Vibrafonist Dizzy Krisch, Saxofonist Jochen Feucht und Gitarrist Günter Weiss (von links) gastierten in Lautlingen. Foto: Brandner Foto: Schwarzwälder Bote

Jazz: Das Jochen Feucht Trio gastiert im Lautlinger Stauffenberg-Schloss

Zum wiederholten Mal hat Jochen Feucht, einer der vielseitigsten Musiker der deutschen Jazzszene, ein Gastspiel im Lautlinger Stauffenberg-Schloss gegeben und sein aktuelles Musikprojekt vorgestellt.

Albstadt-Lautlingen. Zusammen mit dem Tübinger Vibrafonisten Dizzy Krisch und dem Gitarristen Günter Weiss aus Stuttgart bot Feucht auf Sopransaxofon, Bassetthorn und Flöte einen kammermusikalischen Jazz, bei dem die nachdenklichen und ruhigen Töne überwogen. Offenheit, Konzentration und Aufnahmebereitschaft waren erforderlich, um in diese Musik einzutauchen und ihr gerecht zu werden; die Freunde "cooler Grooves" und "harter Beats" kamen – wie zu erwarten – an diesem Abend nicht auf ihre Kosten.

"Weltmusik" könnte man Feuchts Stil nennen, aber eher in dem Sinn, in dem der Ausdruck Ende der 1970er Jahre benutzt wurde, als sich der aus europäischer, afrikanischer und amerikanischer Musik hervorgegangene Jazz auch für die Musik des Nahen und Fernen Ostens öffnete. Vor allem die Improvisationskunst der indisch-klassischen Musik hatte es Musikern wie John McLaughlin und Ralph Towner sowie der Komponistin Carla Bley angetan – von diesen Dreien hat Jochen Feucht Kompositionen in sein Programm aufgenommen.

Aber auch seine eigenen Stücke überzeugten, durch melodischen Einfallsreichtum ebenso wie durch ausgefallene Rhythmik. Feucht, der seine drei Instrumente gleichermaßen virtuos beherrscht, setzt sie immer entsprechend dem Charakter des jeweiligen Stücks ein und pflegt in seinen Soli eine noble Zurückhaltung – nicht technische Finesse, sondern der poetische Ausdruck steht im Vordergrund. Vibrafonist Dizzy Krisch braucht den Vergleich mit internationalen Stars wie etwa Gary Burton, nicht zu scheuen: Seine virtuosen Soli ließen keine Wünsche offen, Spannung, Sensibilität und nicht zuletzt Humor kennzeichneten seine Improvisationen.Unaufdringlich sorgte Günter Weiss auf der zwölfseitigen Gitarre für einen stabilen, oft minimalistischen Hintergrund, der immer wieder Assoziationen zu asiatischen Klängen weckte.

Das Potenzial dieser Art von "Weltmusik" ist noch lange nicht ausgeschöpft und wird mit Sicherheit die Zukunft der improvisierten Musik bestimmen. Vor allem, wenn sie – wie am Samstagabend in Lautlingen – von hochkarätigen Musikern weiterentwickelt wird und "offene Ohren" findet.