Gut 100 Teilnehmer begrüßten Nicolaus Prinz (vorne) und Jan Kobernuß beim Tourismus-Workshop. Fotos: Eyrich Foto: Schwarzwälder Bote

Masterplan Tourismus: Qualität statt Quantität wünschen sich die Albstädter – und mehr Kommunikation

Ideen sind am besten, wenn sie von den Praktikern kommen. Deshalb hat die Stadt Gastronomen, Touristiker, Händler, Vereinsvertreter, ja alle Bürger eingeladen, am Masterplan Tourismus 2030 mitzuarbeiten. Es hat sich gelohnt.

Albstadt-Tailfingen. War es vor zehn Jahren im ersten Masterplan Tourismus darum gegangen, touristisch überhaupt etwas aufzubauen, geht es nun darum, das Erreichte zu verbessern. Feinschliff ist gefragt. Das betonten Jan-F. Kobernuß und Nicolaus Prinz von der "ift Freizeit- und Tourismusberatung" aus Köln beim Workshop, zu dem die Stadt alle Albstädter ins Foyer der Zollernalbhalle eingeladen hatte. An Stellwänden sammelten sie und die Mitarbeiter des Amtes für Kultur, Tourismus und bürgerschaftliches Engagement Ideen zu vier Themenblöcken.

Ganz wichtig, auch für die Albstädter selbst – denn darin liegt für sie ein Mehrwert des Tourismus – ist, wie Kobernuß erklärte, die Infrastruktur, die es mit dem Tourismus auszubauen gilt. Die Albstädter wünschen sich die Optimierung des ÖPNV, die Reaktivierung der Talgangbahn, den Ausbau von Alpin-Skipisten, eine Rodelbahn, einen Baumwipfelpfad, eine Hängebrücke und eine Aussichtsplattform, noch mindestens einen weiteren Winterwanderweg, um den Andrang auf den zwei bestehenden zu entzerren, und attraktivere Mountainbike-Strecken, etwa durch Einbindung der schönsten Aussichtspunkte in den Streckenverlauf.

Sonderbar mutet zunächst der Wunsch nach der Einführung von Parkgebühren an. Doch Kobernuß wusste den Hintergrund zu erklären: Mit dem Geld ließen sich mehr Parkplätze finanzieren.

Dass Albstadt aufpassen müsse, den touristischen Bogen nicht zu überspannen, auf Tier- und Naturschutz zu achten, mahnten ebenfalls Bürger an: Damit die schöne Natur, die Ruhe und Erholung, die Besucher suchten, nicht verschwinde.

Mit Blick auf die Betriebe wünschen sich auch deren Inhaber mehr Unterstützung der Stadt, etwa bei planungsrechtlichen Angelegenheiten, eine stärkere Einbindung der kulturellen Einrichtungen – warum nicht zum Hotel gleich die Eintrittskarten für die Museen buchen? – und mobile gastronomische Einrichtungen für stärker frequentierte Tage. Früher hieß das "Imbisswagen".

Die Innenstädte besser vernetzen mit den Traufgängen

Die Alternative: Innerstädtische Gastronomie und Einzelhandel sollten besser mit den Traufgängen vernetzt werden, damit auch sie profitieren. Nicht zuletzt die Großveranstaltungen würden so wahrgenommen, dass sie keinen nachhaltigen Effekt auf die Albstädter Wirtschaft hätten, meinen die Bürger. Sie wünschen sich Maßnahmen, durch die aus Tagesgästen Stammgäste werden, mehr einfache Übernachtungsmöglichkeiten für Mountainbiker, etwa auf dem Campingplatz, und eine Stärkung der Übernachtungsbetriebe, beispielsweise durch zentrale Buchungsmöglichkeiten. Ihnen, so war zu hören, drohe "Airbnb" die Butter vom Brot zu nehmen – gemeint sind Online-Plattformen, über die Gäste private Zimmer, etwa im Tausch, finden.

Bessere Vernetzung und Optimierung der Kommunikation aller Beteiligten sind auch die Stichworte unter der Überschrift "Angebot/Produkte": Auch hier mahnten die Albstädter bessere statt mehr Angebote an – nicht den Flächenverbrauch durch weitere Strecken erhöhen, sondern Service und Angebote an bestehenden Strecken verbessern und diese besser ausschildern, auch im Hinblick auf E-Bike-Tauglichkeit, so lauten die Wünsche.

Tafeln mit Informationen zu Stadt und Landschaft, Bike-Leihstationen, MTB-Training drinnen, ein besseres Wellness-Angebot – dafür steht laut Prinz derzeit nur das Badkap – und Hinweise auf Schlechtwetterangebote wie die Museen fehlen nach Meinung der Bürger außerdem an den touristischen Orten.

Was die Vermarktung betrifft, so sind Werbe-E-Mails eines der neuen Pferde, auf welche die Stadt setzen will. Die Internetseite des Albstadt-Tourismus als zentrale Buchungsstelle einzurichten, halten viele für eine gute Idee, die Schweiz und Österreich für Märkte mit Potenzial und einen besseren Dialog für notwendig – etwa zwischen der Stadt und den Bürgern, vor allem den Anwohnern bei Großveranstaltungen.

Unter "Querschnittausgaben" summierte Prinz abschließend ebenfalls Kommunikations- und Kooperationsthemen, aber auch den Zustand der Stadt und des Umlandes im Hinblick auf Sauberkeit und Erscheinungsbild. All das, so Prinz und Kobernuß, soll in den nächsten sechs Wochen in den Masterplan Tourismus 2030 eingearbeitet werden. Im Januar dann ist der Gemeinderat am Zug und entscheidet.