„Wir sind wir“: Die Schüler brachten ihrer Schule ein Geburtstagsständchen, das beim Wettbewerb „Welcome to Europe“ auf dem vierten Platz landete. Foto: Alexander Stoll

Großer Geburtstag und ein bewegender Abschied: Die Sichelschule ist 100 Jahre alt geworden. Zum Ende dieses Schuljahres geht Rektorin Edith Liebhäuser in den Ruhestand.

„Was für ein Ereignis“, begrüßte Edith Liebhäuser die Gäste in der Sichelhalle, nachdem der Musikverein Balingen mit Dirigent Michael Koch für den Auftakt gesorgt hatte. Am 28. Juli 1913 wurde die Schule eingeweiht. Damals kamen die Spitzen des württembergischen Staats nach Balingen. Oberbürgermeister Dirk Abel wusste: der Staatspräsident, der Innenminister und der Regierungspräsident.

Heuer waren Wegbereiter und Begleiter unter den Gästen, wie Abels Vorgänger Helmut Reitemann und der ehemalige Rektor Ernst Höfer.

Baukosten betrugen zwei Billiarden Mark

Erbaut zur Zeit der Hyperinflation musste für die Bildungseinrichtung, die damals noch alle Balinger Schulen beherbergte, rund zwei Billiarden Mark aufgebracht werden. So glückreich habe Balingen wohl nie wieder finanziert, bemerkte Abel, denn „die Inflation erledigte die Schuldenlast relativ zügig“.

Schon bald war zu wenig Platz für alle Schüler, es musste um- und angebaut werden. 1957 konnte erstmals das Abitur an der Sichelschule abgelegt werden, was heute auf der anderen Stadtseite, auf dem Längenfeld, möglich ist.

550 Kinder und Jugendliche besuchen die Sichelschule

Auch zuletzt wurde wieder umgebaut und saniert. Unter anderem wurden Flure zu Lernbereichen umgestaltet und zwei Input- und drei Gruppenräume entstanden. Fertig wurde alles gerade noch rechtzeitig zum Schulfest, nur zwei Wochen vorher, wie Liebhäuser anmerkte.

Seit 2013 ist die Sichelschule eine Gemeinschaftsschule im Verbund mit der Grundschule, die zusammen 550 Kinder und Jugendliche besuchen. In der Ganztagsbetreuung war sie Vorreiterin. „Als Kommune wissen wir, was wir an der Schule haben“, lobte Abel das „Erfolgsmodell“.

Ministerin war selbst Schülerin

Christina Staiger, Schulrätin am Staatlichen Schulamt Albstadt, hatte nach dem Lesen der Festschrift festgestellt: „In den 100 Jahren ihres Bestehens hat sich die Sichelschule stets entwickelt und ist nie stehen geblieben.“

„Viele Generationen haben hier ihre Bildungsbasis vermittelt bekommen“, sagte Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut, die ebenfalls zu den Gratulanten zählte. Ihre Familie verbindet ebenso ein gemeinsamer Weg: Ihr Vater ging in die Sichelschule, für sie war es Grundschule, später war sie Elternbeiratssvorsitzende und ihre drei Töchter besuchten die Schule.

Edith Liebhäuser geht in den Ruhestand

Sie erinnerte daran, dass es vor zehn Jahren gelungen sei, die Sichelschule als Stammschule zu erhalten. Es hatte Überlegungen gegeben, den Lehrbetrieb auf dem Längenfeld zu konzentrieren. „Wir brauchen kluge Köpfe“, betonte die Wirtschaftsministerin. An der Sichelschule werde ein Bildungskanon angewandt, der gleichermaßen einen Wertekanon vermittle. „Kinder werden zu mündigen Bürgern.“

Dirk Abel verabschiedet Rektorin Edith Liebhäuser in den Ruhestand. Foto:  Alexander Stoll

Der Schulchor begeisterte mit dem Song „Wir sind wir“, der im Wettbewerb „Welcome to Europe“ den vierten Platz belegt hatte. In Frack und mit Zylinder erinnerten Markus Zeller und Siegfried Haas anschließend humorvoll an kleine und große Begebenheiten aus der Schulgeschichte.

Dann war es an Konrektorin Manuela Richter, ihre Chefin zu verabschieden. Seit 2011 leitete Edith Liebhäuser die Sichelschule und hat den Wandel von der Werkrealschule zur Gemeinschaftsschule begleitet. „Du warst Motor und Taktgeberin“, lobte Richter, „und hast sie geleitet, wie du auch als Person bist“.