Unter Umständen kann es sich lohnen, beim Brötchenkauf darauf zu achten, was auf der Tüte steht. Foto: Iannone

Senioren im Fokus. Polizeichef warnt vor immer dreisteren Methoden der "Enkeltrickser".

Albstadt-Truchtelfingen - Der Betrug an Senioren hat Hochkonjunktur – trotz intensiver Aufklärungsarbeit der Polizei und regelmäßiger Warnungen in den Medien nimmt die Zahl der Delikte zu. Das war kürzlich beim Ortstermin im Polizeirevier Albstadt zu erfahren.

Von "unglaublich dramatischen Schicksalen", gar vom "sozialen Tod", der oft die Folge sei, spricht Alexander Pick, Präsident des Polizeipräsidiums Reutlingen, zu dem die Polizei Albstadt seit Jahresbeginn gehört, beim Besuch auf dem Truchelfinger Revier. Das Thema liegt Pick am Herzen, betrifft es doch hauptsächlich ältere Menschen, für die der Verlust großer Summen Geldes durch Betrug oft mit finanziellen Problemen und überdies mit Scham verbunden sei.

Die Rede ist vom "Enkeltrick" und anderen Methoden, gutmütigen Senioren durch Vorspiegelung falscher Tatsachen Geld aus der Tasche zu ziehen. In geradezu "wellenartigen Telefonbetrugsversuchen", wie Pick betont. Die Polizei hat deshalb Sponsoren ins Boot geholt und Warnhinweise auf Brötchentüten vom Bäcker drucken lassen, berichtet Pick und nennt einen Fall, in dem das unmittelbar zum Erfolg geführt habe: Die Brötchentüte habe noch auf dem Küchentisch gelegen, als die Betrüger anriefen – und der Angerufene habe sofort richtig reagiert.

Auch mit Banken und deren Sicherheitsbeauftragten arbeite die Polizei zusammen, sagt Pick, werden Senioren doch oft von "Enkeln", die angeblich in der finanziellen Bredouille stecken, zur Bank geschickt, um Geld abzuheben. "Dort findet allerdings oft keine Begegnung zwischen den Bankangestellten und den Kunden mehr statt", sagt Pick. "Viele holen ihr Geld direkt aus ihrem Bankschließfach." Um so wichtiger und nützlicher sei daher die Präventionsarbeit der Polizei bei Seniorennachmittagen, ergänzt Dietmar Schönherr, Leiter der Kriminalpolizeidirektion Rottweil.

Zwei Problemen sehen sich die Beamten immer wieder gegenüber: Zum einen hätten gerade ältere Menschen ein großes Vertrauen zur Polizei, und dieses Vertrauen werde ihnen zum Verhängnis, wenn Betrüger sich als Polizisten ausgäben. Zum anderen aber, so Pick, seien die Täter oft "hochgradig eloquent und überzeugend". Es sei sogar schon so weit gekommen, dass Betrüger sich als Polizisten ausgäben und den Besuch "falscher Polizeibeamter" ankündigten, die allerdings echt seien. Einmal habe ein Betrüger einen Mann gar gefragt, ob dieser eine Schusswaffe besitze, und ihm, als dieser die Frage bejahte, empfohlen, auf die "falschen" Polizisten zu schießen. "Gott sei Dank ist es nicht dazu gekommen", sagt Pick. Allerdings habe sich der Senior mit seiner Waffe im Haus verschanzt, als die "echten" Polizeibeamten auftauchten. In einem anderen Fall habe eine betrogene Person Geld auf der Bank geholt und auf Nachfrage der Angestellten beteuert, dass sie eben nicht auf den Enkeltrick hereingefallen sei. "Und trotzdem war es so."