Foto: Eyrich/ Leukhardt/ Schreijäg/ Stopper

Nach dem Spiel sammeln sich WM-Fans im ganzen Kreis zum gemeinsamen Feiern und Fahnenschwenken.

Zollernalbkreis - Es war die heißeste, die kürzeste und die schönste Nacht – mindestens dieses Jahres: Der Zollernalbkreis ist von einem Erdbeben der positiven Art erschüttert worden – dem WM-Sieg der deutschen Nationalelf.

113 Minuten dauerte es, bis zum erlösenden Aufschrei: Mario Götze hat mit seinem herrlichen Tor im 9460 Kilometer entfernten Rio de Janeiro dem Zollernalbkreis ein kleines Erdbeben beschert: Keiner, der nicht getanzt, gejubelt, gefeiert hätte.

In Albstadt verteilten sich die Fans zum Public Viewing in den Lokalen überall in der Innenstadt, und sogar Italiener, Portugiesen, Türken und Spanier halfen mit, der deutschen Elf die Daumen zu drücken. Kaum war der Schlusspfiff ertönt, setzte sich ein Gaudiwurm in Bewegung, wie selbst die Korso-Hochburg Albstadt ihn noch nicht erlebt hatte. Bestens ausgerüstet mit Fahnen, Tröten, Trikots, Kapitänsbinden und Girlanden freuten sich die Fans – vom Kindes- bis zum Seniorenalter – aus ihren offenen Autos heraus: Der vierte Stern – Deutschland ist endlich wieder Weltmeister!

Feuerwerk, Bengalos, ein Fahnenmeer aus Deutschlandflaggen, Rauchpatronen, die ein ganzes Stadtviertel in schwar-rot-goldene Schwaden hüllen – an die 1000 WM-Fans strömten nach dem nervös erzitterten und so heiß ersehnten Sieg auf den Hechinger Obertorplatz, so dass hier um Mitternacht eine Atmosphäre wie in einer Stadion-Südkurve herrschte. "Deutschland ist der geilste Club der Welt", das war nur einer von vielen originellen Fangesängen, die über den Platz hallten. Und weil so viele als Fußgänger auf dem Obertorplatz feierten, fiel der Autokorso bescheidener aus als nach früheren Spielen. Diesen schwarz-rot-goldenen Titelrausch wollten die Fans eben in hautnaher Tuchfühlung genießen.

Auch in Balingen schlug man über alle Stränge. Böller knallten, Fanfaren tuteten und ein besonders eifriger Fan kletterte sogar auf eine Straßenlaterne, um dort oben ein schwarz-rot-goldene Flagge anzubringen. Besonders beim Kreisverkehr der Sparkasse tummelten sich die wie wild feiernden Fußballfans. Bewegte man sich allerdings nur zweihundert Meter weiter in die Innenstadt, kam es einem vor, als hätte Deutschland nie an der WM teilgenommen. Keine Menschenseele traf man hier an, nur in der Ferne waren die Sirenen und Tröten zu hören.