Spätes Vater-Glück wird in Deutschland immer mehr zum Normalfall. Foto: dpa/Jens Büttner

Väter sind in Deutschland bei der Geburt von Kindern mittlerweile durchschnittlich um die 35 Jahre alt. Einst war das in vielen Ländern bereits ähnlich. Allerdings aus ganz anderen Gründen.

Vater werden ist nicht schwer, Vater sein dagegen sehr.“ Sie kennen diesen Eingangsvers aus Wilhelm Buschs (1832-1908) gleichnamigen humoristischen Gedicht sicherlich. Ist er doch in den allgemeinen deutschen Sprachschatz eingegangen.

Wenn man den Vers mit dem aktuellen Durchschnittsalter von Vätern bei der Geburt ihrer Kinder vergleicht, scheint es, als ob es sich Deutschlands Männer sehr reiflich mit dem Vatersein überlegen würden. Denn es steigt seit Jahren an.

Vatersein muss reiflich überlegt sein

Im Jahr 1991 lag das mittlere Alter von Vätern bei der Geburt des Nachwuchses noch bei 31 Jahren, wie Forscher des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) und der Universität Oldenburg in der Fachzeitschrift „Human Reproduction“ berichten.

2022 waren sie dagegen im Schnitt 34,7 Jahre alt. „Dieser Trend ist weltweit in vielen Ländern zu beobachten“, schreibt das BiB in Wiesbaden am Dienstag (9. April) in einer Mitteilung.

Höheres Alter historisch nicht ungewöhnlich

Historisch gesehen ist ein höheres Alter nicht ungewöhnlich: So waren Väter etwa in Frankreich um 1900 bei Geburten des Nachwuchses im Durchschnitt 34 Jahre alt. Bis in die Siebzigerjahre sank dieses Alter dort auf um die 30 Jahre, bevor es ab 1980 wieder stieg. Ähnliche Verläufe sind für Schweden, Japan, die USA und andere Staaten dokumentiert.

Für Deutschland liegen Daten zum Alter der Väter bei Geburten erst seit 1991 durchgängig vor. Für die Studie wurden laut BiB Daten von mehr als 4000 Geburtenjahrgängen in 140 Staaten ausgewertet. Die Analyse bezieht sich statistisch auf alle Kinder von Vätern.

Deren hohes Durchschnittsalter zu Beginn des 20. Jahrhunderts in einer Reihe von Ländern erklärt sich laut BiB zum Teil durch relativ späte Familiengründungen aus wirtschaftlichen Gründen. „Damals gab es auch noch viele kinderreiche Familien, bei welchen die letzten Kinder in einem relativ hohen Alter geboren wurden“, heißt es in dem Bericht weiter.

Rollenverständnisse haben sich geändert

Später konnten Väter schon in jüngeren Jahren mehr Geld verdienen, was frühe Familiengründungen förderte. Der Anteil kinderreicher Familien sank, sodass viele Eltern ihre Familienplanung früh abschlossen. Väter wurden statistisch jünger.

Dann stieg ihr durchschnittliches Alter bei Geburten wieder. Ab den 1970er-Jahren gab es in etlichen Ländern neue Karrieremöglichkeiten für Frauen. Die Rollenverständnisse von Frauen und von Männern änderten sich. Ausbildungen wurden länger. All dies trug laut der Analyse zu einem steigenden Alter von Vätern bei.