Himmlische Höhepunkte beim LSV-Flugplatzfest auf dem Degerfeld. Foto: Karina Eyrich/Gustav Kaul

LSV Degerfeld beschert Besuchern außergewöhnliche Ergebnisse. Hagel-Regen von biblischen Ausmaßen.

Albstadt-Tailfingen - Selbst häufigen Besuchern seines Flugplatzfestes hat der Luftsportverein Degerfeld (LSV) diesmal außergewöhnliche Erlebnisse beschert. Höhepunkte waren die Rundflüge mit der Ju-52 und die "Missing Man Formation" für Werner Grammel und Marc Mathis.

Als wollte der Himmel sich noch einmal herausputzen für den emotionalen Höhepunkt des Flugplatzfestes, schickte er am späten Sonntagnachmittag einen Hagel-Regen – kurz, aber von biblischen Ausmaßen. Abgesehen davon jedoch herrschte zwei Tage lang eitel Sonnenschein auf dem Degerfeld – und wie immer beste Stimmung: nicht nur unter Eis- und Getränkeverkäufern.

Zu verdanken war das nicht zuletzt den fantastischen Vorführungen am Himmel und einem glänzenden Moderator, Uwe Nestle, der sie fachkundig und lebendig kommentierte: Das Franken-Team sorgte mit lautlosen Segel-Kunstflügen für ergreifende Spannung bei den Tausenden Besuchern, und zahlreiche Motorflieger – allen voran Wilhelm Heinz – für atemlose Momente beim Kunstflug. Zum Beispiel mit jener Figur, die nach dem tschechischen Wort für "besoffen" benannt ist: Beim Lomcovák schlingert die Maschine wie ein betrunkener Vogel am Himmel – toll anzusehen, aber ein Härtetest für den Magen des Piloten.

Besonders heftige Fliehkräfte wirkten auch auf Uli Schnell, der die Grob 120, an deren Konstruktion er federführend beteiligt war, zum "Eagles"-Klassiker "Take it Easy" durch die Wolken jagte.

Alle lieben die "Alte Tante"

Ein außergewöhnliches Erlebnis – nicht nur für jene, die einen Rundflug mit ihr gebucht hatten – war der Auftritt der "Alten Tante": Die Ju-52 mit 29,80 Metern Flügelspannweite, 17 Passagier- und drei Besatzungsplätzen flogen Profi-Piloten des "Air Force Center" in Dübendorf bei Zürich zwei Tage lang über die Alb, und jeder der zwölf Starts und Landungen war ein Ereignis für die Zuschauer am Boden, vor allem, als die zehn Tonnen schwere "Wellblechmatrone" am Hangar betankt wurde: Während 1000 Liter Sprit hineinflossen, klickten überall Kameras, und als sie am Samstagabend bei der "Pilot’s Party" zur Musik der "Louisiana Kids" in Blau beleuchtet war, sah man ihr ihre mehr als 60 Jahre nicht an.

Die Ju-52 zu bekommen und ihre Starts zu ermöglichen, war schwer genug für das LSV-Team um den Vorsitzenden Guido Voss, die zwei Tage lang bestens eingespielt für reibungslosen Ablauf sorgten – unterstützt vom Roten Kreuz, Feuerwehrleuten aus Tailfingen und Burgfelden sowie mehreren Vereinen, die an den Ständen für leckeren und erfrischenden Nachschub sorgten.

Die Synchronkunstflieger Marianne und Adam Shaw gewonnen zu haben, werden viele dem LSV aber so schnell nicht vergessen: Die Französin, 67, und ihr ein Jahr jüngerer britischer Mann haben zusammen 11 000 Flugstunden und zeigten mit der Cap 10 Synchron-Kunstflug, wie ihn selbst Nestle als "Alter Hase" noch nicht gesehen hatte. Marianne Shaw als der "Boss" flog dabei voraus, während ihr Mann nur noch auf den Flügel ihres Flugzeugs achtete, und gab ihm die jeweiligen Kommandos für Loopings, Wenden und andere spektakuläre Figuren.

Plötzlich trennten sie sich, flogen auseinander und danach aufeinander zu – so nah, dass ein Raunen durchs Publikum ging und viele den Atem anhielten. Das Herz am Himmel, das sie zum Abschluss zeichneten, war der emotionale Höhepunkt ihrer Show, für die sie donnernden Applaus ernteten und mit der sie 2017 wiederkommen wollen.

Zwei der Besten fehlen für immer

Der emotionale Höhepunkt des Festes freilich spielte sich am Sonntagabend am Himmel ab, und Uwe Nestle musste selbst schlucken, als er ihn ankündigte. Denn Werner Grammel, der Truchtelfinger, der im Juni 2015 nach schwerer Krankheit gestorben war, und der Franzose Marc Mathis, der im November 2015 nach einem technischen Versagen bei einem Testflug ums Leben gekommen war, waren Ehrenmitglieder des LSV und zwei seiner besten Flieger überhaupt. Als letzten Gruß für sie flogen drei LSV-Piloten in "Extra"-Maschinen die "Missing Man Formation", mit der einst Kriegspiloten vor der Landung angezeigt hatten, dass nicht alle zurückkehren: Seite an Seite flogen sie über das Degerfeld – und plötzlich stieg einer in den Himmel auf, während das Publikum andächtig zuschaute, viele LSV-Mitglieder mit Tränen in den Augen.

Doch Mathis und Grammel hätten nicht gewollt, dass das schönste Fest der Region von Trauer überschattet wird – da war sich Uwe Nestle ganz sicher. Und so ließ Wilhelm Heinz zum Abschied noch einmal Grammels Maschine tanzen – in der Gewissheit, dass die beiden treuen LSV-Kameraden zusehen aus den "Blue Skies", dem blauen Himmel, den man sich in Fliegerkreisen zum Abschied wünscht.