Umweltzone: Ohne Plakette geht hier nichts mehr. Auf der Zollernalb ist das vorerst nicht vorgesehen. Laut Christian Hoseit würde es auch nichts bringen. Foto: Weißbrod

Ingenieur Hoseit hat recherchiert: Nutzen würde es keinen bringen. Wenig Feinstaub von Autos.

Zollernalbkreis - "Umweltzonen sind Geldmacherei", stellt der promovierte Ingenieur Christian Hoseit aus Erzingen fest. Es ist nicht das erste Mal, dass der Ruheständler nicht "einfach so" hinnehmen will, was er aufgetischt bekommt.

Er hat gegen einen Mobilfunkmast in seiner Wahlheimat Erzingen gekämpft, hat Vorträge über die Gefahren von Handystrahlung gehalten und hat auch schon erfolgreich mit der Stadt gestritten gegen ein Durchgangsrecht auf seinem Grundstück.

Jetzt hat ein Bericht über die Zahl der umweltfreundlichen Autos im Zollernalbkreis Christian Hoseit veranlasst, nachzuschlagen, herumzutelefonieren und alle verfügbaren Daten zusammenzutragen. Mit einem erstaunlichen Ergebnis: Eine Umweltzone auf der Zollernalb würde, was den Feinstaub angeht, kaum etwas bringen. Dafür würde für die Fahrzeughalter, die ohne grüne Plakette unterwegs sind, ein gewaltiger wirtschaftlicher Schaden entstehen. "Eigentlich ist es nur Geldmacherei", schlussfolgert der Ruheständler. Es müssten eben möglichst viele Neuwagen verkauft werden.

Er selbst und seine Frau fahren zwei Renault-Diesel von 1992, die noch in sehr gutem Zustand sind, die sich aber nicht nachrüsten lassen. "Die Wagen haben ungefähr die Größe eines Passat, sodass die Anschaffung von vergleichbaren gebrauchten Fahrzeugen mindestens 30 000 Euro kosten würde", hat Hoseit nachgerechnet. Er will seinen Diesel weiterhin nutzen: "Nach Tübingen fahre ich ja schon lange nicht mehr."

Nach Angaben des Verkehrsamts sind auf der Zollernalb lediglich 987 (oder 0,82 Prozent) der Fahrzeuge ohne Plakette unterwegs und 2402 (1,99 Prozent) gehören zur Schadstrofgruppe 2 (rote Plakette). Das sind nicht viele, gemessen an der Zahl der Fahrzeuge mit grüner Plakette – 108 495 oder 90,09 Prozent. Man müsse sich aber darüber im klaren sein, dass viele kleine Betriebe betroffen wären, vor allem Handwerker, die ein, zwei alte Transporter haben: "Die würden dann kaum noch überleben. Sie könnten ihre Kundschaft nicht mehr erreichen, da sie nicht die Mittel hätten, neue Fahrzeuge anzuschaffen", befürchtet Hoseit. Das könnte für manch einen den Konkurs bedeuten. "Die Mitarbeiter verlören ihre Arbeit, das finanzierte Wohnhaus wäre fort, die Familie stünde auf der Straße", prophezeit er.

Er verweist dazu auf eine Dokumentation der CDU Berlin, die bereits im April 2008 vorgestellt worden war. Fazit: "Was wird durch Umweltzonen erreicht? Nichts. Alle Messungen in bestehenden Umweltzonen haben ergeben, dass keine messbare Verminderung des Feinstaubs eingetreten ist." Dies hänge damit zusammen, dass der Feinstaub hauptsächlich aus anderen Quellen komme und nicht aus dem Straßenverkehr, sagt Hoseit und verweist auf Industrie, Kohlekraftwerke und vor allem Ölheizungen.

Feinstaub-Anteil von elf Prozent beeinflussen

Nach einer Untersuchung des Berliner Senats erzeuge in einer Hauptverkehrsstraße der gesamte Verkehr 26 Prozent der Feinstaubbelastung, wovon elf Prozent aus Abgasen und 15 Prozent aus Abrieb und Aufwirbelung kämen. "Durch Umweltzonen könnte also nur der Feinstaub-Anteil von elf Prozent beeinflusst werden, Abrieb und Aufwirbelung blieben unverändert", sagt der Erzinger.

Gemeinhin werde allerdings unterstellt, dass man durch Umweltzonen immerhin ein Drittel der Feinstaubbelastung ausschalten könne. Eine von vielen Unwahrheiten: "Nach den Daten des Umweltbundesamts ist das südliche Baden-Württemberg nicht von Feinstaub betroffen", hat Hoseit nachgelesen. Überschreitungen der Grenzwerte würden nur in einigen Städten gemessen. Durch Einführung von Umweltzonen sei also keine wesentliche Verminderung des Feinstaubs zu erwarten. Würde man die Fahrzeuge ohne Plakette stilllegen, entstünde den Haltern ein ungeheurer wirtschaftlicher Schaden und kaum ein Nutzen für die Umwelt.

Übrigens sei er noch an einer weiteren Geschichte dran, verrät Hoseit. Nämlich die Energiewende. Die sei "total falsch angegangen worden von Industrielobbyisten". Energetisch autark – gut und schön, aber den Solarstrom und den Strom aus Windkraftanlagen könne man nicht speichern. Tausende Arbeitsplätze seien entstanden, "die finanzieren wir mit der EEG-Umlage mit". Gleichzeitig stellt er aber klar: "Auch mit der Atom-Lobby kann ich mich nicht anfreunden."