Sorgt für den "Jojo-Effekt": Bassist Jojo Wolter Foto: Schwarzwälder Bote

Benefizkonzert: Duo "Uwe X." ermuntert zum Träumen und macht sich nicht über Minderheiten lustig

Zwischen Heiterkeit und Gänsehaut wechselte die Stimmung beim Benefizkonzert von "Uwe X." in der Erlöserkirche, das mehr Zuhörer verdient gehabt hätte – nicht nur wegen des Spendenzwecks.

Albstadt-Tailfingen. Vom "Jojo-Effekt" spricht Uwe Schäfer gerne, "wenn genial groovig gespielter Bass meine Lieder so richtig perfekt macht", wie es beim Benefizkonzert in der Erlöserkirche der Fall war, denn Jojo Wolter am Bass begleitete den Liedermacher, der am liebsten deutsch singt, deshalb auch kein "Singer-Songwriter" sein will und einen Traum hat. Ganz wie Josef aus der Bibel, der Opfer von Menschenhandel gewesen sei, mit seinen Träumen die Welt gerettet habe und deshalb der Schutzpatron von "Schluss-Strich" ist, jenem Verein, zu dessen Gründern Uwe Schäfer gehört und der Mädchen, junge Frauen, aber auch Jungen aus der Zwangsprostitution befreit, ihnen Hilfe, Bildung und eine Zukunft schenkt. Die Projekte, die "Schluss-Strich" unterstützt, sind in Indien, der Dominikanischen Republik, aber auch in Deutschland, und profitieren von jedem Spenden-Cent – auch weil "Uwe X.", das Duo mit Botschaft, bei Konzerten wie in Tailfingen die Nebenkosten einspielt.

Alles andere als Nebensache sind dabei die Songs des Pastors, der zum Freundeskreis von Pfarrer Christoph Fischer und seiner sympathischen Familie gehört, denn sie sind derart direkt aus dem Leben gegriffen, dass die – zu wenigen – Zuhörer schnell Feuer fingen. In den pfiffigen Texten fordert Schäfer seine Zuhörer auf, sie selbst zu sein, weil’s schließlich schade wäre, wenn es sie nicht mehr gäbe, und sich nicht völlig von anderen leeren zu lassen, denn "nach ›leer‹ kommt ›Implodier’n‹" – eine Erfahrung, die er selbst gemacht hat und die als "Burn out" bekannt ist.

Das Lied war eines von drei neuen, die "Uwe X" mit nach Tailfingen brachte, ebenso wie "Danke, Nein", was für manche noch schwerer auszusprechen sei als "Transsubstantiation" – von "Wesensveränderung", so die deutsche Übersetzung, hält Schäfer schließlich auch nichts.

Das dritte Neue hat er Dörte gewidmet, die in seinem Zugabteil ständig ins Handy geplappert hatte: "Das geht ja wohl gaaaar nicht!" Schäfer hatte dann bei der "Singer-Songwriter-Gewerkschaft" nachgefragt, ob man sich über dumme Menschen lustig machen dürfe, und erfahren: "Ja, denn die sind keine Minderheit!" Das Lied "Geht ja wohl mal gar nicht" fetzt dann, genau wie die meisten des Duos, das handfesten Blues mit Moundharmonika garniert. In anderen Songs spielen und singen sie kraftvoll gegen Krafträuber an, stellen selbstbewusst fest "Ich bin, der ich bin", und in jedem Text lebt der Sänger seinen Lebensplan vom "Geschichtenerzähler und Liederausdenker" voll aus.

Sein "Zuhause to go" hatte der Pastor gar in Südafrika dabei

Die beiden können aber auch Ballade, wie sie mit "Der Träumer" und dem Abschiedslied "Bei Dir zu Hause" beweisen. "Zuhause", das ist für den gebürtigen Wuppertaler, der mit 17 daheim auszog und acht Jahre in Südafrika lebte, sein Glaube an Jesus Christus, "der mich liebt, so wie ich bin, mein bester Freund". Er ist Schäfers "Zuhause to go"

Ein grooviges Lied über "pädagogisch interessante Kinder, wie er selbst eines gewesen sei, schicken Uwe Schäfer und sein Duo-Partner nach knapp zwei Stunden mitreißender Musik voller Lebensklugkeit und Wortwitz als Zugabe freilich doch noch hinterher: "Anders denken, hören sehen" – kurz ADHS, mit der Botschaft: "Egal, wer Dir sagt: Du bist nicht ganz dicht - glaub’ das bitte nicht."