die wegen der Kälte geschlossen waren; später bauten sie sich selbst Baracken. Sie lebten in ärmlichsten Verhältnissen und mussten in den Wäldern harte Arbeit verrichten. "Es war die Hölle", resümiert Annemarie Peters 70 Jahre später.

1948 heiratete Annemarie Peters den ebenfalls in der Ukraine aufgewachsenen Johann Peters, den sie drei Jahre zuvor noch in Deutschland – auf einem Bahnhof in Berlin – kennen gelernt hatte und der ebenfalls nach Sibirien verschleppt worden war. In den folgenden Jahren wurden ein Sohn und zwei Töchter geboren; 1956 durfte die Familie nach Kasachstan übersiedeln, wo das Leben leichter war als in Sibirien.

Im Lauf der folgenden Jahrzehnten stellten die Eheleute Peters mehrere Ausreisegesuche, von denen die ersten abgelehnt wurden; erst 1988 erhielten sie die Erlaubnis, Verwandte in Westfalen zu besuchen. Zu diesem Zeitpunkt war noch ungewiss, ob auch die Kinder die Ausreiseerlaubnis erhalten würden; wäre sie ihnen verweigert worden, dann wären die Eltern nach Kasachstan zurückgekehrt. Doch zu ihrer Freude durften auch die drei Kinder mit ihren Familien nach Deutschland kommen. 1989 zog Annemarie Peters mit ihrem Mann nach Ebingen. Er starb 1996; ein weiterer Schicksalsschlag war der Unfalltod einer Tochter. Sechs Jahre lang arbeitete Annemarie Peters ehrenamtlich für das Rote Kreuz Balingen und half Um- und Aussiedlern aus Russland beim Ausfüllen von Formularen und bei der Arbeitssuche.

Doch am wichtigsten war ihr immer die Familie, zu der neben den Kindern, die sie im Alltag unterstützen, und deren Ehepartnern sechs Enkel und acht Urenkel gehören. Zusammen mit ihnen wird sie heute ihren 90. Geburtstag feiern.