Einen Eindruck vom Lebens- und Arbeitsumfeld der Künstler erhalten die Besucher beim Rundgang durchs Museum. Foto: Schwarzwälder Bote

Künstlerhaus: Eva Wedel eröffnet in Burgfelden Privatmuseum über die Künstlerfamilie Wedel-Kükenthal

Edith Wedel-Kükenthal, Friedrich Wedel und Hans-Dieter Wedel haben in dem Haus Im Gässle 6 in Burgfelden gelebt und gearbeitet. Jetzt widmet Eva Wedel in dem Gebäude, in dem sie das Bergcafé betreibt, der Künstlerfamilie ein Privatmuseum.

Albstadt-Burgfelden. Es soll ein kleines Museum sein, ein Künstlerhaus, das Eva Wedel am Freitag, 22. Juni, ab 17 Uhr für geladene Gäste eröffnet: Heidrun Bucher-Schlichtenberger wird kommen und erzählen. Einen Tag später, am Samstag, darf dann die Bevölkerung bei einem Tag des offenen Hauses von 14 bis 18 Uhr das Museum besichtigen, welches das Leben und Arbeiten der drei Künstler Edith Wedel-Kükenthal, Friedrich Wedel und Hans-Dieter Wedel dokumentiert.

Zu sehen sind Werke der drei Künstler in einer Dauerausstellung, die immer in Absprache mit Eva Wedel von Donnerstag bis Samstag in der Zeit von 15 bis 18 Uhr zugänglich ist. Eva Wedel wird die Besucher durch das Museum führen, die Exponate erklären.

Der erste Raum, den Besucher sehen, ist das Wohnzimmer: Fotos, Gemälde, Möbel, alte Staffeleien erzählen im Raum ihre Geschichte. Dazu erläutert Eva Wedel die Bilder – zum Beispiel die Engelbilder aus dem Spätwerk von Edith Wedel-Kükenthal. Dabei öffnet Eva Wedel auch mal den Schrank und zeigt die Bücher, welche die Künstlerin illustriert hat. Dort steht auch ein Kupferteekännle, das der Überlieferung nach von Mozart stammt.

Ehrendiplom des italienischen Staates

Der zweite Raum ist das Schlafzimmer der Großeltern von Eva Wedel. Dort finden die Betrachter das Ehrendiplom des italienischen Staates bei der internationalen Ausstellung in Florenz für Edith Wedel-Kükenthal, das sie für ihre "Große Madonna mit musizierenden Engeln" erhalten hat. Wedel-Kükenthal wurde mit ihren Arbeiten damals mit Cezanne verglichen. Studien zu Ölbildern dokumentieren die Vorarbeiten zu den Werken. Einblick erhalten die Besucher zudem in die Schaffensperiode der Künstlerin in den 1950er-Jahren, als sie begann, zu abstrahieren und halbabstrakte sowie abstrakte Werke zu gestalten.

Im Treppenhaus ist ein Kinderporträt von Hans-Dieter Wedel zu sehen, gemalt von seiner Mutter, sowie sonstige Kinderzeichnungen, mit denen sie Geld verdient hat.

Im letzten zu besichtigenden Raum präsentiert das Museum die Materialien aus dem Atelier, etwa einen Malkasten, um im Freien zu malen, und den Plattenspieler, auf dem Edith Wedel-Kükenthal vor allem Beethoven gehört hat. Zu sehen sind Werke von Friedrich Wedel, der vor allem als Landschaftsmaler wirkte. Stifte, Winkel, Reißbrett geben einen Einblick in das Handwerkszeug des Künstlers. Da ist die Palette von Edith Wedel-Kükenthal, da sind Farbtuben, die noch weich sind. Im Schrank hängen die alten Malerkittel, liegen Jagdutensilien und stehen verschiedene Tinkturen. Dort lesen die Besucher auch die Lebensläufe der drei Künstler.

Auch ein bisschen Zeitgeschichte von Burgfelden ist im Museum zu spüren, etwa wenn der Kirchturm zu sehen ist, der Böllat mit seinen alten Bänken und der Blick auf das Wannental. Ein Hauch von Geschichte weht auch um den Speer und das Schild, die Willy Kükenthal, deutscher Zoologe und Forschungsreisender, von seinen Forschungsreisen aus dem Pazifikraum mitgebracht hat und die im Treppenhaus hängen.

Eva Wedel hat den gesamten Nachlass der Großeltern und des Vaters aufgehoben, weil sie noch zu Lebzeiten ihres Vaters mit ihm besprochen hatte, in dem Haus ein Museum einzurichten. Es ist also ihre gemeinsame Idee, um dem Schaffen der drei Künstler einen Raum zu geben, damit etwas bleibt, die damalige Zeit und die Kunst festgehalten werden.

Mit dem Projekt ein Versprechen eingelöst

Der Eintritt in das Museum ist frei, es ist eine Spendenkasse aufgestellt: "Ich bin dankbar für Spenden", sagt Wedel. Zur Eröffnung werden die Bilder von Wedels Vater im Café präsentiert. Alle Bilder, die im Museum zu sehen sind, sind im Privatbesitz. Eva Wedels Schwester Ursula hat fleißig mitgearbeitet und unterstützt.

Das Museum soll sich immer wieder verändern, immer wieder neue Arbeiten zeigen. Zu sehen sind rund 15 bis 20 Ölbilder und zirka 20 bis 30 Zeichnungen; "und ich habe noch ein bisschen was im Lager", sagt Wedel. Sie freut sich "wahnsinnig" auf die Eröffnung. An dem Projekt arbeitet sie seit 2002 intensiv. "Es ist das größte Vorhaben in meinem Leben und wichtig für die gesamte Familie." Mit dem Museum löst sie das Versprechen an ihren Vater ein, das sie gegeben hat, als dieser gestorben ist: "Ich habe es zu Ende gebracht trotz aller Widrigkeiten und Schwierigkeiten."

Das Haus "Im Gässle 6" ist damit wieder mit Kunst und Kultur gefüllt, und Eva Wedel verwirklicht sich ihren Traum, ihre Herzensangelegenheit. Das Projekt hat sie finanziell komplett aus eigenen Mitteln gestemmt. Neben dem Museum wird sie weiterhin das Bergcafé betreiben.

(hol). Fritz Wedel, geboren am 13. Juli 1886 in Worms, war Bildhauer, Maler und Böllatphilosoph. Er absolviert eine Bildhauerlehre, geht auf Wanderschaft durch Italien und studiert aufgrund seiner dort gesammelten Eindrücke ab 1912 an der Kunstakademie in Stuttgart. 1919 heiratet er die Malerin Edith Kükenthal und zieht 1920 nach Burgfelden, wo er bis 1968 als freischaffender Künstler tätig war. Zunächst widmet er sich Landschaftsmotiven, dann nach dem Zweiten Weltkrieg sind es Tuschezeichnungen, und Wedel abstrahiert immer mehr. Seine Eindrücke der Landschaft schlagen sich auch in schriftlich festgehaltenen Gedanken nieder. Am 15. Juni 1968 stirbt er nach langer Krankheit.

Edith Wedel-Kükenthal wird am 29. April 1893 in Jena geboren. Als sie sieben Jahre alt ist, stirbt ihre Mutter; dieser Verlust zieht sich durch ihr Werk. Von 1900 bis 1912 nimmt sie Kunstunterricht, studiert ab 1910 an der Kunstakademie in Breslau und gestaltet 1918 ihre erste Ausstellung. Von 1917 bis 1919 studiert sie in Berlin, heiratet dann Fritz Wedel, bricht ihr Studium ab und zieht mit ihm auf die Schwäbische Alb. 1920 kommen die beiden Töchter Margarete und Evi auf die Welt, 1921 wird Sohn Dieter geboren. An einem Augenleiden ernsthaft erkrankt, muss sie sechs Jahre ihre künstlerische Tätigkeit unterbrechen, um sich dann von 1928 bis 1936 verstärkt religiösen Themen zu widmen. 1933 erhält sie das Ehrendiplom des italienischen Staates bei der internationalen Ausstellung in Florenz für die "Große Madonna mit musizierenden Engeln". Ab 1955 eröffnet sie eine neue Schaffensperiode mit halbabstrakten und abstrakten Arbeiten. Seit 1963 hat sie ein Förderstipendium des baden-württembergischen Kultusministeriums. Am 28. Juni 1968 stirbt sie in Burgfelden.

Hans-Dieter Wedel, am 20. September 1921 in Tübingen geboren, eifert seinen Eltern nach und arbeitet nach seiner Rückkehr als Soldat im Zweiten Weltkrieg aus Kriegsgefangenschaft in Algier mit seinem Vater zusammen. Bis Anfang der 1960er-Jahre betreibt er das Bergcafé in Burgfelden. Als Industrievertreter tätig, malt er an der Staffelei in der Natur und entwickelt seinen eigenen Stil. Er kehrt zurück und arbeitet von 1973 bis 1982 als Kunsterzieher am Gymnasium in Ebingen und am Progymnasium in Tailfingen, ehe ihn eine lebensbedrohliche Erkrankung zum Abschied aus dem Schuldienst zwingt. Zurückgezogen lebt er von nun an im Elternhaus in Burgfelden. Nach schwerer Krankheit stirbt der Vater von sieben Kindern, der zweimal verheiratet war, am 8. September 2002.