Gerold Götz hat am Feiertag seinen 95. Geburtstag gefeiert. Archiv-Foto: Kistner Foto: Schwarzwälder Bote

Jubiläum: Gerold Götz hat im Familienkreis seinen 95. Geburtstag gefeiert / Ehrenmitglied in allen Vereinen

Albstadt-Margrethausen. Seine Großeltern väterlicherseits hat Gerold Götz noch kennen gelernt, was nicht selbstverständlich ist: Sie waren 1834 beziehungsweise 1837 geboren und hoch in der Achtzigern, als der Enkel, jüngster von zwölf Geschwistern, am 1. November 1923 zur Welt kam. Langlebigkeit gehört offensichtlich zum Erbgut der Familie Götz: Gerold Götz selbst wurde am Donnerstag 95 Jahre alt.

Und auch das ist nicht selbstverständlich: Mit 21 gehörte Gerold Götz im Winter 1944/45 nämlich zum letzten Aufgebot der Wehrmacht an der Oder und in Berlin. Am 20. April 1945 geriet seine Einheit unter Beschuss durch Stalinorgeln; bei einer Detonation in unmittelbarer Nähe wurde Götz von Granatsplittern getroffen, im Brustkorb und am linken Arm. Man flickte ihn notdürftig zusammen; dann machte er sich auf den Weg ins Lazarett.

Mit dem Zug fuhr er nach Nürnberg. "Dabei", erinnert er sich, "lief mir das Blut in die Schuhe." Der Splitter in der Brust ist nie entfernt worden; der Arm blieb steif. Wäre ein Arzt in der Nähe gewesen, dann wäre keine große Operation nötig gewesen – nachher war es zu spät. In den folgenden Jahrzehnten verrichtete Gerold Götz trotz steifem Arm schwere körperliche Arbeit – er hatte seinerzeit Milchkühe und Pferde; das bedeutete harte Arbeit, Aufstehen zu nachtschlafener Zeit und niemals Urlaub.

Im Winter verkaufte Götz Weihnachtsbäume und versah mit seinem Unimog den Räumdienst in Margrethausen. Und er spielte Handball in der TSG, vorzugsweise der Abwehr: An dem Hünen mit den tellergroßen Pranken war kein Vorbeikommen: "Scheunentorverteidiger haben sie mich genannt." Auch in anderen Vereinen engagierte er sich; unter anderem ist er letztes noch lebendes Gründungsmitglied des VdK, der ihn erst kürzlich geehrt hat – es gibt wohl keinen Verein in Margrethausen, der ihn noch nicht zum Ehrenmitglied ernannt hätte.

Selbst mit dem Rollator transportiert er Holz

Auch mit 95 lebt Gerold Götz in seinem Haus am unteren Ende der Ebingerr Straße, das er nach dem Tod seiner Frau Else im Jahre 2001 allein bewohnte und in dem sich mittlerweile sein Sohn Franz-Josef um ihn kümmert. Mit 90 hatte er sein Brennholz noch selbst gehackt; heute transportiert er es immerhin mit Rollator, mit dem er oft im Dorf unterwegs ist, nach Hause. Ein Foto davon wurde im Januar beim Neujahrsempfang gezeigt: Margrethausen ist stolz auf Gerold Götz; welcher Ort kann vergleichbares Urgestein vorweisen.

Wenn man ein guter Katholik und an Allerheiligen geboren ist, dann geht man an seinem Geburtstag in die Kirche – dort brachte ihm zu seiner Freude am Donnerstag die Gemeinde ein Ständchen. Gefeiert wurde im Familienkreis, der nicht gerade klein ist: Gerold Götz hat drei Söhne, eine Tochter, 13 Enkel und mittlerweile zwei Urenkel.