Lichtspiele im Chorraum der Martinskirche Fotos: Eyrich Foto: Schwarzwälder Bote

Musik an der Martinskirche: Interreligiöser Dialog und Konzerte mit Überraschungen: Das Jahr verspricht spannend zu werden

Mit einem Aufruf zur Mitwirkung beginnt das Jahresprogramm "Musik Martinskirche Ebingen" – diesmal in frischem Pink. Darin zu finden sind unter anderem Veranstaltungen mit neuen Akteuren – es kommt also Abwechslung hinein.

Albstadt-Ebingen. Den Spieß einfach umgedreht haben Kantor Steffen Mark Schwarz und die Martinskantorei im Hinblick auf die Aufführung von Georg Friedrich Händels "Messiah": Erklingt am Karfreitag, 30. März, ab 15 Uhr im Konzert zur Sterbestunde Jesu mit "Passion" der zweite Teil des epischen Werks, ist der erste – "Christmas" – erst am Sonntag, 16. Dezember, ab 17 Uhr zu hören – zusammen mit "Summa", einem Werk für Streichern des zeitgenössischen Komponisten Arvo Pärt. Wie schon am Karfreitag, wenn die Bachkantate "Jesus nahm zu sich die Zwölfe" und das moderne Werk "Dona Nobis Pacem" das Händelsche Opus einrahmen, steht die Kantorei der Martinskirche dann mit dem Schwarzwald Kammerorchester auf der Bühne.

Als Solisten sind am Karfreitag Sopranistin Carla Thullner, Altistin Julia Werner, Tenor Philipp Nicklaus und Bass Arthur Canguçu, an der Orgel ist Jens Wollenschläger unter der Gesamtleitung von Steffen Mark Schwarz mit dabei.

Ein weiterer Höhepunkt verspricht das Chorkonzert am Samstag, 14. Juli, ab 19 Uhr zu werden, bei dem Michael Alber die künstlerische Leitung hat. Solisten, Chor und Kammerchor der Staatlichen Hochschule für Musik in Trossingen werden dann von Andrea Jäckle an der Orgel unterstützt. Sie spielen Werke von Felix Mendelssohn Bartholdy, Zoltán Kodály und der Zeitgenossen Krzysztof Penderecki und Jan Sandström – Musikfreunde dürfen sich also auf ungewohnte Töne freuen.

Der noch junge Chor "Cantus Imperitus", in dem Leiter Nikolai Ott herausragende Chorsänger aus der gesamten Republik vereint, gastiert am Sonntag, 15. April, ab 17 Uhr, von Steffen Mark Schwarz an der Orgel begleitet, zum Konzert "Lux in Tenebris – und die Finsternis hat’s nicht begriffen".

Buchstäblich im Dialog stehen der Vortrag "Shoah-Erinnerung und interreligiöser Dialog – Lehren für die heutige Zeit" am Donnerstag, 22. November, ab 19 Uhr an der Technologiewerkstatt in Tailfingen, den Karl-Hermann Blickle, Vorsitzender der Stiftung Stuttgarter Lehrhaus für interreligiösen Dialog, hält, und die Vesper zum Ewigkeitssonntag, 25. November, ab 17 Uhr in der Martinskirche: In Kooperation mit der Hochschule Albstadt-Sigmaringen und dem Stuttgarter Lehrhaus wird dann an die Pogrome vor 80 Jahren erinnert. Spannend: Zum Thema "Vom interreligiösen Dialog zum Trialog – Muslimische Perspektiven auf die Shoah-Erinnerungskultur in Deutschland" diskutieren Hochschulrektorin Ingeborg Mühldorfer und Hasan Dagdelen vom Stuttgarter Lehrhaus. Musikalisch treten Dirk Altmann vom SWR-Symphonieorchester und Steffen Mark Schwarz in Erscheinung. Pfarrerin Marlies Haist, die Israel gut kennt, übernimmt die Liturgie. Somit sind an den Dialog-Abenden Repräsentanten aller drei abrahamitischen Religionen vertreten.

Besonders freut den Kantor, dass die Marktmusik (siehe Info) sich so großer Beliebtheit erfreut – auch bei den Künstlern, darunter neue Gesichter wie die Sängerin Bettina Letsch, der Ulmer Organist Siegfried Gmeiner und Cellist Sebastian Fritsch, der zu den aufgehenden Sternen seiner Zunft zählt: "Wir hatten mehr Bewerber als Samstage zur Verfügung stehen", sagt Schwarz, dem es leid tut um jeden, dem er absagen musste. Außerdem freut ihn die Initiative dreier Schulleiter, die sich mit Textbeiträgen für "OrgelPunkt12" (siehe Info) einbringen wollen.

"Die Schere geht immer weiter auseinander"

Das ist ganz im Sinne seines Vorworts, in dem Schwarz darauf hinweist, dass die Schere von kulturellem Selbstverständnis und kulturellem Handeln in der Gesellschaft immer weiter auseinander gehe. "Verantwortung, Verbindlichkeit, kollektive Rücksichtnahme und weitere Werte bleiben spürbar auf der Strecke", schreibt er weiter, und das wirke sich auf die ehrenamtliche Balance zwischen Leistung und Teilhabe aus.

Die Veranstaltungen im Jahresprogramm, zu dem außerdem viele besondere Gottesdienste mit Musikbeiträgen der Kantorei und weiterer Künstler gehören, sollen laut Schwarz "dieser Entsolidarisierung" entgegenwirken. Daher ruft er alle auf, sich zu engagieren: "Die Schwierigkeiten, die heute zu bewältigen sind, bereiten unsere Stärken von morgen vor."  Die Kantorei der Martinskirche probt mittwochs, 20 bis 22 Uhr, im Gemeindehaus Spitalhof. Gleichzeitig leitet die klassisch ausgebildete Diplom-Sängerin Carla Thullner dort die Stimmbildung. Die Kinderkantorei probt mittwochs, 16.15 bis 17 Uhr, in der Emmauskirche in der Danneckerstraße 48. Neue Gesichter sind in beiden Chören willkommen.

Zwischen Ostern und Sommerferien warten immer samstags ab 11 Uhr "20 Minuten Musik zur Marktzeit" in der Kirche.

 "Christo cantamus principi: Christus, dem Sieger, singen wir": Steffen Mark Schwarz an der Orgel, 7. April, Martinskirche

 "Klass(isch)e Klarinetten": Klarinettenensemble des Städtischen Orchesters Albstadt, 14. April, Kapellkirche

 "Licht und Schatten: Bachs Partita in d": 21. April, Renate Musat an der Violine, Kapellkirche

 "Brass Music from the Monteregian Hills": Blechbläserensemble Albstadt, 28. April, Kapellkirche

 "Ulmer Klänge": Bläserensemble des Posaunenchors Ulm, Steffen Mark Schwarz an der Orgel, 5. Mai, Martinskirche

 "Eine Reise nach Italien": Mirjam Schumacher an der Blockflöte und Natsumi Fujita am Cembalo, 12. Mai, Kapellkirche

 "Komm, heiliger Geist": Siegfried Gmeiner an der Orgel, 19. Mai, Martinskirche

 Moderner Gospel und Pop: "Träume haben Flügel", 26. Mai, Bettina Letsch singt in der Kapellkirche

 "Barock auf Schwedisch": Ensemble Dold, 2. Juni, Kapellkirche

 "Immortal": Blechtett des Städtischen Orchesters Albstadt, 9. Juni, Kapellkirche

 "4 Pfund Gesaxtes": Ensemble Lederer/Vosseler/Hirt, 16. Juni, Kapellkirche

 "John Dowland – en bloc": Ensemble Schumacher/Märklin, John, Doldinger/Braun, 23. Juni, Kapellkirche

 "Schlager": Ensemble TOnFUsion, 30. Juni, Kapellkirche

 "Simple Symphony": Streicherensemble der Orchesterfreunde Albstadt, 7. Juli, Kapellkirche

 "Kleine Popkunstbühne": Schüler der Musik- und Kunstschule Albstadt, 14. Juli, Kapellkirche

 "Cello-Kosmos": Sebastian Fritsch am Violoncello, Steffen Mark Schwarz an der Orgel, 21. Juli, Martinskirche

Drei Schulleiter gestalten im Juli die Veranstaltungsreihe "OrgelPunkt12", freitags ab 12 Uhr in der Martinskirche unter dem Motto der Jahreslosung "...von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst". Dabei treten sie in einen Dialog mit dem Orgelspiel von Steffen Mark Schwarz. Am 6. Juli liest Hans-Georg Keppler, der mehrjährige Rektor der Lammerberg-Realschule Tailfingen, am 13. Juli Ute Leins, Rektorin der Schlossberg-Realschule Ebingen, und am 20. Juli Christian Schenk, Direktor des Gymnasiums Ebingen. Der Eintritt ist frei.