Ein Beifall, der kaum enden will: Emil Maser ist eben zum Ehrenbürger der Gemeinde Zimmern ernannt worden. Foto: Weisser

Vor imposanten Kulisse Bühne der Kommunalpolitik verlassen. Ernennung zum Ehrenbürger.

Zimmern o. R. - Vor einer imposanten Kulisse und in einem außergewöhnlichen, mit vielen Emotionen gefüllten Rahmen hat der Zimmerner Bürgermeister, Emil Maser, die innig und leidenschaftlich geliebte Bühne der Kommunalpolitik verlassen.

Bei seinem letzten großen Auftritt in der Zimmerner Festhalle bereitete die Gemeinde Zimmern ihrem langjährigen Bürgermeister einen würdigen, ja unvergesslichen Abschied. Die Ernennung zum Ehrenbürger seiner Wahlheimat in Anerkennung seiner großen Verdienste war für ihn (Maser: "Das bedeutet für mich viel, denn wir sind mit Zimmern sehr eng verbunden") zweifelsohne die Krönung an diesem Abend.

Bereits eine halbe Stunde vor dem offiziellen Beginn strömten die Besucher zahlreich in die Halle. Feuerwehrleute, Trachtenträger, Gemeindebedienstete, Bürger aus allen Ortsteilen, Bürgermeisterkollegen, Weggefährten aus früherer Zeit, Personen aus Politik und Verwaltung, darunter die Landtagsabgeordneten Stefan Teufel und Gerhard Aden, Vertreter der beiden Kirchengemeinden und sämtlicher kommunaler Einrichtungen, persönliche Freunde, Vertreter aus dem Heimatort Haiterbach – allesamt suchten sie die für diesen Anlass viel zu kleine Festhalle auf.

Schnell war offensichtlich: Alle würden bei diesem außergewöhnlichen Ereignis keinen Sitzplatz finden. Emil Maser und seine Ehefrau Marianne durften nicht nur viele persönliche Dankes- und Grußworte entgegennehmen. Es gab auch viele Geschenke für den ausscheidenden Schultes.

Enkelkind Samuel, der jüngste Spross der Familie Maser und ganze Stolz des Opas, freute sich dann aber doch riesig, als nach zweieinhalb kurzweiligen Stunden zumindest die offizielle Veranstaltung ein Ende nahm. Dem Anlass gebührend, hätte sie noch viel länger dauern können oder müssen. Doch die Reihe der Redner war bewusst eingegrenzt worden.

Beeindruckende Geste

Nach den letzten Worten seiner Schluss- und Dankesrede, kurz bevor endgültig der Vorhang fiel, alle Gäste hatten sich bereits klatschend von den Plätzen erhoben, verließ Emil Maser das Rednerpodest. Er betrat die Bühne und verneigte sich, ja fast demütig, vor den vielen Besuchern.

Der Schultes, der immer wieder betonte, wie dankbar und glücklich er sei, dass er seinen Beruf zur Berufung machen konnte und der das Amt des Bürgermeisters für den schönsten Beruf hielt, wusste in diesem Moment: Seine Ära als Bürgermeister, als Lenker und Gestalter der Gemeinde, sie ist nun vorbei. Es wurde ihm bewusst: Nun heißt es, loszulassen und sich anderen Dingen zu widmen.

Und für die zahlreichen Gäste, darunter vielen Weggefährten, war klar: Es gibt im Kreis Rottweil nun wieder einen Bürgermeister vom alten Schlag, und das im allerpositivsten Sinne gemeint, weniger. Der Applaus nahm an Intensität indessen nochmals deutlich zu.

Der Gesichtsausdruck des scheidenden Schultes und frisch gebackenen Ehrenbürgers zeigte aber immer noch ernste Züge. Erst nach und nach hellte sich seine Miene auf. Dachte Maser in diesem Moment nochmals an seine kurz zuvor an sich gestellte Frage: "War es genug, was man geleistet hat?" Doch zu diesem Thema bezogen an diesem Abend andere, und zwar sehr kompetente Personen, Stellung und beantworteten für den Bürgermeister diese Frage.

Lob von hoher Stelle

Aus Spaichingen war der frühere baden-württembergische Ministerpräsident und Zimmerner Ehrenbürger, Erwin Teufel, mit seiner Ehefrau Edeltraud (Maser: "Das ist für mich eine sehr große Ehre") in die Heimat gekommen. In seinem frei gehaltenen halbstündigen Grußwort attestierte der frühere Landesvater dem scheidenden Bürgermeister "unglaubliche Leistungen".

Teufel vergaß auch nicht zu erwähnen, dass für Maser besonders die Anfangsjahre sehr schwer gewesen seien. Am meisten habe ihn die Entwicklung des Gewerbegebiets Inkom beeindruckt, so der Ex-Landespolitiker. Maser habe maßgeblich dazu beigetragen, dass Zimmern und Rottweil gemeinsam so viele Arbeits- und Ausbildungsplätze schaffen konnten. Auch die langfristige Weichenstellung im Wohnbau zählte Teufel auf. Zudem habe der Bürgermeister alle Ortsteile gleich behandelt.

Der frühere Politiker fasste in seiner Laudatio abschließend zusammen: "Emil Maser hat in herausragender Weise Zimmern zukunftsfähig gemacht, das verdient größten Respekt und Anerkennung."

Guter Ruf in Freiburg

"Zimmern steht heute gut da, danke für das, was Sie Ihrer Nachfolgerin und den Bürgern hinterlassen." Mit diesen Worten bedankte sich Landrat Wolf-Rüdiger Michel für den Landkreis. Er sprach von einem sehr guten und loyalen Miteinander.

Die Zimmerner Erfolgsgeschichte der vergangenen zwei Jahrzehnte machte der Landrat unter anderem an der Haushaltskonsolidierung fest. Wenn vor 24 Jahren jemand gesagt hätte, dass der Haushalt 2016 der Gemeinde Zimmern so aussehe und die Gesamtverschuldung unter dem Kreisdurchschnitt liege, dann hätte man diesem unterstellt, er habe nicht alle Tassen im Schrank, betonte Michel schmunzelnd.

Er habe Maser stets als stets harten, aber jederzeit fairen Verhandlungspartner erlebt, was er sehr positiv gesehen habe. Michel bilanzierte: "Maser hat in Zimmern und im Eschachtal Ungeheures aufgebaut." Emil Maser sei es immer um die Sache, nicht aber um seine Person gegangen.

Besonderes Geschick und Hartnäckigkeit habe der Zimmerner Schultes bei den "Fördergeldern" bewiesen. Der Landrat stellte fest: "Er war nicht nur ein Bürgermeister, sondern auch ein Meister im Einwerben von Zuschüssen." Emil Maser habe dazu ein richtiges Lehrbuch geschrieben. Mit soliden und gut vorbereiteten Anträgen habe sich die Gemeinde Zimmern beim Regierungspräsidium einen sehr guten Ruf erworben.

Ehrlichkeit

Auf die Worte von Emil Maser sei immer Verlass gewesen. Mit ihm habe man noch Geschäfte per Handschlag abschließen können, lobte der Landrat. Von Anfang an, so Michel, seien sie sich sympathisch gewesen. Er bescheinigte dem jetzigen Pensionär ein sehr hohes Maß an Fleiß und Zielstrebigkeit.

Mitmenschlichkeit

Mitmenschlichkeit, dieses Wort, diese Charaktereigenschaft, zog sich wie ein roter Faden durch die Grußworte. Erwähnt wurden sie vom früheren Landesvater Erwin Teufel ("Ich bewundere ihre außergewöhnliche Mitmenschlichkeit, der ich immer wieder begegnet bin") wie auch von Bürgermeisterstellvertreterin Ingrid Balke, die als Regisseurin mit Gelassenheit, Charme und Natürlichkeit durch den Abend führte.

Sie erinnerte an die Aussagen von Emil Maser bei seiner Einsetzung vor 24 Jahren. Er wolle Bürgermeister für alle sein, und der Mensch stehe bei ihm im Vordergrund. An diesen Grundsätzen habe sich in seiner gesamten Amtszeit nichts geändert.

Geschätzt habe sie auch sein Fingerspitzengefühl, seine Diplomatie und seine Bescheidenheit, ergänzte Balke. Maser könne eine stolze Bilanz ("Grandiose Leistung") vorweisen, auch wenn er das letzte große Vorhaben, den Bau einer Drei-Felder-Sporthalle, nicht mehr geschafft habe. Selbst schwere Krankheiten hätten ihn nicht stoppen können, erwähnte die Stellvertreterin.

Maser und die Vereine

Viel Lob bekam der Schultes, in früherer Zeit auch aktiver Musiker und Feuerwehrkommandant, für die Wertschätzung des ehrenamtlichen Engagements. Maser habe stets großes Verständnis für die Vereine gezeigt, betonte Siegfried Hattler, der Ehrenvorsitzende des SV Zimmern, und dankte stellvertretend für alle Vereine der Gesamtgemeinde.

Auf Augenhöhe sei der Bürgermeister den Vereinsvertretern gegenüber gestanden, gemeinsam habe man nach Lösungen gesucht. Hattler: "Emil Maser hat sich in die Seele der Vereine hineinversetzt."

Wenn er bei berechtigten Wünschen aus finanziellen Gründen habe ein "Nein" sagen müssen, dann habe ihm das mehr weh getan als den Vereinen, meinte Hattler und erinnerte an die Zeit, als die prekäre Haushaltslage einmal zur Streichung des Vereinsbeitrags geführt habe.

Die Blasmusiker aller vier Kapellen demonstrierten Einigkeit: Unter Leitung von Kletus Cologna muszierten sie gemeinsam für ihren Bürgermeister. Der "Liederkranz" Zimmern mit Dirigentin Elena Schmidt präsentierte den Welthit "We Are The World". Die Bewirtung beim anschließenden Stehempfang übernahmen die Trachtenvereine Zimmern und Flözlingen sowie Mitglieder des SV Zimmern.

Ein geschätzter Kollege

Für die Bürgermeisterkollegen aus dem Kreis, bis auf wenige Ausnahmen waren sie alle vertreten, die Stadt Rottweil mit OB Ralf Broß und Bürgermeister Christian Ruf, überbrachte der Vorsitzende der Bürgermeistervereinigung im Kreis, der Hardter Schultes, Herbert Halder, Dankesworte. Er gratulierte Maser zu seinem deutlich sichtbaren Schaffen. Das Amt des Bürgermeistes sei für Maser eine Lebensaufgabe gewesen. Markante Akzente habe dieser in seiner Amtszeit gesetzt.

Das Wort des langjährigen Schultes habe im Kollegenkreis viel gegolten, berichtete Halder voller Anerkennung. Mit seinem Fachwissen, seinem kollegialen Verhalten und seinem Blick über den Tellerrand von Zimmern hinaus sei er immer ein geschätzter Gesprächspartner gewesen.

Eine Delegation aus der Partnergemeinde Bärenburg (Sachsen) hatte Maser die Ehre erwiesen und für diesen Anlass den weiten Weg zurück gelegt. Ebenfalls waren Bürgermeister aus angrenzenden Gemeinden der Nachbarkreise unter den Gratulanten.

Die Bediensteten

Jederzeit sachlich, fair und freundlich, so sei Emil Maser immer zu den Bediensteten des Rathauses gewesen, hieß es. Nur an zwei Ereignisse, so Ingrid Balke, habe sich eine langjährige Mitarbeiterin erinnern können, bei denen der "Chef" einmal laut geworden sei. Ansonsten habe den Bürgermeister eine beispiellose Sachlichkeit in allen Bereichen ausgezeichnet.

Auf musikalische Art verabschiedeten sich die Bediensteten und die Gemeinderäte von ihrem Schultes. Statt "Über den Wolken" hieß das Lied von Reinhard Mey nunmehr "Jetzt in der Rente, wird die Freiheit wohl grenzenlos sein".

Kämmerer Martin Weiss bewies dabei, dass er nicht nur gut mit Haushaltszahlen umgehen kann. An der Gitarre und am Mikrofon gab er im eigens dafür zusammengestellten "Projektchor" den Ton an. Mit dem Evergreen von Freddy "Schön war die Zeit" erinnerten die Sänger an die vielen Jahre der Zusammenarbeit. Seiner langjährigen Sekretärin Gudrun Hermle überreichte Maser einen Blumenstrauß.

Das Rückgrat: die Familie

Mit etwas leiser Stimme, was sicherlich nicht nur der gerade überstandenen Grippe geschuldet war, sprach Emil Maser letztmals zu seinen Bürgern. In seinen Worten schwang ein Hauch Wehmut mit. Viele Dankesworte wollte er los werden: an die Bürger, an die Vereine, alle kommunalen Einrichtungen und an die beiden Kirchengemeinden. Und vor allem an seine Ehefrau Marianne sowie an die Kinder Stefanie und Thomas. Ohne diese bedingungslose Unterstützung und das große Verständnis der Familie hätte er diese Aufgabe nicht meistern können, räumte der zweifache Familienvater ein.

Das größte Kompliment ging an seine Frau Marianne. Sie habe ihn zuletzt noch am Krankenbett bei der Abfassung der Rede unterstützt, verriet Maser. Und er blieb bis zum Schluss authentisch und auch ehrlich: So gab er frei weg zu, dass ihm der Abschied aus dem Amt sehr schwer falle. Er erwähnte weiter: "Mit Zufriedenheit und etwas Stolz blicke ich auf das Erreichte und Geleistete."

Beim Stehempfang bot sich allen Gästen die Möglichkeit, ihrem "Lieben Emil" oder ihrem geschätzten "Herr Bürgermeister" nochmals persönlich Danke zu sagen.