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Viele Beschwerden über Autolärm in der Innenstadt /Messwerte von Polizei und Stadt bestätigen es aber nicht

Aufheulende Motoren, Rasereien durch die Innenstadt, Szenetreffs auf Parkplätzen: Besonders im Sommer ist dieses Phänomen allabendlich zu erleben – und wird von vielen Bürgern angezeigt. Doch für Polizei und Ordnungsamt ist es ein schwieriges Unterfangen – und zwar in mehrfacher Hinsicht.

VS-Schwenningen. Er halte es irgendwann nicht mehr aus, meint der Bewohner aus der Oberdorfstraße. In den vergangenen Wochen habe die Raserei immer mehr zugenommen, und auch beim Ordnungsamt sei er bereits vorstellig geworden. Denn auf einer Seite stehe die permanente Lärmbelästigung, auf der anderen Seite aber auch die Sicherheit der übrigen Verkehrsteilnehmer, meint der Rentner.

Auch das Motorengeheule aus der Neckarstraße stört nicht nur die direkten Anwohner, sondern wird auch von Nutzern der Neckarparkanlage regelmäßig wahrgenommen. "Mittlerweile stören uns die umherfahrenden Autos mehr als die Jugendlichen hier im Park", sagt eine Bewohnerin, deren Terrasse Richtung Neckarstraße liegt.

Natürlich ist auch der Polizei dieses Phänomen nicht unbekannt. "Hinweise bekommen wir immer wieder", sagt Wolfgang Hansel, Leiter des Schwenninger Polizeireviers. Wenngleich sich die Situation derzeit etwas anders gestalte als gewohnt: Hauptsächlich durch die Baustelle am Marktplatz und die gesperrte Durchfahrt sei der typische Rundparcours Neckar-, Markt- und Kirchstraße, vorbei am City-Rondell Richtung Bärenplatz oder Oberndorfstraße nicht möglich, so Hansel, der vom typischen "Imponiergehabe" der Autobesitzer spricht.

Auch der Szene-Treffpunkt auf dem ehemaligen Jäckel-Areal, der, wie berichtet, im vergangenen Sommer die Polizei auf Trab hielt, falle durch die Baustelle für die neue Stadtteilhalle weg. Andere feste Treffpunkte habe die Polizei bisher nicht ausmachen können, wenngleich an der Haisch-Tankstelle an der Messe oder im Bad Dürrheimer Gewerbegebiet immer wieder Gruppen vorzufinden sind.

Doch die Raserei zur Anzeige zu bringen, gestalte sich oft schwieriger als gedacht, berichtet der Revierleiter: Kontrolliert werde in Zusammenarbeit mit der Verkehrspolizei sowie mit der Stadt. Abschreckende Maßnahmen, mitunter der Einsatz von Lasergeräten, seien vonseiten der Polizei aber nicht überall erlaubt. "Eigentlich dürfen sie nur an Unfallschwerpunkten eingesetzt werden, und diese gibt es in der Stadt bisher nicht", erklärt Hansel.

Kontrolliert würden die Autofahrer jedoch nicht nur auf die Geschwindigkeit, sondern auch auf Handy und Gurtbenutzung. "Über diesen Bereich versuchen wir, mehr Kontrollen zu initiieren."

Trotzdem: Nicht immer müssten die Verkehrsteilnehmer mit einer Anzeige rechnen: "Tuning-Karren" aufzumotzen, sei schließlich nicht verboten, und illegale Umbauten würden nur selten festgestellt. Zudem bringt Hansel die subjektive Wahrnehmung mit ins Spiel: Besonders das Fahren mit getuntem Motor werde als sehr laut empfunden, obwohl die Lärmwerte nicht übermäßig seien. "Es ist ein echt schwieriges Thema", resümiert Hansel.

Dieses Phänomen kann auch die Stadt bestätigen, wie Pressesprecherin Oxana Brunner berichtet: Zum Beispiel in engen Straßen oder in Kurven sei der Unterschied zwischen subjektiver Wahrnehmung und tatsächlich gemessenem Wert oft groß. Der Kommunale Ordnungsdienst (KOD) ginge stets den Beschwerden aus der Bürgerschaft nach. Daraufhin hätten in der Vergangenheit mehrere größere Messungen – auch nachts – stattgefunden. In der Neckarstraße etwa habe die Geschwindigkeitsüberprüfung im vergangenen Jahr ein Überschreiten von unter einem Prozent ergeben, in diesem Jahr sei es 0,5 Prozent gewesen.

Aufgrund von Beschwerden sei 2017 auch die Erzbergerstraße am Freitagabend im Visier der Stadt gewesen. Von 400 Fahrzeugen habe auch hier nur ein Prozent die Geschwindigkeit überschritten. Von einer Raser- oder Tuningszene könne in Schwenningen also nicht die Rede sein, fasst Brunner zusammen. Schwarze Schafe gebe es natürlich auch hier, doch den einzelnen Verkehrssünder zu erwischen und dranzubekommen, sei schwierig. "Die Stadt ist dran und hat immer ein Auge drauf", versichert sie.