Mohammad gefällt es in Winterlingen. Foto: Göttling Foto: Schwarzwälder Bote

Flüchtlinge: Mohammad aus Winterlingen wirbt für Frieden

Winterlingen (tog). "Ich liebe Deutschland." Der Satz kommt dem jungen Syrer Mohammad leicht über die Lippen. Mit seiner Familie war er zur Jahreswende 2015/16 über Syrien, die Türkei und Osteuropa nach Deutschland geflüchtet – und hat in Winterlingen nicht nur eine Zuflucht, sondern eine neue Heimat gefunden.

Mittlerweile haben Mohammad, seine Schwester und seine Eltern Sprachkurse absolviert und sich Grundkenntnisse des Deutschen angeeignet. Demnächst wird der 21-Jährige ein Freiwilliges Soziales Jahr beim Roten Kreuz in Sigmaringen beginnen; danach würde er gerne eine Ausbildung machen – vielleicht im Pflegeheim. "Es macht mir Freude, Menschen zu helfen." Weshalb er sich auch in der Winterlinger Feuerwehr engagieren will – er hat bereits an einer Übung teilgenommen. Seine Eltern arbeiten mittlerweile beide Vollzeit, zahlen also in das Sozialsystem ein, von dem sie anfangs profitierten. Privat unterhält die Familie gute Kontakte zu den Einheimischen; nicht von ungefähr bezeichnet die zuständige Begleiterin für berufliche Bildung in Albstadt sie als "sehr integrationswillig".

Umso mehr beschäftigen Mohammad die jüngsten Nachrichten aus Chemnitz: sowohl die von den Ausschreitungen rechtsextremer Gruppen gegen Flüchtlinge, Ausländer und Polizeibeamte als auch die von der vorausgegangenen Messerstecherei, bei der ein 35-jähriger Deutscher getötet und zwei weitere verletzt wurden. Die wachsenden Aggressionen machen ihm Angst: Er nimmt wahr, wie die deutsche Mehrheitsbevölkerung auf Straftaten von Flüchtlingen reagiert, und fürchtet, dass die Kriminellen auch die Flüchtlinge, die wie er friedlich sind, in Misskredit bringen. Mohammad ist vor Krieg und Gewalt geflohen; er hofft inständig, dass die Gewalt ihn nicht wieder in Deutschland einholt. "Alle Menschen sollen Respekt voreinander haben", lautet sein Wunsch, "egal, woher sie kommen."

Miteinander leben statt gegeneinander – klingt so einfach und ist es doch nicht. Jeder, sagt Mohammad, müsse seinen Teil beitragen – er sei bereit: "Damit die Leute nicht denken, dass sich alle Flüchtlinge schlecht benehmen."