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Gesundheitsamt: Burghardt Ehler erinnert sich an die Herausforderungen seiner Amtszeit / Angst vor Virenmutationen

Von Felicitas Schück

Pocken, Milzbrand, Vogelgrippe: Langweilig ist es ihm nie gewesen: Seit Burghardt Ehler im Jahr 2000 die Leitung des Gesundheitsamtes übernahm, prägte neben anderem die Gefahr von Infektionskrankheiten seine Arbeit.

Schwarzwald-Baar-Kreis. "Es war eine Aufgabe, die Spaß gemacht hat", sagt Ehler, der sich in Zukunft auf seinem Bauernhof verstärkt den Pferden und Hunden widmen möchte. Der Facharzt für Urologie, und öffentliches Gesundheitswesens war zunächst lange Zeit im Krankenhaus tätig. Jetzt ist das Gesundheitsamt wieder in einem Krankenhaus untergebracht, einem Vorzeigeobjekt aus dem Jahr 1910.

Schon 2002, so erzählt Ehler, kam die erste Seuche SARS (schweres akutes respiratorisches Syndrom durch Coronavirus), gegen die es in seiner Amtszeit Präventionsmaßnahmen zu ergreifen galt. Dieses Virus war von China und Hongkong nach Kanada gelangt. "Durch die Globalisierung erreichen uns Krankheiten aus fernen Ländern relativ schnell", schildert Ehler. Notfallpläne wurden erstellt. "Die gute Vernetzung mit den Kollegen im Kreis war mir wichtig."

Dann kam in der Folge des Attentates auf das World Trade Center in New York die Furcht vor Bioterrorismus. Pocken und Milzbrand sorgten in den Jahren 2002 und 2003 ebenfalls für Sorgen in der Bevölkerung. "Pocken sind sehr leicht übertragbar und deshalb wurden Schutzimpfungen gegen sie geplant", schildert Ehler. So war eine Massenschutzimpfung gegen Pocken im Gespräch. Ohne Impfung, so Ehler, drohe zwar der Tod, aber auch die Impfung selbst kann gefährliche Nebenwirkungen haben, vor allem für Schwangere. Bei diesem Thema kam Ehler seine Erfahrung, die er als Reserveoffizier im Sanitätsdienst der Bundeswehr gesammelt hat, zugute.

Drei Mal gab es 2003 Milzbrand-Alarm im Schwarzald-Baar-Kreis. So war zum Beispiel einmal ein weißes Pulver in einem Supermarkt ausgestreut worden. Im Jahr 2004 rückte der Schwarzwald-Baar-Kreis in die Schlagzeilen, weil dort ein Pockenfehlalarm ausgelöst worden war. Glücklicherweise handelte es sich aber nur um Windpocken. Sind Pocken heute noch ein Problem? Eigentlich nicht, meint Ehler. Doch die Erreger sind noch vorhanden: Zwei Labore in den USA und Russland kultivieren sie zu Forschungszwecken weiter. Die Vogelgrippe hielt das Gesundheitsamt in den Jahren 2005 und 2006 in Atem. "Das Problem war, dass man Angst hatte, das Virus könnte mutieren und es könne eine neue Virusgrippe entstehen, gegen die die Bevölkerung völlig ungeschützt wäre", erinnert sich Ehler. In enger Abstimmung mit den Kliniken im Kreis gelang es, Betten für den Notfall, das heißt, den Ausbruch einer Epidemie, zur Verfügung zu stellen. "Wir hätten eine Bettenkapazität von 2000 Klinikbetten zur Verfügung stellen können", erzählt Ehler. "Es war eine sehr gute Zusammenarbeit mit dem Kreisklinikum sowie den Kur- und Rehakliniken im Kreis", erinnert er sich.

Drei Jahre später, 2009, hielt die sogenannte Schweinegrippe die Mediziner auf Trab. "Es herrschte große Besorgnis", berichtet Ehler. Im Sommer 2009 erreichte die Schweinegrippe auch den Schwarzwald-Baar-Kreis. Eine jüngere Patientin aus Königsfeld hatte sich bei einem Austauschaufenthalt in Australien infiziert und die Erkrankung in den Schwarzwald-Baar-Kreis gebracht. Das löste Ängste aus. Zunächst gab es keinen Impfstoff. "Inzwischen", so versichert Ehler, "ist diese Komponente in der Regel in der normalen Grippeschutzimpfung enthalten." In den 90er-Jahren zuvor war es das Altlastenproblem, das den kommissarischen Amtsleiter im Jahr 1999 beschäftigt hatte. Als zusätzliche Schwerpunkte des Gesundheitsamtes bildeten sich Arbeitskreise für Krebs und Demenz heraus. Es kam zur Gründung von Selbsthilfekontaktgruppen mit Unterstützung des Gesundheitsamtes. Auch die Einschulungsuntersuchung wurde neu konzipiert und die Untersuchung des Trinkwassers ausgeweitet. Im Jahr 2015 untersuchte das Gesundheitsamt unter der Leitung von Ehler zirka 4000 Asylbewerber. Vor allem auf TB richteten die Mediziner ein Augenmerk. Immerhin zehn Fälle, einige von ihnen aus Eritrea, wurden festgestellt. Ein weiteres Problem stellte die Hepatitis A dar, gegen die Regelungsimpfungen durchgeführt wurden. Waren es in den 90er-Jahren die Altlasten, so sind es jetzt neue Schwerpunkte, beispielsweise die Legionellen, die das Gesundheitsamt beschäftigen. 250 bis 300 Legionellenmeldungen werden pro Jahr bearbeitet.

Ärztemangel ein Problem der Zukunft

"Was sich jetzt zu einem ernsten Problem für die Zukunft abzeichnen könnte, ist der zu befürchtende Ärztemangel im Kreis", erklärt Ehler. Hier engagiert sich eine Untergruppe des Gesundheitsnetzwerkes unter der Leitung von Bürgermeister Fritz Link und Manfred Kühne ebenso wie die Kassenärztliche Vereinigung und die Kreisärzteschaft sowie das Klinikum und der Kreis. Die organisatorische Seite wird hierbei durch das Gesundheitsamt wahrgenommen. In den Ruhestand ging er Ende April mit 66 Jahren und "mit einem lachenden und einem weinenden Auge. "Er werde gewiss die Hände nicht in den Schoß legen", sagt Burghardt Ehler.