Das erste E-Bike-Lizenz-Rennen im Cross-Country ist beim UCI Mountainbike Weltcup auf Tailfinger Boden ausgetragen worden. An der Strecke: ein inzwischen passionierter E-Bike-Fahrer, der gute Tipps für Nutzer hat – und solche, die es werden wollen.

Albstadt-Tailfingen. Dass Mike Kluge ein E-Bike bräuchte, um Berge hochzufahren, kann man nun wirklich nicht behaupten: Der einstige Weltmeister und einzige deutsche Weltcup-Sieger im Cross-Country ist 56 Jahre alt, aber topfit – woran das E-Bike seinen Anteil hat, wie er im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten berichtet.

Schon bei seiner ersten Probefahrt 2011 im Wald mit einem Trekking-E-Bike hat er gemerkt: "Das macht ja Riesenspaß!" Dasselbe mit dem E-Mountainbike zu machen – Kluge schreckte erst davor zurück. Der Ruf als Sportgerät für ältere Leute hielt ihn ab. Erst zwei Jahre später schwang er sich schließlich aufs E-MTB und erkannte sofort den Vorteil: "Damit kann man Dinge machen, die sonst weh tun, und raufkommen, wo man sonst nicht rauf kommt." Wobei er zu bedenken gibt, "dass Du da ja auch wieder runter musst" – das müsse man sich vorher überlegen.

Die Belastungsgrenze lasse sich mit E-Bike verschieben, der Einsatzbereich ausweiten – ein Vorteil auch für sportliche Fahrer, weiß Kluge heute. Deshalb baut er inzwischen selbst E-MTB mit seiner Marke "Focus Bikes" für alle Bedürfnisse vom Alltags-Bike bis zur Rennmaschine und organisiert E-Bike-Events.

Am tiefsten Punkt – das macht die Sache stabil

Weil der Motor am tiefsten Punkt des Bikes sitze, sei das sehr stabil, was die Sturzgefahr verringere und den Grenzbereich, gerade für Anfänger, nach oben verschiebe. Komme es aber tatsächlich zum Sturz, sei ein E-Bike allerdings grundsätzlich gefährlicher, mahnt der Kenner: das höhere Gewicht, dadurch mehr Schub – das dürfe man nicht unterschätzen.

Ganz wichtig – Mike Kluge kann das gar nicht dick genug unterstreichen – sei es deshalb, das Bike richtig einstellen zu lassen. Seit einem schweren Sturz vor zwei Jahren mit einem nicht eingestellten Rad weiß er das selbst noch besser. Bremsen, Räder, Profil, Reifendruck – darum sollte sich vor der ersten Fahrt jemand kümmern, der sich damit auskennt. "60 bis 70 Prozent der Unfälle passieren, weil die Räder falsch eingestellt sind. Und eine Unterweisung, etwa im Bremsen, ist definitiv ein Muss!"

Und wie findet man den echten Fachmann? Mike Kluge rät dazu, sich erst im Internet schlau zu machen, um die Technik zu verstehen und die richtigen Fragen stellen zu können – so ließen sich gute und kundige Händler leichter von jenen unterscheiden, die nur schnelles Geld verdienen wollten.

Kinder sollten erst testen, wo Feierabend ist

Sind E-Bikes auch etwas für Kinder? Da schüttelt Kluge entschieden den Kopf: "Sie sollten erst mal auf einem normalen Rad Erfahrung sammeln und den einen oder anderen Sturz erleben, um zu wissen, wo Feierabend ist", betont er. Sein "Alte-Leute-Image" hingegen habe das E-Bike im Allgemeinen und das E-MTB im Besonderen inzwischen aber abgelegt, wenngleich es noch ein paar Fahrer gebe, die glaubten: "Das E-Bike raubt ihnen die Männlichkeit", sagt Kluge schmunzelnd. Schließlich ließen sich damit "eine Menge Leute wieder vom Auto aufs Bike bringen".

Damit sie damit auch Spaß haben und es gerne nutzen, rät Kluge dazu, auf Qualität zu achten und nicht am falschen Ende zu sparen, bietet mit "Focus" selbst Bikes in diversen Preisklassen an. Außerdem sollte der Nutzer vorher gut überlegen, wozu er das Bike verwenden wolle.

Wie wird sich der E-Bike-Sport entwickeln – nun, da beim "Mercedes-Benz UCI Mountainbike Weltcup in Albstadt" das erste E-MTB-Lizenzrennen gefahren ist? "Wir stehen erst am Anfang", sagt Kluge, einer der besten Kenner dieses Sports, der nicht umsonst den Spitznamen "Mike – The Bike" trägt. "Ich wünsche mir, dass es bald eine offene Klasse gibt." Er grinst und fügt hinzu: "Dann fahre ich auch wieder Rennen!"

Erstes E-Mountainbike-Lizenzrennen

134 Fahrer haben am ersten E-Mountainbike-Lizenzrennen – Cross-Country Juniors und E-Cross-Country-Elite – in Albstadt teilgenommen. Schnellster war der Brite Charlie Aldridge mit 58:21,4 Minuten vor dem Kanadier Carter Woods mit 58:34,5 und dem Belgier Lukas Malezsewski mit 58:43,6. Schnellster Deutscher war Markus Eydt auf Platz 23 mit 1:01:45.

Er fuhr für die Deutsche Nationalmannschaft. Niklas Scherer vom Gonso-Rawoflex-Team/RSG Zollern-Alb war mit 1:09:43 der schnellste Lokalmatador auf Platz 102. Alle waren mit Motoren unterwegs, die maximal 25 Kilometer pro Stunde bringen. Die High-Speed-Variante (HS-Variante), die bis zu 45 Kilometer pro Stunde liefert, war beim Rennen nicht erlaubt.