Dominik Jauch steht vor den Überresten der abgebrannten Scheune. Doch er und seine Familie wollen weitermachen. Foto: Parage

Die Jauchs wollen ihren Hof bei Zimmern wieder aufbauen. Hilfsbereitschaft nach Feuer ist groß.

Zimmern - Eine Woche ist es her, seit ein Feuer die Stallungen der Familie Jauch zwischen Zimmern und Hausen zerstört hat. 15 Tiere sind verendet. Doch die Jauchs resignieren nicht, sondern wollen ihre "Angus Ranch" wieder aufbauen.

Als Dominik Jauch vor einer Woche auf seinen Hof blickte, bot sich ihm ein völlig anderes Bild als heute. In der großen Halle zwischen Zimmern und Hausen hatten die Bullen ihren Stall, auch die Mutterkuhherde war darin untergebracht. Maschinen fanden Platz und die Strohballen.

Zwischen diesem Anblick und heute liegen sieben Tage und ein Feuer. In der Nacht vom vergangenen Montag auf Dienstag brannte die über 800 Quadratmeter große Halle nieder. Zurückgeblieben ist eine größtenteils eingestürzte Brandruine, ein ausgebrannter Traktor und eine Herde, die kleiner geworden ist. Von den 41 Rindern der "Angus Ranch" der Familie Jauch sind 15 im Feuer ums Leben gekommen oder mussten wegen ihrer schweren Verletzungen eingeschläfert werden.

Und doch hatten die Jauchs Glück im Unglück. Seit Mai hatte die Mutterkuhherde mit Kühen, ihren Kälbern und einem Bullen Zugang zur Weide. Sie konnten sich ins Freie retten. Nicht einmal in der Brandnacht sei die Herde in Panik ausgebrochen, sagt der Landwirt. Die Helfer konnten ohne große Gefahr mit den Tieren umgehen.

Die Familie bewirtschaftet einen Biolandbetrieb im Nebenerwerb, den sie vor einem Jahr von Susanne Jauchs Eltern übernommen hat. Ihr Bio-Rindfleisch vermarktet sie direkt.

Finanziell wirft solch ein Betrieb nicht viel ab. "Wir machen’s aus Leidenschaft", sagt Dominik Jauch. Im Hauptberuf ist er selbstständig und in der Maschinenbaubranche tätig. Der Hof sei für ihn "ein stückweit ein Ausgleich". Seit der Betriebsübernahme haben seine Frau und er das Anwesen nach und nach hergerichtet.

Das Feuer hat vieles zerstört. Aber: "Wir haben unsere Mutterkuhherde." Die Familie will weitermachen, und es sieht so aus, als sei dies möglich. Dank der erst kurz zurückliegenden Betriebsübernahme seien alle Versicherungen auf dem aktuellen Stand gewesen.

Von den bisherigen Stallungen ist nichts mehr zu retten. Und neue zu bauen, dauert seine Zeit. Doch bis zum Herbst seien die Tiere wohl versorgt. Sie sollen auf Wiesen, die die Landwirte bereits bewirtschaften, neue Weiden finden. Für den kommenden Winter könnten die Jauchs das Nebengebäude, das vom Feuer verschont blieb, zum Stall umfunktionieren. Das wäre ein Anfang.

Spaziergänger hatten den Brand am späten Montagabend bemerkt und Alarm geschlagen. Die Feuerwehr Zimmern war mit allen vier Abteilungen im Einsatz und konnte doch nichts mehr tun, als die Flammen wüten zu lassen und zu verhindern, dass diese auf die Umgebung und die Halle nebenan übergreifen.

Inzwischen ist die Brandursache wohl geklärt. Die drei größeren Kinder der Jauchs, im Kindergarten- und Schulalter, waren nachmittags auf dem Gelände. Sie hatten die Tiere versorgt. Und sie machten ein kleines Feuer – außerhalb, aber doch in der Nähe der Stallungen. Die drei hätten das Feuer anschließend mit Wasser aus der Viehtränke gelöscht, sagt Dominik Jauch.

Penetrante Schaulustige erschweren Landwirten die Arbeit

Als seine Frau abends noch einmal nach den Tieren geschaut habe, sei noch alles in Ordnung gewesen. Doch "die Vermutung ist, dass der Wind Glutreste ins Stroh getragen hat". Wie die Familie damit umgeht? Viele der Rinder hatten einen Namen, die Kinder eine enge Beziehung zu ihnen. "Da brauchen Sie nicht mehr zu schimpfen", sagt der vierfache Vater.

Bei allem Unglück erlebt die Familie gerade aber auch eine überwältigende Hilfsbereitsschaft. Auf der Facebook-Seite ihrer "Angus Ranch" danken sie allen Helfern. Den Einsatzkräften, die vor Ort waren, anderen Landwirten, die spontan einspringen, Nachbarn, die auf die Kinder aufpassen und die Familie mit Essen versorgen oder dem Tierarzt, der sich noch in der Brandnacht um die Rinder kümmerte. Dominik Jauch erzählt auch vom unkomplizierten Mithelfen der Firma Bauer aus Zimmern, die ihn bei der schwersten Arbeit unterstützt hat, der Bergung der verendeten Tiere aus der Brandruine.

Allerdings gibt es auch unerfreuliche Erlebnisse. Etwa Jugendliche, die mit Handys gefilmt hätten, wie er mit dem Tierarzt verletzte Rinder einschläfern musste. Oder Schaulustige, die beim Spaziergang an Fronleichnam einfach auf das Hofgelände gelaufen seien und sich erst nach Diskussionen wieder wegschicken ließen. "Das ist unglaublich belastend und hat mich erschrocken, dass es so was doch gibt", sagt Dominik Jauch. Von Gaffern an Unglücksstellen höre er sonst nur im Radio.

Zum Nachdenken ist der junge Landwirt bisher noch nicht gekommen. Bis Mittwoch war er im Dauereinsatz. "Man ist am Machen, Machen, Machen und Organisieren." Das ändert sich erst langsam. Auf Facebook schreibt er: "Schritt für Schritt beruhigt sich die Situation für uns." Doch das, was in der Brandnacht passiert ist, zu verarbeiten, wird dauern. Was ihm in dieser Situation hilft: "Dass wir als Familie zusammenhalten – und den Kindern keine Vorwürfe machen."