Eine Frau fährt bei Albstadt-Degerfeld auf einer Loipe Langlauf. Foto: Kästle

Minus 33,8 Grad Celsius auf dem Degerfeld. Gefrorene Weichen führen zu Verspätungen im Zugverkehr.

Zollernalbkreis - Absoluter Rekord für die Zollernalb: Auf dem Degerfeld wurden in der Nacht von Sonntag auf Montag minus 33,8 Grad Celsius gemessen. Das war die niedrigste Temperatur in Deutschland. Sogar auf der Zugspitze war es in dieser Nacht wärmer.

Die Folge: Nach den starken Schneefällen vom zweiten Weihnachtstag gab es eine geschlossene Schneedecke auf vielen Straßen, gefahren wurde oft nur noch im Schritttempo. Aber für die Polizei verlief der Wintereinbruch weitgehend ruhig. Bis auf einige kleinere Blechschäden habe es keine besonderen Vorkommnisse gegeben, bestätigt Polizeisprecherin Renate Diesch auf Nachfrage. Wegen der Feiertage seien die meisten Zollernälbler wohl daheim geblieben. Und die, die doch noch mit dem Auto unterwegs gewesen seien, hätten sich wohl auf den Wintereinbruch eingestellt und seien entsprechend vorsichtig gefahren.

Auch der Zugverkehr bekam den Temperatursturz zu spüren: Zwei gefrorene Weichen in Mössingen und Laufen führten zu Verspätungen, zwei Züge der Hohenzollerischen Landesbahn fielen aus. Und noch eine Folge gibt es: Nach der kältesten Nacht des Jahres haben viele Zollernälbler gestern Zuflucht in den Saunen der örtlichen Bäderbetriebe gesucht. "Kälte und Sauna – das passt gut zusammen", sagt "badkap"-Betriebsleiter Juan Garcia.

Aber war die Kälte wirklich ungewöhnlich? Keineswegs, sagt Metereologe Karl-Heinz Jetter. "Ein ganz normaler Winter." In seiner Wetterstaion in Heselwangen hat er in der Nacht von Sonntag auf Montag minus 15,9 Grad Celsius gemessen; insgesamt sind 14 Zentimeter Neuschnee gefallen. Montag habe es tagsüber lediglich noch zwei Zentimeter Neuschnee gegeben: "Das ist normal für diese Jahreszeit, es hat schon viel strengere Winter gegeben." Zum Vergleich nennt er die Nacht zum 13. Januar 1987: Damals hatte er in Heselwangen minus 24,5 Grad gemessen, die niedrigste Temperatur in den vergangenen 30 Jahren. Temperaturen von minus 17 oder minus 19 Grad hat Karl-Heinz Jetter schon oft gemessen.

Was allerdings ungewöhnlich gewesen sei, sei der Winter bis zum zweiten Weihnachtstag: "Der Dezember war viel zu warm, im Durchschnitt war es vermutlich das wärmste Jahr seit 30 Jahren." Genau festlegen möchte sich der Heselwanger aber erst, wenn er am Jahresende die ganzen Durchschnittswerte verglichen hat.

Der bisherige Jahrestiefstwert, der in Heselwangen gemessen wurde, waren minus 3,9 Grad am 30. Januar. Danach hatte es kaum noch Minustemperaturen gegeben. Anfang Dezember habe der Flieder geblüht, sagt Karl-Heinz Jetter. Und an Heiligabend habe er in seinem Garten eine Schlüsselblume entdeckt: "Das ist nicht normal für diese Jahreszeit."

Er gehe davon aus, dass die Nacht von Sonntag auf Montag die kälteste in diesem Winter gewesen sei. Voraussetzung für eisige Temperaturen seien ein sternenklarer Himmel und frischer Schnee: "Dann wird über Nacht die Wärme in den Weltraum abgestrahlt." Eine Wolkendecke halte hingegen die Wärme am Boden. Eine dicke Schneedecke lasse zudem die Erdwärme nicht durch.

Seine Prognose: In den nächsten Tagen werde es wieder wärmer, und es werde noch mehr schneien.