So soll das neue Wohnhaus Am Markt aussehen, wenn es fertig ist. Grafik: Vosseler

Neue Nachbarn für alte Rosskastanie: Wohnbaugenossenschaft will weiteres Projekt in Stadtmitte realisieren.

Tailfingen boomt und die Wohnungsbaugenossenschaft Tailfingen (WBG) will weiter daran mitarbeiten. Am Markt entsteht ein weiteres Haus mit 14 Wohnungen.

Albstadt-Tailfingen - Der Wirtschaftlichkeit sollen weder die Qualität des Baus noch die Qualität der Architektur zum Opfer fallen – das freut den Architekten Bernd Vosseler besonders. Mit ihm arbeitete die WBG schon bei einer Sanierung in der Schneiderstraße zusammen und kam im Frühsommer 2019 auf ihn zu, um in der Neuen Mitte noch einen drauf zu setzen. "Nach dem großen Erfolg" – gegenüber dem Technischen Rathaus Am Markt 7 waren alle Wohnungen in kürzester Zeit verkauft – "wollten wir in der Neuen Tailfinger Mitte ein weiteres Wohnprojekt realisieren", sagt Vorstandsvorsitzender Axel Pflanz. Besonders dankbar ist er sowohl dem Baudezernat der Stadt Albstadt und dem Technischen Ausschuss des Gemeinderats als auch dem WBG-Aufsichtsrat mit der Vorsitzenden Brigitte Sauter-Weegen und ihrem Stellvertreter Bernd Stoll, Geschäftsführer Holger Gladen und seinem eigenen Stellvertreter Caslav Oplanic für die reibungslose Zusammenarbeit.

Auch zwei Penthouse-Wohnungen geplant

Am Markt 8, Ecke Tagolfstraße, baut die WBG seit dieser Woche auf zwei Grundstücken ein Wohnhaus mit vier Etagen und etwas zurück gesetztem Penthouse. Im Erdgeschoss sind acht Garagen und zwei Stellplätze vorgesehen, im ersten, zweiten und dritten Stock je vier Drei-Zimmer-Wohnungen, im Penthouse zwei Wohnungen mit umlaufender Dachterrasse. Zwischen 83 und 123 Quadratmetern sind die Wohnungen groß, durch einen Aufzug erreichbar und barrierefrei respektive barrierearm – diesbezüglich haben Käufer die Wahl. Dasselbe gilt für den Zuschnitt der Wohnungen, für die Bernd Vosseler je drei mögliche Varianten geplant hat. Mit offener oder separater Küche, mit Gäste-WC oder ohne – in solchen Fragen haben früh Entschlossene die Wahl, ebenso wie bei der Innenausstattung. "Im Preis ist ein gewisser Standard enthalten", erklärt Pflanz mit Blick auf Fußbodenheizung, bodenebene Duschen, Videosprechanlagen und andere Elemente, die bei der WBG dazugehören. Extra-Ausstattung könne freilich jeder nach Wunsch draufsatteln, etwa besonders edle Fliesen, Bodenbeläge, Armaturen oder Ähnliches.

Holger Gladen wird nun zunächst jene informieren, die bei der WBG bereits Interesse an einer Wohnung in der Neuen Mitte angemeldet haben – ihre Liste ist länger als die der Wohnungen, die zum Verkauf stehen werden. Die Interessenten haben die Möglichkeit, eine Reservierungsvereinbarung abzuschließen, und erst danach startet – falls noch notwendig – die Verkaufswerbung.

Stärkung der neuen Mitte

Wichtig ist der WBG laut Axel Pflanz, möglichst viele regionale Firmen einzubinden – die Baufirma Löffler ist bereits am Werk – und mit dem Gebäude zur Stärkung der Neuen Mitte beizutragen. Dass Innenstadtbewohner die besten Kunden der Innenstadt-Geschäfte sind, ist den Mitgliedern der Genossenschaft ebenso bewusst wie der Wunsch vieler älterer Albstädter, ihre großen Häuser an den Hängen nach dem Auszug der Kinder gegen eine bequeme Wohnung in der Innenstadt einzutauschen.

In Zeiten der Klimakrise will die WBG mit ihrem Massivbau zudem den energetischen Standard übertreffen und setzt auf Wärmedämmung, Dreifachverglasung, warme Bauteiloberflächen und eine mechanische Zu- und Abluftanlage mit Wärmerückgewinnung. Zur Behaglichkeit sollen zudem mit Holz ausgekleidete Loggien beitragen.

Dass die "stadtbildprägende Rosskastanie" am östlichen Grundstücksrand – sie wurzelt zum Teil in städtischem Grund – stehen bleibt, sei ein Wunsch vieler Tailfinger gewesen, berichtet Axel Pflanz, und so habe Vosseler den Bau so weit wie möglich nach Westen gerückt. Die Folge: Der Baum – zwischen 80 und 100 Jahre ist er alt – wird künftig sogar mehr Lebensraum haben als zu Zeiten, da zwei Wohnhäuser auf den bisher zwei Grundstücken standen.

Mit der Denkmalbehörde hat die WBG ebenfalls alles geklärt, denn Tailfingens Innenstadt gilt als archäologisches Bodendenkmal. Im Klartext: Spuren der Vergangenheit könnten im Boden auftauchen. Theoretisch. Bernd Vosseler geht allerdings von zügigem Bauverlauf aus, so dass bis zu den Handwerkerferien im Hochsommer 2021 der Rohbau steht. 2022 soll das Gebäude bezugsfertig sein. Spätestens dann stellt Holger Gladen sich darauf ein, wieder besonders oft die Frage zu hören: "Wann baut Ihr wieder in der Neuen Mitte?"

Die 1949 gegründete Wohnungsbaugenossenschaft Tailfingen zählt 488 Mitglieder; sie besitzt 234 Wohnungen, drei Gewerbeeinheiten und bewirtschaftet 14 084 Quadratmeter Fläche und 54 (Tief-)Garagenstellplätze. Die jüngste Bilanzsumme beträgt 5,15 Millionen Euro, die Eigenkapitalquote 66,45 Prozent.