Äußerst lebhaft geht es beim Frauenfrühstück in der Ditib-Moschee in der Tailfinger Georgstraße zu. Foto: Müller

Integration: Beim Frauenfrühstück in der Ditib-Moschee sind alle willkommen – nur Vorurteile nicht.

Albstadt-Tailfingen - Frauenfrühstück bieten fast alle christlichen Gemeinden in Albstadt an. Was viele nicht wissen: Auch in der Moschee in der Tailfinger Georgstraße gehört es zum Programm.

So manche Überraschung kann erleben, wer der Einladung zum muslimischen Frauenfrühstück in die Moschee folgt. Dort werden viele Vorurteile widerlegt: Die Damen, ob mit oder ohne Kopftuch, sprechen ausgezeichnet Deutsch und verblüffen mit ihrer Haltung zum Thema Integration: Sie sei machbar, denn jeder Moslem habe deutsche Nachbarn, die er einladen könne.

Auf Einladung der Musliminnen sitzen in der Ditib-Moschee Frauen verschiedener Religionszugehörigkeit und Nationalität beim Frühstück zusammen. Sie kommen miteinander ins Gespräch, tauschen Kochrezepte aus, sprechen über die Kinder und die Schule. Der Tisch ist reich gedeckt, und das muss er sein – zwischen 80 und 100 Frauen, vorwiegend aus Albstadt, aber auch aus anderen Teilen des Zollernalbkreises, kommen zum monatlichen Treffen, das 2007 ins Leben gerufen wurde, in die "Ditib"-Moschee der "Türkisch-islamischen Union der Anstalt für Religion". Die Türkinnen sind natürlich in der Mehrheit, aber es sind auch viele Besucherinnen italienischer Herkunft da, die das mediterrane Speisenangebot – Oliven, verschiedene Gemüse-, Salat- und Käsesorten, Eier und süßen Backwaren. Dafür nimmt so manche italienische Mitarbeiterin der Augustenhilfe frei: In italienischen Kreisen in Albstadt gebe es so etwas nicht, wird mit leisem Bedauern festgestellt.

Kirchenvertreterinnen schauen auch vorbei

Auch Vertreterinnen christlicher Kirchen, etwa der katholischen Gemeinde St. Elisabeth oder der Caritas, schauen regelmäßig vorbei. Ihnen geht es darum, "in Frieden zusammen zu leben", wie sie betonen. So schwierig scheint das nicht zu sein: Es wird viel gelacht beim gemeinsamen Austausch.

Im monatlichen Wechsel sind jeweils sechs Frauen für das Herrichten des Frühstücks zuständig. Hatice Keser, die in Tailfingen aufgewachsen ist, trägt kein Kopftuch – und versucht, Vorurteile gegen die Kopftuchträgerinnen auszuräumen.

Es sei ein Irrtum, dass diese sich nicht anpassen wollten, betont sie und berichtet, dass immer sie angesprochen werde, wenn sie mit einer Kopftuchträgerin unterwegs sei. Der wird von den Deutschen offenbar unterstellt, dass sie kein Deutsch könne – ein Trugschluss.

Richtig sei aber auch, dass Angehörige anderer Nationalitäten die deutsche Sprache schneller erlernten – Türken täten sich damit sehr schwer. Und: Manche wollten sich nur zum Teil oder gar nicht integrieren und lieber unter sich bleiben, weil sie glaubten, ohne Sprachkenntnisse auszukommen – das treffe vorwiegend auf Migranten aus ländlichen Gegenden der Türkei zu.

Vorbildlich integriert ist eine Türkin aus Onstmettingen und ihre Familie: Sie trifft sich täglich mit ihren deutschen Nachbarn, spricht mit ihnen über alles – und tut sich auch mit der Emanzipation nicht schwer: Ihre Tochter arbeitet in der Bank – und der Schwiegersohn ist in Elternzeit.

  Das Frauenfrühstück findet an jedem ersten Mittwoch im Monat von 9.30 bis 12 Uhr in der Ditib-Moschee in der Georgstraße statt. Die Teilnahme kostet vier Euro. Alle Interessierten sind willkommen.