Eine Taube sitzt auf einer Sirene. Foto: dpa/Thomas Banneyer

Der Probealarm am bundesweiten Warntag erreichte zahlreiche Menschen im Südwesten auf verschiedenen Wegen. Der Innenminister, Vodafone und der Gemeindetag melden eine erste, positive Bilanz.

Auf zahlreichen Wegen hat der Probealarm des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) auch die Menschen im Südwesten erreicht. Etwa um 11 Uhr schrillten Handys und mancherorts heulten Sirenen, etwa um 11.45 Uhr kam die Entwarnung. „Übung macht den Meister“, sagte Innenminister Thomas Strobl (CDU) am Donnerstagnachmittag. Nach ersten Erkenntnissen sei der Warntag erfolgreich verlaufen. „Unsere Warninfrastruktur hat den Stresstest bestanden.“

„Soweit wir es wahrgenommen haben, haben die Warnungen funktioniert“, sagte Christopher Heck, Sprecher des Gemeindetags. Zahlreiche Kommunen hätten sich entschieden, mitzumachen. „Jetzt sind wir gespannt auf die abschließende Bewertung der Katastrophenschutzbehörden.“ Heck betonte, dass der bundesweite Warntag nicht die einzige Gelegenheit sei, bei der ein Ernstfall geprobt werde. Trainingseinsätze und Übungen gebe es regelmäßig unter Federführung der einzelnen Kommunen. Das Innenministerium äußerte sich bis Donnerstagmittag nicht.

Nicht überall gab es Sirenengeheul

Doch das Sirenengeheul blieb etwa in Teilen des Schwarzwald-Baar-Kreises am bundesweiten Warntag aus. Da der Landkreis Schwarzwald-Baar als solcher dieses mal nicht direkt beteiligt war am Stresstest für die Alarmsysteme, lag es an den einzelnen Städten und Gemeinden im Landkreis, ob sie sich durch Lautsprecherdurchsagen oder manuelles Sirenengeheul beteiligen wollten. Und das war hier ganz unterschiedlich: Während es im Oberzentrum Villingen-Schwenningen vor allem die Handys der Privatbevölkerung waren, die um 11 Uhr losschrillten und überall zu hören waren, zeigte sich die Stadt Donaueschingen als solche äußerst aktiv: Hier heulten nicht nur die Sirenen, sondern rückte die Feuerwehr auch mit mehreren Einsatzfahrzeugen aus und fuhr mit Martinshorn, Blaulicht und Lautsprecherdurchsagen durch die Stadt. Etwa eine Stunde lang dauerte diese Aktion, dann kam der Warntag auch hier wieder zur Ruhe.

Im Kreis Rottweil ergab der Warntag stellenweise interessante Erkenntnisse: So blieb es in Sulz am Neckar in der Kernstadt verdächtig ruhig. Sirenen waren um 11 Uhr nicht zu vernehmen. Es stelle sich heraus, dass sich der Schall der neu eingesetzten mobilen Sirenen ganz anders verteilte als gedacht. Die mobilen Warngeräte waren dort aufgestellt worden, wo die Stadt eine feste Installierung plant. Nun wird nachjustiert. In Rottweil und anderen Gemeinden im Kreis verlief die Alarmierung reibungslos. Schramberg hatte sich mit einer Plakataktion am Warntag beteiligt.

Klaus Mack spricht Lob und Kritik aus

Der CDU-Bundestagsabgeordnete für den Wahlkreis Calw/Freudenstadt, Klaus Mack, hatte sich ebenfalls zum Warntag geäußert: „Katastrophen kommen unerwartet, darauf müssen wir vorbereitet sein. Daher ist der Warntag als Übung wichtig, um alle für schnelles Handeln im Ernstfall zu sensibilisieren.“ Allerdings müsse auch gehandelt werden, um die Warninfrastruktur zu modernisieren. Und hier findet Mack auch kritische Worte: „Wurden in der letzten Legislatur unter Unionsführung für den Ausbau der Sirenen bundesweit noch 88 Millionen Euro an Fördermitteln bereitgestellt, sind für 2024 nur noch neun Millionen Euro geplant. Das ist ein Witz, über den die Gemeinden, die die Sireneninfrastruktur vor Ort erneuern wollen, nur wenig lachen können. Wollen wir effektiven Bevölkerungsschutz, dürfen nicht schon beim Warnsystem sparen.“

/Alexander Reimer

Der Alarm erreichte Menschen über Warn-Apps wie Nina und Katwarn, ebenso Radio- und Fernsehsender. Über Cell Broadcast kam die Warnung direkt auf dafür vorbereitete Handys. Das System sei beim Warntag erstmals in Baden-Württemberg einem Lasttest unterzogen worden, teilte Vodafone Deutschland am Donnerstagnachmittag mit. „Um 10.59 Uhr – eine Minute früher als angekündigt – sendeten alle im Vodafone-Netz aktiven Mobilfunkstationen die Probewarnung des BBK an die empfangsbereiten Endgeräte verlässlich aus“, heißt es in der Mitteilung. Rund 3200 Vodafone-Mobilfunkstationen waren es demnach in Baden-Württemberg.

Kanal „919“ durchläuft ersten Test

Erstmals sei der Warnkanal „919“ getestet worden. Darüber seien auch ältere Handys mit einer einfachen Textnachricht ohne Ton erreicht worden, teilte Vodafone mit.

Sirenen waren am Warntag etwa in Karlsruhe und Ulm zu hören. Andere Städte wie Stuttgart und Göppingen hatten schon vor dem Warntag erklärt, die Anlagen nicht zu nutzen.

Ziel des Probealarms am Warntag ist es, einmal im Jahr die technische Infrastruktur zu testen und die Menschen für einen Ernstfall zu sensibilisieren. Rückmeldungen zum Warntag können auf einer Website des BBK gegeben werden. Innenminister Strobl hatte vorab dazu aufgefordert, dieses Angebot zu nutzen.

Kanzler Scholz bleibt beim Alarm ruhig

Alarm bei Rede
 Bundeskanzler Olaf Scholz hat sich bei einer Rede in Bremen nicht vom bundesweiten Probealarm irritieren lassen. Der Alarm setzte auch bei den 800 Teilnehmenden der Nationalen Maritimen Konferenz (NMK) in Bremen ein, auf der Scholz gerade eine Rede hielt.

Lob und Scherz
 „Das ist jetzt nicht eine Unterstreichung meines Vortrags, aber das zeigt, dass das mit der kritischen Infrastruktur in Deutschland einigermaßen gut klappt und wir unsere Sicherheit voranbringen“, sagte Scholz zu dem Signalton. Nach seiner Rede scherzte er noch: „In Zukunft möchte ich das jetzt immer an der richtigen Stelle, wenn ich irgendwo in Deutschland spreche.“