Die Traufganghütte Brunnental soll künftig Übernachtungsgäste beherbergen können – darüber, wo die Unterkünfte gebaut werden sollten, sind Inhaber Tobias Hailfinger und das Regierungspräsidium allerdings unterschiedlicher Ansicht.Foto: Archiv Foto: Schwarzwälder Bote

Traufgänge-Gastronomie: Das Kleingedruckte der Tübinger Zielabweichung bremst die Investoren aus

Nach jahrelangem Hin und Her hat das Regierungspräsidium das Konzept der Stadt Albstadt für Gastronomie im Außenbereich akzeptiert und die Standortwahl – mit einer Ausnahme – abgesegnet. Das heißt aber nicht, dass jetzt gebaut wird: Der Teufel steckt im Detail.

Albstadt. Sieben Standorte hatte die Stadt dem Regierungspräsidium vorgeschlagen, drei für Neubauten und vier weitere, an denen es bereits Bebauung und sogar gastronomische Betriebe gibt. Sechs wurden genehmigt; nur der umkämpfte Standort "Waldäcker" am Ortseingang von Burgfelden fand erneut keine Gnade vor den Augen der Tübinger Sachbearbeiter (wir berichteten). Bereits Ende Juni hat die Stadt ihren Verzicht auf Rechtsmittel, sprich die Klage vor dem Verwaltungsgericht Sigmaringen erklärt; damit ist das Hüttenbauprojekt, das Jürgen Maier aus Burgfelden jahrelang betrieben hatte, gestorben.

Aber was ist mit den anderen sechs Optionen? Für die beiden anderen jungfräulichen Standorte im Onstmettinger Gewann Auf Stocken und am westlichen Ortsausgang von Pfeffingen gibt es derzeit ebensowenig investitionswillige Interessenten wie für die Erweiterung des Ochsenhauses und die Umnutzung des Konversionsstandorts Burg. Bleiben die zwei Standorte, wo es bereits Gastronomie existiert, die Laufener "Traufganghütte Brunnental" und der Onstmettinger Zollersteighof. Die Inhaber beider Betriebe bekunden die Absicht, ein Angebot an Fremdenzimmern zu schaffen beziehungsweise zu erweitern – aber das mag ihnen Tübingen nicht unbedingt zu ihren Konditionen gestatten.

Das gilt in erster Linie für die Traufganghütte Brunnental. Hier sind die Vorstellungen von Inhaber und Genehmigungsbehörde nicht nur unterschiedlich, sondern diametral entgegengesetzt. Der Gottseibeiuns der Tübinger heißt Zersiedelung; was sie in den Erläuterungen zu ihrem Zielabweichungsbescheid als genehmigungsfähig beschreiben, ist ein direkter Anbau an den südöstlichen Giebel der bestehenden Traufganghütte, ähnlich dimensioniert wie diese selbst. Mit dem, was Inhaber Tobias Hailfinger vorschwebt, hat das herzlich wenig zu tun: Er will "etwas richtig Tolles" schaffen, und richtig toll kann er einen einzigen großen Gebäudekasten nicht finden, der allenfalls noch etwas mit den mächtigen Gebirgshütten in den Alpen gemein hätte, aber wenig mit dem, was man landläufig "Hütte" nennt. Seine Vision sind vielmehr Fremdenzimmer in Gestalt von kleinen Chalets, am liebsten im ansteigenden Gelände südlich der bestehenden Bebauung.

Dass Tübingen ihm das nicht genehmigen möchte, geht aus der Begründung der Zielabweichung unzweideutig hervor. Als Alternative käme für Hailfinger das Areal zwischen "Fonduescheune" und Backofenterrasse in Betracht, wo derzeit ein kleiner Gemüsegarten liegt; die Fonduescheune selbst zu opfern, was der Vorschlag des Regierungspräsidiums nahelegt, lehnt er kategorisch ab. "In die haben wir viel Geld investiert – und sie läuft bestens."

Unter diesen Umständen wird sich in nächster Zeit erst mal nicht viel tun in Sachen Fremdenzimmer im Brunnental: Tobias Hailfinger ist nicht bereit, hohe Summen in eine Lösung zu investieren, die ihm nicht zusagt. Sein Geschäft läuft auch ohne Gästezimmer gut; er kann sich deshalb Zeit lassen und will abwarten, ob man sich in Tübingen nicht irgendwann zur Erkenntnis durchringt, dass Nägel mit Köpfen gemacht werden müssen, wenn aus dem Tourismus auf der Alb etwas werden soll. "Ich bin kompromissbereit – die anderen sollten es auch sein."

Etwas anders liegen die Dinge auf dem Zollersteighof. Mit dem Projekt, das bestehende Gebäude durch ein weiteres, ähnlich großes zu ergänzen, kann sich das RP grundsätzlich arrangieren, und der zeitweilig auftretende Mangel an Parkplätzen ist zwar laut Juniorchef Michael Jäckel ein Problem, aber ein lösbares. Mehr macht den Jäckels der Wunsch der Tübinger nach einer langfristigen Bedarfsplanung zu schaffen: Wird ein zweites Haus genügen, oder soll irgendwann, in 20 oder 30 Jahren, noch ein weiteres her? "Woher sollen wir das wissen", fragt Jäckel zurück, der sich begreiflicherweise nicht selbst die Ärmel zunähen mag. Und so wird man auch auf der Zollersteighof erst einmal zuwarten – in Corona-Zeiten erst recht.

Weitere Informationen: https://rp.baden-wuerttemberg.de/rpt/Abt2/Ref21/RVO-ZAV/Seiten/default.aspx