Vor allem auf Baustellen sollen mehr Kontrollen stattfinden. Foto: IG Bau

Überprüfung von Mitarbeitern auf Baustellen vehement gefordert. Lohn-Prellerei in der Region Thema.

Schwarzwald-Baar-Kreis - Schwarzarbeit, illegale Beschäftigung und Lohn-Prellerei in der Baubranche haben in der Region einen Millionenschaden verursacht.

Würde nicht viel strenger gegen Lohn-Betrug und illegale Beschäftigung vorgegangen, drohe der Branche ein Image-Verlust - auch im Schwarzwald-Baar-Kreis, so die IG Bau.

Schwarzarbeit und Sozialbetrug am Bau kosten den Staat 3,2 Millionen Euro - das geht aus der Kontrollbilanz des Singener Zolls für 2019 hervor. Für die Gewerkschaft IG Bau ist der Blick auf die aktuelle Auswertung des Bundesfinanzministeriums ein Grund zur Sorge. Demnach kontrollierten Beamte des Hauptzollamtes Singen, das auch für den Schwarzwald-Baar-Kreis zuständig ist, im vergangenen Jahr insgesamt 76 Baufirmen und leiteten 180 Ermittlungsverfahren ein. Wegen illegaler Praktiken in der Branche entgingen dem Staat und den Sozialkassen 3,2 Millionen Euro.

"Erschreckenden Ausmaß krimineller Energie"

IG Bau-Bezirkschef Lukas Oßwald spricht von einem "erschreckenden Ausmaß krimineller Energie". Hier stehe das Image einer ganzen Branche auf dem Spiel. "Sauber wirtschaftende Firmen dürfen nicht wegschauen, wenn sich Konkurrenten nicht an die Regeln halten. Gerade die Coronakrise hat ja gezeigt, wie wichtig die Bauwirtschaft als Stütze der Konjunktur auch in der Region ist", so die IG Bau Südbaden.

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes stiegen die Bau-Umsätze in den ersten fünf Monaten des Jahres trotz Pandemie um rund sieben Prozent. "Das beste Mittel gegen unerlaubte Geschäfte am Bau ist ein fairer Wettbewerb zu fairen Löhnen und Arbeitsbedingungen. Dazu muss sich die ganze Branche bekennen, wenn sie ihren Ruf nicht verspielen will", so der Gewerkschafter. Die Arbeitgeber hätten in der laufenden Tarifrunde die Chance, die Bauberufe für Fach- und Nachwuchskräfte attraktiver zu machen. Entscheidend sei aber auch, dass der Zoll schwarze Schafe noch stärker in den Blick nehme.

"Der Zoll muss gestärkt werden"

"Es kommt nicht nur auf die Zahl der Kontrollen an, sondern auch auf die Qualität. Hier braucht die Finanzkontrolle Schwarzarbeit mehr Personal", so Oßwald. Laut Finanzministerium waren beim Hauptzollamt Singen zu Jahresbeginn lediglich 76 Planstellen besetzt.

Die Zollstatistik geht auf eine parlamentarische Anfrage der Bundestagsabgeordneten Beate Müller-Gemmeke (Bündnis 90/Die Grünen) zurück.

Die Arbeitsmarktpolitikerin stellt gegenüber der IG Bau fest: "Schwarzarbeit und Lohn-Betrug sind keine Kavaliersdelikte. Der Zoll muss gestärkt werden, um flächendeckend kontrollieren und wirksam gegen illegale Machenschaften vorgehen zu können - gerade auf dem Bau."