St. Josef in Ebingen ist seit 2008 die Heimat von Andreas Gog. Rechts: mit Dekan Anton Bock und den Ministranten. Fotos: Archiv Foto: Schwarzwälder Bote

70. Geburtstag: Pfarrer Andreas Gog liebt seinen Beruf vor allem ob der Gemeinschaft mit den Menschen

Sein Lachen steckt an wie das eines 15-Jährigen, und dass Pfarrer Andreas Gog am Ostermontag 70 Jahre alt wird, ist ihm wahrlich nicht anzusehen. Vielleicht liegt es daran, dass er glücklich ist: seinen Weg gegangen zu sein – im Vertrauen auf Gott.

Albstadt-Ebingen. Sigmaringen scheint ein gutes Pflaster zu sein für Führungspersönlichkeiten der katholischen Kirche. Nicht nur der kürzlich verstorbene Karl Kardinal Lehmann stammte aus der Zollernstadt, sondern auch Pfarrer Andreas Gog, der am Ostermontag – welch ein passender Tag für einen katholischen Priester – seinen 70. Geburtstag feiert.

Dass er im heutigen Landratsamt – damals das Fürst-Carl-Krankenhaus – geboren wurde, ringt ihm ebenso ein Schmunzeln ab wie die Tatsache, dass er ausgerechnet am Ostermontag 1974 seine Primiz in St. Johann in Sigmaringen gefeiert hat.

War ihm der Weg zum Priesterberuf vorgezeichnet? Das kann man so oder so sehen. Der Vater: Jurist, Landgerichtsdirektor in Hechingen und 25 Jahre lang Landtagsabgeordneter in Stuttgart. Die Mutter: Ärztin. Einen ihrer beiden Wege einzuschlagen – Andreas Gog überlegt kurz und stellt dann klar: Für ihn wäre es nicht infrage gekommen. Zu sehr hat ihn der Großonkel mütterlicherseits, Pfarrer in Stetten bei Haigerloch, geprägt, bei dem seine früh verwaiste Mutter und später er selbst viel Zeit verbracht haben. Zu tief verwurzelt im Glauben waren jene "Wegbereiter, die mich geprägt, beeindruckt, motiviert und bestärkt haben", allen voran die Geistlichen Räte Andreas Dieringer, sein Großonkel, und Richard Schell, Priester in Sigmaringen. Doch auch seine Eltern "waren tief vom christlichen Glauben geprägt", sagt Andreas Gog, und so vermochte keiner der Anreize hie und da am Rand seines Weges, ihn dazu zu bringen, etwas Anderes zu werden als Priester.

"Ohne Wellenbewegungen geht es nicht" – das hat auch der so unanfechtbar scheinende Andreas Gog erfahren. Letztlich aber habe er sich durchgesetzt, sein Weg.

Ihn davon abzubringen, vermochten deshalb auch nicht die Versuchungen der Zeit: In Tübingen am Wilhelmsstift schlug der Sigmaringer vom Abiturjahrgang 1967 just dann auf, als in der Stadt der Dichter, Freidenker und Studenten die 68er-Revolution ins Rollen kam. "Die Zeit war geprägt von antiautoritärer Stimmung" erinnert sich Gog. "Anti-Eltern, Anti-Kirche, Anti-Obrigkeit." Zumindest mit den ersteren beiden hatte er selbst freilich gute Erfahrungen gemacht – und dachte deshalb nicht daran, ein "Anti" zu werden – Andreas Gog war dafür: für einen Beruf und eine Berufung, die ihn dorthin führen sollten, wo er am liebsten ist: nah bei den Menschen.

Das Wagnis geht er ganz bewusst ein

"Ein Wagnis" nennt er das heute – eines, auf das er sich bewusst eingelassen habe: getragen von einer Familie und einem Freundeskreis, die auch Jahrzehnte später noch das Netz sind, das ihn trägt – ein Netz, das "durch die Jahre hindurch weiter gewachsen" sei. Nicht weniger Halt gibt ihm – Andreas Gog kann es kaum oft genug sagen – "die Freude am Priesterberuf und am Glauben", wie er betont. "Was nicht heißt, dass alles rosarot wäre." Damit meint er die Aufgaben, auch manche bürokratischen, die ein leitender Pfarrer einer so großen Seelsorgeeinheit eben auch hat.

Wie man organisiert, Gemeinden und Seelsorgeeinheiten aufbaut, hat Andreas Gog in der Praxis von der Pike auf gelernt: Nach der Diakonatsweihe 1972 in Biberach, einem Jahr als Diakon in Wernau, Kreis Esslingen, der Priesterweihe am 31. März 1974 in Friedrichshafen, der Primiz am Ostermontag 1974 in Sigmaringen und drei Jahren als Vikar in St. Josef in Stuttgart – der Ziehvater Jesu begleitet ihn – baute Gog ab 1977 als junger Priester im Steinlachtal aus den Filialgemeinden Dußlingen, Nehringen und Gomaringen die Kirchengemeinde St. Markus und St. Paulus auf, formierte zwischen 1989 und 2008 in Hohentengen eine Seelsorgeeinheit aus den Gemeinden Herbertingen, Hundersingen, Marbach und Mieterkingen im Dekanat Saulgau – und kam dann nach Ebingen, wo abermals "St. Josef" seine Heimatkirche ist.

Einmal mehr galt es dort, eine Seelsorgeeinheit zu formieren, in der neben den drei Ebinger Gemeinden St. Josef, St. Hedwig und Heilig-Kreuz auch St. Michael in Bitz, St. Margareta in Margrethausen und St. Johannes in Lautlingen sowie die Katholiken aus St. Gallus Laufen, Pfeffingen und Burgfelden vereint sind.

Als leitender Pfarrer – und mehr Manager, als es einem Seelsorger lieb sein kann – kümmert sich Andreas Gog zwar um alles – am liebsten aber um die Menschen selbst, und vor allem um die Jugend und die Älteren, Kranken, Einsamen. "Das Pfarrhaus ist die nächstgelegene Anlaufstelle der ›Caritas‹", also der Nächstenliebe – so und nicht anders versteht er seine Berufung. "Das Wesentliche ist die Begegnung mit den Menschen." Ob das im Religionsunterricht sei, in der Kommunion- und Firmvorbereitung, in der benachbarten Caritas, im Seniorenheim oder im Krankenhaus, unweit seines Pfarrhauses: Andreas Gog hat nie vergessen, warum zuallererst er Priester geworden ist.

Besonders dankbar ist er deshalb für die Ministranten – "ein Kleinod der Gemeinden; junge Leute, die sich engagieren" – und die NET-Kindergruppe, die seine Haushälterin Silvia Straub ins Leben gerufen hat: Der Name basiert auf einem Aufruf Papst Johannes Pauls II. zur Neu-Evangelisierung junger Menschen. Der oberste Brückenbauer wollte, dass Kinder zu liebenden Menschen und Säulen der Gemeinschaft unter den Menschen erzogen werden.

Wenn Andreas Gog von jungen Menschen erzählt und von der Hoffnung, die er in sie setzt, lacht nicht nur sein Herz – dann lachen auch seine Augen, die zuweilen so tief versonnen blicken. Auch ihm, der mit Freude und Fleiß Zeitung liest, ist nicht entgangen, dass die Welt rauer geworden ist. Anders als andere jedoch hat er den Glauben – nicht nur an Gott selbst, sondern auch an die christlichen Werte und die menschlichen Beziehungen, in denen sie zu Hause seien – noch lange nicht verloren. Erfahren hat er das selbst in der Zeit einer schweren Erkrankung, da ihm im Krankenhaus von Seiten der Ärzte, Schwestern und Pfleger nicht nur viel Einsatz und Kompetenz, sondern auch viel menschliche Zuneigung widerfahren sei, wie er ausdrücklich betont.

"Kirche ist an vielen Orten"

"Kirche am Ort – Kirche an vielen Orten" – dieses Motto des aktuellen Pastoralprozesses kann Gog um so besser mittragen: "Kirche ist in den Familien, in der Schule, in Krankenhäusern, Pflegeheimen, der Caritas und anderen Einrichtungen", betont er. "Jetzt geht es darum, das zu erkennen und zu vernetzen: Jene Orte, an denen Menschen für andere da sind, an denen der Geist Gottes schon lange da ist und wirkt."

Vor allem deshalb – weiß Gott nicht wegen seines 70. Geburtstages; dafür ist er viel zu bescheiden – freut sich Andreas Gog wie einst als Kind in Sigmaringen auf das bevorstehende Osterfest. Und vielleicht findet er danach auch mal wieder ein paar Stunden Zeit, zu lesen, am Albtrauf oder im Donautal zu wandern, und im Kloster Beuron, das er als "meine seelische Heimat" bezeichnet, inne zu halten. Dankbar, seinen Weg geradeaus gegangen zu sein, ist Andreas Gog an seinem Ehrentag. Und er will ihn weiter gehen, "so lange ich kann und Gott mir Gesundheit beschert".