Klaus Richert freut sich, wie schnurgerade Johann Sallegger, Patrick Braun und Herbert Buck die Bäumchen setzen. Fotos: Eyrich Foto: Schwarzwälder Bote

Forst: Im Stadtwald geht’s dagegen: Fichte und Tanne sollen mehr Raum kriegen

Klaus Richert und Stephan Schneider sind froh, dass es regnet. Das haben sie mit Johann Sallegger, Patrick Braun und Herbert Buck gemein. Und mit rund 20 000 jungen Fichten und 5000 jungen Tannen.

Albstadt. Ziele sind eine Sache, Umstände eine andere. Da will die Stadt Albstadt ihren Nadelholzanteil – er ist von 42 Prozent 2005 auf 37 Prozent im Jahr 2014 gesunken – erhöhen, doch die Rotfäule und der Klimawandel machen den Forstleuten des Forstbereichs Albstadt das Leben schwer.

"Wir sind froh, dass es regnet", betonen Klaus Richert, Leiter des Forstbereichs Albstadt, und sein Kollege Stephan Schneider wie aus einem Mund. Denn die Trockenphasen, die immer häufiger den April kennzeichneten, machetn nicht alle Bäume mit. Besonders der Fichte wird es zu warm, Rotfäule setzt ihr zu.

Die Tanne hingegen – ihr Anteil liegt seit Jahren stabil bei sechs Prozent – leidet darunter, dass sie dem Wild besonders gut schmeckt. Die Douglasie macht nur ein Prozent des Albstädter Stadtwaldes aus, doch ihr Anteil soll erhöht werden, bis das Nadelholz insgesamt 40 Prozent, langfristig sogar 47 Prozent des Stadtwalds ausmacht.

Warum, wenn doch "Ökologie vor Ökonomie" gilt, wie Richert und Schneider ausdrücklich betonen? Sie befürworten einen gesunden Mix. Zum Einen lasse sich aus einem "gut sortierten Gemischtwarenladen", wie Schneider das nennt, besser auf die Nachfrage am Markt reagieren. Zum Anderen aber, und das vor allem, sei es für die Bestände besser, nicht in Monokulturen zu stehen. Gerade die Fichte, so Schneider, sei im Mischwald besser geschützt vor der Rotfäule als in einem reinen Fichtenbestand.

Um das Nadelholz zu stärken, setzen die Forstleute zwar auch auf Naturverjüngung, weil die Wurzeln besser ausgebildet, die Bäume oft robuster seien. Doch die Natur bevorzuge das Laubholz. Sollen also mehr Fichten und Tannen wachsen, müssen Männer wie Johann Sallegger, Patrick Braun und Herbert Buck nachhelfen: Am Montag haben sie in der Braunhalde, oberhalb von Ebingen, junge Nadelbäume gepflanzt und gegen Wildverbiss besprüht: Blau sei eine Warnfarbe für das Wild, weiß Klaus Richtert, und außerdem schmeckt die Dekoration aus der Spraydose keinem in der Familie Reh. Zwar setzen die drei Waldarbeiter nur ein Bäumchen pro Quadratmeter, doch bei dem ist garantiert, dass es zum Standort passt: "ZÜF-geprüft" heißt das im Forstdeutsch – ZÜF steht für den Zertifizierungsring für überprüfbare forstliche Herkunft Süddeutschland.

Sechs Hektar Wald – ein Zehntel der Fläche, auf der Verjüngung stattfindet – wollen die Albstädter 2018 bepflanzen, unter anderem mit 20 000 Fichten und 5000 Tannen, aber eben auch mit Bäumen vieler anderer Arten. Damit der Nadelholzanteil steigen kann, ohne dass die Vielfalt darunter leiden müsste.

Jetzt hoffen Klaus Richert und Stephan Schneider nur noch auf gutes Wetter, im Klartext: Auf genug Regen und einen nicht allzu heißen Sommer.