Erst nachmittags kommt die Südstadt zu ihren Briefen

Von Cornelia Spitz

Villingen-Schwenningen. Wenn der Postmann zu spät klingelt – davon können die Villinger aus der Südstadt offenbar ein Lied singen. "Vorgestern kam die Post erst um 15.30 Uhr, gestern weit nach 16 Uhr" – Volker Benedikt ist einer von ihnen, wohnt in der Villinger Fichtenstraße und ärgert sich über die späte Zustellung. "Wir sind doch nicht irgendein abgelegenes Gehöft!"

Seit Monaten schon müssten er und seine Nachbarn damit leben, dass der Briefträger den Weg zu ihnen erst spät nachmittags finde. Woran das liegt? Benedikt weiß es nicht, "vielleicht sind die Bezirke ja zu groß geworden", mutmaßt er und betont, dass es gar nicht sein Ansinnen sei, dass einen einzelnen Zusteller an den Pranger zu stellen. Es geht ihm ums Prinzip und darum, ob es – beispielsweise auch für Unternehmen in diesem Bereich – "zumutbar" sei, dass die Deutsche Post so spät zustellt. Von dort erhofft er sich im übrigen keine Antwort: "Sie haben ja keinen Ansprechpartner mehr. Wenn ich da anrufe, habe ich einen freundlichen Menschen im Callcenter in Sachen-Anhalt oder so am Apparat."

Immerhin aber, erklärt Hugo Gimber von der Pressestelle Süd der Deutsche Post AG, seien "unsere Postboten beinahe ausnahmslos in Vollzeit beschäftigt". Zugrunde liege eine Fünf-Tage-Woche mit 38,5 Wochenstunden und die daraus resultierenden sieben Stunden und 42 Minuten täglich ließen sich nun einmal nicht einzig in den Vormittagen unterbringen. "Die Kräfte beginnen gegen 7 Uhr mit den Vorbereitungsarbeiten im Zustellstützpunkt", ihre Runde im Bezirk beginne, je nach Sendungsmenge, zwischen 9.30 und 10 Uhr. Es sei nicht möglich, allen Kunden am Vormittag die Post zu bringen, "Kunden die am Ende einer Zustelltour bedient werden, erhalten ihre Sendungen zwischen 15 und 16 Uhr, an Tagen mit hohen Sendungsmengen kann es durchaus auch einmal später werden." Und sogar rechtliche Rückendeckung hat die Post dafür: Laut der Post-Universaldienstleistungsverordnung müsse das Unternehmen von Montag bis Samstag zustellen, gibt es aber keine Vorgabe, zu welcher Tageszeit die Post zugestellt werden muss.

Eine Hoffnung kann jedoch auch die Villinger Südstadt haben: Einmal jährlich, erklärt Gimber, passe die Post die Bezirke nach der Wefa-Methode an. Die benötigte Arbeitszeit werde berechnet nach Verkehrsmenge, Neubaugebieten oder geänderten Straßenführungen, und gegebenenfalls werden Bezirke neu festgelegt. Im Extremfall rutscht dann eine Straßenzeile, die bislang vormittags im einen Bezirk bedient wurde, an den Schluss eines anderen Bezirks – oder eben auch anders herum.