Horst Günther Hartner † Foto: Schwarzwälder Bote

Nachruf: Horst Günther Hartner ist mit 86 Jahren gestorben / Musisch und sportlich bis ins hohe Alter aktiv

Albstadt-Ebingen. Er war ein Gentleman alter Schule, ein geschickter Tüftler, ein großzügiger Freund und ein charmanter Mann: Horst Günther Hartner hat mit 86 Jahren seinen Lebenskreis vollendet und hinterlässt nicht nur in seiner Familie eine große Lücke.

"Ich hab’s nicht weit gebracht", pflegte Horst Günther Hartner scherzhaft zu sagen – mit Blick auf seinen Lebensmittelpunkt, der 86 Jahre lang sein Elternhaus in Ebingen war. Geboren am 15. März 1934 in Ebingen, ging Hartner zum Studium der Elektrotechnik nach Stuttgart, der Betriebswirtschaftslehre nach München und danach nach Wien, wo der Wirtschaftsingenieur und Diplom-Kaufmann in BWL promovierte, ehe er in die von seinem Großvater Gustav gegründete Firma Hartner eintrat, die Präzisionswerkzeuge und Waagen herstellte.

Sein Glück war, dass er beim Studium die Stuttgarterin Renate Kronmüller kennenlernte, denn beide waren nicht nur als Paar ein gutes Team, sondern auch im Beruf: Renate Hartner kümmerte sich um die Öffentlichkeitsarbeit und die Mitarbeiter, von denen es rund 400 gab, während Horst Günther Hartner nach dem Tod seines Vaters Karl als geschäftsführender Gesellschafter die Hauptverantwortung trug.

Liste der Ehrenämter so lang wie sein Arbeitstag

Die Liste seiner Ehrenämter ist so lang wie seine damaligen Arbeitstage: In der IHK Reutlingen-Tübingen-Zollernalb wurde er 1993 vom Stellvertreter zum Vorsitzenden des Verwaltungsrates "Handelskammer Jubiläumsstiftung 1931", war Mitglied im Berufsbildungsausschuss und fast 30 Jahre Mitglied des Kammerkollegiums, davon 15 als Vizepräsident. Hartner verstärkte den Vorstand des Verbands der Metallindustrie Südwürttemberg-Hohenzollern, war 14 Jahre Sprecher der Unternehmer-Kontaktgruppe Zollernalb und elf Jahre Vorstandsmitglied des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbauer (VDMA), des größten Industrieverbandes Europas. Dass er noch Zeit fand, von 1977 bis 2014 als Handelsrichter am Landgericht Hechingen zu wirken, sich 45 Jahre im Lions-Club Balingen, 50 Jahre im Schwäbischen Albverein und darüber hinaus im WSV, im TSV und in der DLRG Ebingen zu engagieren, verdankte er der Fürsorge seiner Familie, zu der seit 1969 auch Sohn Günter Karl und seit 1971 Tochter Christina gehörten.

Nach dem 100. Jubiläum verkaufte Hartner seine Firma an Gühring, wenngleich sie als "Hartner GmbH" weiter firmiert, und gründete als Unternehmer im wahrsten Sinn die Firma Hartner Präzisionstechnik HTP, konnte dort seine technischen Fähigkeiten als schwäbischer Tüftler voll ausleben und gewann mit raffinierten Lösungen für die Autoindustrie namhafte Kunden.

Mit Präzisionswaagen, die gar das Gewicht eines Haares anzeigen, hatte er halb Europa beliefert, und noch heute sind mehrere davon im "Haus der 1000 Waagen" zu sehen.

Abschalten konnte Horst Günther Hartner beim Sport. Schon als Student war er ein erfolgreicher Skifahrer und Hochschulmeister, er spielte leidenschaftlich Tennis und gewann mit seinem kleinen Segelboot zahlreiche Regatten. Vor allem aber nutzte er es, um im Familienurlaub die Ufer des Bodensees zu erkunden. Auch beim Wandern im Allgäu suchte die Familie die Erholung und Ruhe.

Mit dem Galerieverein in Museumsmetropolen

Auf den Reisen, die seine Frau Renate in ihren zehn Jahren als Vorsitzende des Galerievereins – heute "Freunde Kunstmuseum Albstadt" – organisierte, erkundete das Paar zusammen mit den Mitgliedern des Galerievereins europäische Kunstmetropolen und deren Museumslandschaft, pflegte Freundschaften zu Künstlern und musisch Gleichgesinnten. Wie Horst Günther Hartner überhaupt vielseitig interessiert war: Als leidenschaftlicher Buchsammler schmökerte er sich durch die Weltliteratur, las am liebsten Goethe und schrieb selbst unzählige Gedichte – ob für Familienfeste oder einfach als Produkt eines Spaziergangs in der Natur.

Am wichtigsten aber war ihm das Familienleben, und noch heute erinnern sich seine Kinder gerne an das offene Haus, in dem auch ihre Freunde stets willkommen waren. Dass sein Sohn seine Arztpraxis nun von Stuttgart ins Elternhaus nach Ebingen verlegen wird, hat Horst Günther Hartner besonders gefreut.

"Der Mensch, der aktiv steht im Leben, wird abberufen, wenn’s das Schicksal will. Am Lebensende wird es in ihm still, wenn er von dieser Welt ins Jenseits geht" – diese Zeilen aus einem Gedicht des Verstorbenen, um den neben seiner Frau auch seine beiden Kinder mit ihren Familien trauern, beschreibt, wie Horst Günther Hartner gestorben ist: plötzlich und unerwartet, aber mitten heraus aus einem gesunden und erfüllten Leben, in dem er es – außer im Hinblick auf seinen Wohnort – weit gebracht hat.