Das Plakat lädt Kunden dazu ein, Einkaufsvergnügen mit Mehrwert zu verbinden. Foto: Eyrich Foto: Schwarzwälder-Bote

Einkaufen: Wirtschaftsförderer Andreas Hödl über Modelle für die Zukunft

Eine schöne Idee haben Geschäftsinhaber eines Albstädter Einzelhändlers mit einer Werbeagentur umgesetzt und ein Plakat kreiert, das die Albstädter auffordert: "Kauf in deiner Stadt!". Wie steht es um den Einzelhandel?

Albstadt. Die Nervosität mancher Geschäftsinhaber im Hinblick auf die bevorstehende Neuregelung der Innenstadtparkierung in Ebingen – Anwohnerparken im Hufeisen, Kurzzeitparker an dessen Peripherie – zeigt es: Dem Einzelhandel in der Innenstadt ging es schon mal besser. Was sind die Gründe: Der Internethandel? Die Parkplatzsituation? Oder gibt es weitere?

"Der Handel hat sich extrem verändert", sagt Wirtschaftsförderer Andreas Hödl, der nicht nur die Situation in Albstadt kennt. "Der Kunde kauft mit Lust zu jeder Zeit zu Hause auf dem Sofa ein." Mit dem Online-Portal "Hier bei Dir" habe Albstadt den Versuch gemacht, auch Online-Käufer zu bedienen. Doch "gelebt" werde das nicht, so Hödl. Tatsächlich finden sich derzeit sieben Albstädter Läden dort, bei denen Kunden auch Waren bestellen können. Weitere zehn stellen sich lediglich vor.

"Die Großen machen den Reibach und werden immer flexibler, streben Lieferung noch am selben Tag an", sagt Hödl über Amazon und Co. – "selbst im Lebensmittelbereich". Das bringe Kunden, während gleichzeitig alle "bunte Innenstädte mit kleinen schnuckeligen Läden" wollten. Große Einzelhändler und Filialisten überarbeiteten derzeit ihre Expansionsstrategien, gingen keine langfristigen Verträge mehr ein.

Als Ausweg für die Innenstädte sieht Hödl zum einen attraktive Neugründungen, zum anderen die Vermischung von Wohnen, Einzelhandel und Lifestyle in der "Stadt der Zukunft", zumal es gerade Senioren wieder verstärkt in die Innenstädte ziehe – und damit oft kaufkräftige Kunden für den Laden an der Ecke. Ein paar weitere Faktoren seien da freilich entscheidend, weiß der Wirtschaftsförderer, zu dessen täglichem Brot es gehört, sich über erfolgreiche Beispiele anderswo zu informieren: Grünflächen, Begegnungsorte und die individuelle Beratung, die gerade bei "Entspannungs- und Lifystyle-Produkten sehr, sehr wichtig ist", wie Hödl betont.

Und das Auto? Das neue, noch nicht an allen Stellen fertige Parkleitsystem sei "hervorragend", meint Hödl, weiß aber auch von Städten, "in denen man in manche Bereiche mit dem Auto gar nicht mehr rein kommt", wie etwa Esslingen. Dennoch funktioniere das Konzept, ohne dass der Einzelhandel Schaden nehme.

Was Kunden wollen: Schnell rein, schnell raus

Aus Untersuchungen weiß der Wirtschaftsförderer, was die Kunden wollten: Schnell rein und schnell raus, aber keine Parkplätze suchen. Tiefgaragen wie am Bürgerturm mit einer Stunde kostenloser Parkzeit seien dafür gut geeignet. Noch lieber wäre Hödl freilich ein großes Parkareal oberhalb des früheren Parkhauses Stellestraße, Richtung August-Sauter-Areal. Seit der Umgestaltung der Ebinger Innenstadt kämen zwar verstärkt Kunden aus dem Umland. Manche hätten allerdings Probleme mit dem Einbahnstraßen-System in Ebingen – nachvollziehbarerweise.

Angesichts der steigenden Zahl von Einwohnern und Arbeitsplätzen – auch der Wohnungsmarkt gestalte sich positiv – sieht Hödl große Chancen für die Innenstädte von Ebingen und Tailfingen, denn dort suchten die Menschen – etwa ältere Bewohner der Hänge – attraktiven Wohnraum, "dann bekommt auch das Thema Nahversorgung neue Dynamik". Einzelhändler könnten durch Kundenorientierung dazu beitragen. "Die Geschäftsmodelle vergangener Jahrzehnte funktionieren heute nicht mehr", weiß Hödl. "Auch nicht auf der Grünen Wiese."

Aus einer Studie zitiert Hödl, was zum Erfolg beitrage: wenn Unternehmen technische Errungenschaften in den Dienst der Menschen stellten, Händler zu "Vermittlern menschlicher Sehnsüchte würden, Handelsorte zu kreativen Lebensräumen, die sinnliche und persönliche Erlebnisse bieten". In Einkaufs-Centern breche nach Jahren des Wachstums und der Optimierung nun die Entschleunigung aus, so dass sich Einzelhandel und Lifestyle mischten.

Getrieben werde der Einzelhandel zudem von der Digitalisierung. Als Beispiel nennt Hödl die Erfindungen der Firma NoQ in der Technologiewerkstatt in Albstadt zum Bezahlen einer Ware samt Entsicherung mittels Smartphone. Verkäufer hätten so mehr Zeit für den Kunden und könnten die Stärke des Einzelhandels ausspielen: gute Beratung.