So sprach Kirschbaum fortan von der "Amtstrasse" oder der "Antragstrasse" und ging auf die zehn Bauwerke ein, die dort vorgesehen seien, darunter eine 80 Meter hohe Brücke, die einen tiefen Einschnitt ins Gelände erfordere und von der die davon betroffene Bahn noch gar nichts wisse, eine sogenannte "Holländische Rampe" zur Anbindung des geplanten Gewerbegebiets "Hirnau" unweit des "badkap" und ein 32 Meter hohes Viadukt auf Säulen, das zu passieren bei Blitzeis gefährlich sei: Nicht jeder Lastwagenfahrer sei stets hochaufmerksam. Gefahren bei Glatteis entstünden auch an der Ampel der "Amtstrasse" oberhalb des Gartenmarktes.
Kritik übte Kirschbaum zudem an den Plänen für die Einmündung der Straßen Richtung Meßstetten und Richtung Ortsmitte mit Anbindung Richtung Margrethausen. Die am Knotenpunkt geplanten Ampeln verursachten Staus, prognostizierte er. "Niemand kann mir weismachen, dass dadurch der Verkehrsfluss besser wird."
"Wir fahren durch eine geniale Landschaft und sehen nichts davon"
Ein großes Problem sieht die BI auch durch darin, dass die weitere Infrastruktur – Feld- und Wirtschaftswege, Wanderwege sowie der Zugange zum Skilift – zerschnitten werde.
Kirschbaums nächstes Thema waren die Einschnitte in die Landschaft, die durch Seitenwände stabilisiert werden müssten. Von Ulrich Kunze, dem Leiter des Referats Straßenplanung beim Regierungspräsidium Tübingen (RP), habe er kurz vor dessen Ruhestand erfahren, dass zudem Säulen nötig seien wie beim Laufener Tunnel. "Wir fahren durch eine geniale Landschaft, die wir leider nicht sehen", sagte Kirschbaum und hielt seinen Vorschlag – eine Idee aus Traunstein – dagegen, die zudem geeignet sei, Straßenlärm und Abgase von den Anwohnern der Ortsumfahrung abzuhalten: eine Art Einhausung für das Bruckbacktal, nach einer Seite zur Entlüftung offen. 300 bis 400 Meter lang müsste diese "Galerie" von der Bahnlinie bis zum Eingang des von der BI geplanten Tunnels durch den Bühl sein. Ihre Kosten schätzten die Traunsteiner auf drei Millionen Euro – Geld, das laut Kirschbaum sinnvoll angelegt sei, um die Anwohner zu schonen: "Das Problem darf nicht verlagert werden."
Für die Einmündung der Straßen zum Ort und Richtung Meßstetten habe Alfred Müller – der Ingenieur, der die BI-Trasse geplant hat – einen "genialen" Einfall gehabt, sagte Kirschbaum und zeigte den Plan einer kreuzungsfreien Anbindung mit Einfahrtsschleifen. Außerdem zählte Kirschbaum die Vorteile der BI-Trasse (siehe Info) auf.
Die BI kritisiert, dass das RP ihre Kostenberechnung von 70 Millionen Euro für die "Amtstrasse" nicht öffentlich widerlege, obwohl Regierungspräsident Klaus Tappeser selbst von 50 bis 60 Millionen Euro an Kosten spreche. Zudem stünden genug Mittel zur Verfügung, würden in Baden-Württemberg mangels Planungspersonal aber nicht verbaut. Ideen von Bürgern würden nicht mit einbezogen.
Baubürgermeister Udo Hollauer appellierte an die BI, deren Trassenvorschlag ja nach harten Kriterien geprüft werde, die Zeit bis zum Bau nicht durch Klagen zu verzögern. Schließlich sei es ein Unterschied, ob man zwei oder eben 50 Meter von der Straße entfernt wohne – im letzteren Fall mit Lärmschutz. Ein Bürger hielt dagegen, dass keiner weitere zehn bis 20 Jahre warten wolle – aber es wolle auch keiner eine Trasse, die "eine Katastrophe für Lautlingen" wäre.
Die von der BI gezeigten Betonmauern längs der Straße sind laut Hollauer nicht in dieser Wucht zu erwarten. Viele Böschungen würden begrünt. Außerdem habe das RP erkannt, dass die Ampelanlage so nicht gebaut werden könne. In den Ausführungsplänen werde hier nachgebessert.
Nach der lebhaften Diskussion (siehe unten) erhielten alle Besucher je ein Informationsheft mit Postkarte zum Abstimmen über ihre Lieblingsvariante – gleichzeitigen Baubeginn vorausgesetzt. Die Postkarten sollen unter notarieller Aufsicht ausgezählt werden. Eine Abgabefrist wurde nicht gesetzt.
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