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VSB-Geschäftsführer Thomas Mager fährt selbst am liebsten Rad / Zweieinhalb Prozent Steigerung bei den Preisen ab August

"Unser Verkehrsverbund", sagt Thomas Mager, "hat viele Alleinstellungsmerkmale" Beispielsweise ist er beim elektronischen Ticket Vorreiter im Land. In diesem Jahr soll das "Handy-Ticketing" eingeführt werden.

Schwarzwald-Baar-Kreis. Das heißt, dass man künftig alle Fahrkarten des Verkehrsverbundes so ähnlich wie Bahnfahrkarten über eine App mit dem Handy buchen könnte. Das "Handy-Ticketing" soll im Juni eingeführt werden.

Obwohl der Geschäftsführer des Verkehrsverbunds ein erklärter Fan von Bus und Bahn ist, fährt er persönlich am liebsten mit dem Fahrrad. "Ein Auto habe ich nicht", erzählt der Kölner, der in die Villinger Kneipenmeile gezogen ist und von dort aus bequem sein Büro im Bahnhofsgebäude oder auch den Zug in einer andere Stadt erreicht. Mit dem Fahrrad, so erzählt Mager, ließen sich alle Einkäufe bequem erledigen. Überhaupt, so meint er, sollte man sich doch mal überlegen, wie teuer ein Auto in Wirklichkeit sei.

Auf mindestens 300 Euro pro Monat bilanziert der Diplom-Geograph und Stadtplaner die Kosten und bezieht sich dabei auf eine Liste des ADAC. Er findet, das Leute, die in Villingen-Schwenningen wohnen, eigentlich in der Stadt auf ein Auto verzichten und stattdessen dem Stadtbus nutzen könnten. Vor allem an Samstagen. Dann wäre nämlich Parkraum für diejenigen vorhanden, die im Umland wohnten und in Villingen einkaufen wollten. Das gelte, so meint Mager, auch für diejenigen, die von Donaueschingen nach Villingen fahren.

Die Stadt VS möchte ein Kurzstreckenticket innerhalb des Stadtgebietes einführen. Thomas Mager muss nun darüber nachdenken, wie dieses zu realisieren wäre. Beispielsweise über Kilometer oder über Haltestellen. Das andere Problem: Der Verdienstausfall, der durch den Kurzstreckentarif entsteht, müsste ersetzt werden. Mager hätte einige Ideen, was man tun könnte, um das Stadtbussystem in Villingen-Schwenningen zu verbessern. Er hat in Euskirchen in der Kommunalverwaltung fünf Jahre ein Stadtbussystem aufgebaut.

Der Geschäftsführer der Verkehrsbetriebe Schwarzwald-Baar hat viele Ideen, wie die Zukunft von Bus und Bahn im Kreis zukümftig gestaltet werden kann. Er zückt die VSB-Card, das elektronische Ticket, das sich aufladen lässt, und so findet der Geschäftsführer, auch für Senioren recht praktisch sei. Ein solches elektronisches Ticket soll es ab 2019 oder 2020 für das gesamte Land geben. Die älteste VSB-Kundin habe, so erzählt der 55-Jährige, erst im Alter von 94 Jahren ihren Führerschein abgegeben und fahre seitdem regelmäßig mit dem Bus. Thomas Mager hat sie zuhause in der Wöschhalde besucht und ist beeindruckt: Im Alter von 100 Jahren steige die rüstige Seniorin täglich noch zwei bis drei Treppen.

Menschen ohne Führerschein oder solchen, die kein Auto besitzen, beziehungsweise es stehen lassen wollten, könnte das autonome Fahre in Zukunft entgegenkommen, meint er. Zum einen könnten auch diese Personen mit dem autonomen Auto fahren.

Autonomes Busfahren ist Zukunftsmusik

Zum anderen werde es in Zukunft auch autonome Busse beim ÖPNV geben. So könnte es möglich sein, das Verkehrsnetz wesentlich dichter zu machen. Denn ungefähr die Hälfte der Kosten für den ÖPNV sind momentan Personalkosten, rechnet Mager vor. Außerdem seien Busfahrer Mangelware. Eine Tariferhöhung in diesem Jahr werde zu Preiserhöhungen beim VSB führen, die ab August wirksam werden. Und höher sind als im Vorjahr. Zweieinhalb Prozent mehr müssen Nutzer von Bus und Bahn dann zahlen. Autonomes Busfahren das ist im Moment noch Zukunftsmusik, obwohl es technisch bereits möglich wäre. Juristische Fragen müssten erst noch geklärt werden, schränkt Mager ein.

Vorerst ist Ziel, den gesamten Landkreis bis 2022 mit Niederflurbussen auszustatten. Mit einigen Ausnahmen, denn an Bahnübergängen könnten Niederflurbusse aufsetzen. In diesem Jahr soll eine strategische Partnerschaft zwischen VSB, Polizei und Landratsamt geknüpft werden. Dabei geht es unter anderem um Busschulen. Das Innenministerium habe als Devise ausgegeben, dass die Polizei Busschulung machen solle. Weil aber die Personalkapazitäten der Polizei begrenzt sind, wird im Rahmen der strategischen Allianz die Busschule weiter vom VSB betrieben, während die Polizei an den Unfallschwerpunkten schulen wird. Die VSB-Busschule ist für September/Oktober vorgesehen. Sogenannte Mobilitätslehrgänge führt der VSB in Zukunft auch zusammen mit der Agentur für Arbeit durch. Und zwar für Arbeitssuchende mit und ohne Automobil. "Das wollen wir drei bis vier Mal im Jahr kontinuierlich machen". Wie 1015, so wird auch dieses Jahr mit einem Wettbewerb der beliebteste Busfahrer gesucht. Und es gibt, wie im Vorjahr, den VSB-Fotowettbewerb. Im Juni wird der Nahverkehrsplenentwurf für den Kreis vorgestellt. Auto-, beziehungsweise Fahrradleihsysteme als Ergänzung von Bus und Bahn stehen im November auf der Tagesordnung von VSB-Dialog. Thomas Mager, der Ehrenämter unter anderem beim Verkehrsklub Deutschland und mehrere Lehraufträge hat, ist noch Inhaber eines eigenen Beratungsbüros in Köln, das sich mit Verkehrsthemen beschäftig. Stolz zeigt er eine gewichtige Publikation zum Thema "Car-Sharing in Deutschland", die in seinem eigenen Verlag (kvs kölner stadt- und verkehrsverlag) erschienen ist