Kriminalität: Polizeichef Thomas Krebs präsentiert Zahlen und einen kuriosen Fahndungserfolg

Die Zahl der Ladendiebstähle steigt stark, die der Graffiti ebenfalls. Und: Die Tatverdächtigen werden jünger. Das sind nur drei Erkenntnisse aus der Kriminalitätsstatistik, die Thomas Krebs im Gemeinderat präsentiert hat.

Albstadt. Dass die Zahl der Straftaten von 1716 im Jahr 2016 auf 1842 im Folgejahr angestiegen ist, hält Thomas Krebs, der Leiter des Polizeireviers Albstadt, noch nicht für dramatisch, ist es doch immer noch die zweitniedrigste Zahl im Zehnjahresvergleich. In Ebingen ist sie von 1003 auf 1044 gestiegen – wobei die Innenstadt mit knapp 400 den Löwenanteil ausmacht – , in Tailfingen von 345 auf 319 gesunken. Dort ist die Kernstadt mit großem Abstand Schwerpunkt. "Wenn ich jetzt ein böser Ebinger wäre, könnte ich sagen: Klar, in Tailfingen gibt es nichts zu holen", sagte Krebs, der seinen Jahresbericht wie üblich mit augenzwinkerndem Humor würzte.

Auffällig: Im restlichen Talgang steigt die Kurve an: von 122 auf 152 in Truchtelfingen, von 78 auf 109 in Onstmettingen. Ebenso wie im Eyachtal: 45 Straftaten wurden in Lautlingen gezählt – zehn mehr als vor Jahresfrist – und 46 in Laufen, 30 mehr als 2016. In Margrethausen stieg die Zahl von drei auf 15, in Pfeffingen von 16 auf 27. Nur in Burgfelden sank sie, von vier auf drei. Die Kriminalitätsbelastung ist mit 4121 Fällen pro 100 000 Einwohner deutlich niedriger als in Balingen mit 4753, aber höher als in Hechingen mit 3843 und im Zollernalbkreis mit 3465 Fällen. Im Land liegt sie bei 5295 Fällen.

Die Zahl straffälliger Kinder ist in Albstadt seit 2016 deutlich von 19 auf 44, die der Jugendlichen von 77 auf 96 und die der Heranwachsenden von 744 auf 766 gestiegen. 969 Erwachsene sind 2017 straffällig geworden – 64 mehr als vor Jahresfrist. Die Männer liegen mit 725 Tatverdächtigen weit vor den Frauen mit 244, die Deutschen mit 64,8 Prozent weit vor den Nichtdeutschen mit 35,2 Prozent. Zwar liegt der prozentuale Anteil Nichtdeutscher an der Bevölkerung darunter – unter den nichtdeutschen Tatverdächtigen seien jedoch auch die Mitglieder rumänischer Einbrecherbanden sowie einige Asylbewerber aus der Landeserstaufnahmestelle in Sigmaringen, wo Personen aus den Maghreb-Staaten für viel Ärger gesorgt hatten. "Unter den Nichtdeutschen, die hier leben und integriert sind, ist der Anteil an Tatverdächtigen nicht höher als unter Deutschen", so Krebs.

Besagte Streifzüge auswärtiger Tatverdächtiger haben laut Krebs auch die Tatverdächtigenbelastung nach oben getrieben: von 2169 mutmaßlichen Straftätern im Jahr 2016 auf 2311 im vergangenen Jahr. Auffällig: Rechnet man die tatverdächtigen Asylbewerber auf 100 000 Albstädter hoch, liegt ihre Zahl mit 1549 signifikant unter jener der Deutschen mit 1780. Im Vergleich mit den Nachbarstädten schneidet Albstadt mit 2311 Tatverdächtigen auf 100 000 Einwohner deutlich besser ab als Hechingen mit 2563 und Balingen mit 2663. Im Kreis liegt die Zahl bei 1869, im Land bei 2433.

Graffitisprayer führte minutiös Buch

Insgesamt hat die Polizei laut Krebs einen starken Anstieg an Ladendiebstählen und Graffitispüherei festgestellt. Ein besonders fleißiger Sprayer ist den Beamten 2017 ins Netz gegangen, was Krebs schmunzelnd kommentierte: "Der hat sauber Protokoll geführt – so konnten wir mehr als 80 Straftaten klären."

Wie der Anstieg tatverdächtiger Kinder und Jugendlicher zu erklären sei, wollte CDU-Fraktionschef Roland Tralmer von Krebs wissen. "Landesweit kann sich das niemand erklären", gab der zurück: "Der Anstieg der Kinderzahl erklärt dieses Ausmaß nicht." Die Freie-Wähler-Fraktionschefin Manuela Heider, die selbst mit Kindern und Jugendlichen arbeitet, vermeldete eine "gefühlte Zunahme von Drogenkriminalität" in dieser Altersgruppe.

Philipp Kalenbach, Sprecher der FDP, fragte nach der personellen Situation im Albstädter Polizeirevier und bekam zur Antwort, dass diese "gleich schlecht" sei wie anderswo auch: "Nach der Einrichtung der Lea in Meßstetten haben wir fünf neue Kollegen bekommen – und seither keine mehr", sagte Krebs. Anderswo seien weniger Planstellen besetzt. "Wir haben einen Erfüllungsstand von 92 Prozent, und solange das so ist, bekommen wir keine neuen Kollegen." "Ist die Nacht in Albstadt sicher?" fragte Kalenbach – und bekam eine typische Krebs-Antwort: "Solange ich nicht unterwegs bin!" Spaß beiseite: "Die Wahrscheinlichkeit, in Albstadt Opfer einer Straftat zu werden, ist sehr gering."