Frühlingszwiebeln gehören nicht in die Schmiecha. Foto: Schwarzwälder Bote

Rattenbefall: Speisereste in der Schmiecha ziehen Nagetiere an

Wanderratten sind in jüngster Zeit häufiger an der Schmiecha gesehen worden. Der Grund liegt offenbar auf der Hand: Speisereste im Bach ziehen die Tiere an.

Albstadt. Die Äpfel haben sich schon gut mit Wasser vollgesogen. Ein Bund Frühlingszwiebeln – dem Augenschein nach eigentlich noch frisch genug, um gegessen zu werden – liegt daneben. Unweit davon einige dicke Schalen einer Wassermelone, noch mit Fruchtfleisch daran. Der Tisch ist reich gedeckt für Wanderratten, die an und in der Schmiecha nach Futter suchen.

Warum manche Leute ihre Bio-Abfälle in den Bach werfen, statt sie in der Bio-Tonne zu entsorgen, ist auch Michael Röck, dem Pressesprecher der Stadt Albstadt, schleierhaft. Er appelliert an alle Albstädter, von der Biotonne Gebrauch zu machen: Speisereste hätten in der Umwelt nichts verloren, und es sei streng verboten, überhaupt etwas in den Bach zu werfen. Solches Verhalten werde geahndet, mahnt Röck.

Das Betriebsamt muss Giftköder auslegen

Weil die Speisereste, Fruchtschalen und Gemüsestücke Ratten magisch anziehen, wird Röck nun das Betriebsamt mobilisieren, das unterirdisch – nicht oberirdisch, damit keine Menschen gefährdet werden – Köder auslegt. Die Mitarbeiter platzieren dann Gift, und zwar in speziellen Köderboxen, die so gesichert sind, dass weder noch Katze sie fressen können.

Eine Pflicht, Rattenbefall beim Gesundheitsamt des Landkreises zu melden, besteht nicht, wie das Landratsamt des Zollernalbkreises mitteilt. Nagerbefall sei vielmehr der Ortspolizeibehörde, also dem Ordnungsamt der Stadt Albstadt, mitzuteilen.

Eine Reihe von Tipps, um Nagerbefall zu verhindern, hat das Landratsamt jedoch parat, darunter: Lebensmittelreste über die Biotonne entsorgen, Nahrung unzugänglich für Nager aufbewahren und Abwasserrohre mit Rückstauklappen, Kellerfenster mit engmaschigen Gittern versehen. Was längs der Schmiecha auch nicht überall der Fall ist.

Dort ziehen sich ganze Wegenetze durch die Böschung am Ufer. Kein Wunder: Wo es so viel Futter gibt, kommen die Graupelze gerne öfters vorbei.

(los). Mit ihrem extrem sicheren Überlebeninstinkt und einer hohen Vermehrungsrate wird die Wanderratte schnell zur Plage. Der Vorrats-, Material- und Gesundheitsschädling stellt viele Gefahren für den Menschen und seine Umgebung dar, weshalb größere Rattenpopulationen beim Gesundheitsamt gemeldet werden müssen.

Doch wo leben die Ratten, warum sind sie so gefährlich, welche Krankheiten können sie übertragen, und wie lassen sie sich bekämpfen?

Arten: Weltweit gibt es etwa 500 Rattenarten. In Deutschland kommen allerdings nur zwei häufig vor: Die Haus- und die Wanderratte. Vor allem die Wanderratte sorgt für Probleme – nicht nur in der Kanalisation, sondern auch in Tierställen und -gärten, Kellern, Parkanlagen, Schlachthöfen, Müllkippen, lebensmittelverarbeitenden Betrieben, Büro- und Wohngebäuden.

  Aussehen: Wanderratten (lateinisch: Rattus norvegicus) haben ein braungraues Fell, eine abgerundete Schnauze und eher kleine Ohren; sie werden 20 bis 27 Zentimeter lang. Verwechslungsgefahr besteht mit der Hausratte, die kleiner als die in Deutschland häufiger vorkommende Wanderratte ist, eine spitze Schnauze und große Ohren hat. Außerdem ist ihr Schwanz sehr viel länger als der der Wanderratte.

Nahrung: Wanderratten sind Allesfresser, bevorzugen Getreide und Abfälle, fressen aber auch Aas und machen Jagd auf kleine Tiere

Fortpflanzung: Ratten sind auch deshalb eine so große Bedrohung, weil sie sich sehr schnell fortpflanzen können. Ein einziges Weibchen kann im Jahr bis zu 40 Nachkommen haben, erklärt der deutsche Schädlingsbekämpferverband auf seiner Internetseite.

Krankheitsüberträger: Ratten können mehr als 100 Krankheiten übertragen, darunter Fleckfieber, Tollwut, Trichinosen, Amöbenruhr, Tuberkulose, Pest, Borelliosen, das Hanta-Virus, Salmonellen, Toxoplasmose, Trichinen und den Ratten-Bandwurm. Eine Gefahr stellen außerdem Kot und Urin der Tiere dar. Sie können Lebens- und Futtermittel verunreinigen und so für Mensch und Tier gesundheitsschädigend sein.

  Schäden: Ratten richten oft Schäden an Haus, Hof und in der Kanalisation an. Nagen sie Kabel an, kann es zu Kurzschlüssen kommen.

Bekämpfung: Ratten werden je nach Größe der Population unterschiedlich bekämpft. Eine kleine Population ist verhältnismäßig leicht durch geköderte Fallen zu bekämpfen; größere Populationen lassen sich nur mit Giftködern und mit Hilfe eines Schädlingsbekämpfers eliminieren. Natürliche Rattenfänger sind Hund und Katze, die jedoch nicht gegen eine ganze Population ankommen.

Vorbeugung: Rattenbefall kann man leicht vorbeugen durch Enzug von Nahrung und Nistmöglichkeiten. Lebensmittelreste sollten nicht in Toiletten heruntergespült werden, da sich Ratten in der Kanalisation davon ernähren. Auch Gerümpel und Abfälle ziehen Ratten an.

  Multiresistente Keime: Ratten sind Träger der sogenannten "Krankenhauskeime", also multiresistenter Keime. Das hat Sebastian Günther, Mikrobiologe an der freien Universität Berlin, herausgefunden. Diese Keime sind besonders gefährlich, weil sie im Falle einer Infektion gar nicht oder nur schwer mit Antibiotika bekämpft werden können. Bei Menschen lösen Krankenhauskeime Krankheiten wie Durchfall, Lungenentzündung und Blutvergiftung aus. Günther vermutet, dass Ratten die Keime über die Kanalisation von Krankenhäusern aufnehmen und sie über ihre Ausscheidungen übertragen.