Doppelstadt gedenkt der Opfer in Paris. Foto: Hennings

Terror: Doppelstadt gedenkt der Opfer in Paris. Syrische Flüchtlinge reagieren entsetzt.

Villingen-Schwenningen - Trauer, Entsetzen, Mitgefühl: Diese Emotionen vereinten gestern Abend auf dem Villinger Münsterplatz rund 200 Menschen, die ein Zeichen gegen den brutalen Terror der IS setzen wollten. Der 22-jährige Student Daniel Künkel war es, der kurzfristig bei der Stadtverwaltung eine Mahnwache auf dem zentralen Villinger Platz beantragte, "um gemeinsam ein Zeichen zu setzen". Auf der Facebook-Seite des Schwarzwälder Boten wurde die Meldung allein 124 Mal geteilt und erreichte bis zum gestrigen Nachmittag weit mehr als 10 000 User.

Gekommen waren Bürger jeden Alters, ob Senioren oder Kinder mit ihren Eltern. Neben Oberbürgermeister Rupert Kubon nahmen auch Stadträte und Pfarrer an der Mahnwache teil. Als Zeichen des Gedenken hielten sie alle eine Kerze in der Hand. "Die Anschläge in Frankreich machen uns sprachlos. Und so möchten wir auch heute schweigen", leitete Daniel Künkel ein.

Stille Trauer inder Gemeinschaft

In aller Stille gedachten die Teilnehmer 20 Minuten lang der Opfer – mit gesenktem Haupt, geschlossenen Augen oder einem Blick ins Leere. Alle einte die Trauer um die Opfer und das Mitgefühl an deren Hinterbliebenen.

Vor dem Münster bildeten die Menschen einen Kreis, in dessen Mitte sie die Kerzen im Anschluss niederlegten. "Es ist schön, dass so viele gekommen sind. Das hatte ich so nicht erwartet", sagte Daniel Künkel, der im Kreisvorstand der SPD sitzt, die Mahnwache aber als Privatperson initiiert hatte.

Von den Nachrichten aus Paris waren Syrer, die hier seit geraumer Zeit leben, zwar schockiert. Dennoch hatte manch einer bereits das ungute Gefühl, dass Anschläge gerade in Frankreich passieren würden. "Ich habe nun wirklich Angst vor weiteren Anschlägen", meint ein anderer, der ebenfalls nicht mit Namen genannt werden möchte und vor dem Gewaltexzess in seiner Heimat geflohen ist: "Diese Leute sind unberechenbar."

Muslime sehen sich in Rechtfertigungsnöten

Erschüttert reagierte auch ein junger syrischer Flüchtling auf die Bilder vom Freitagabend. Mit seiner Familie hatte er sich auf die riskante Reise übers Mittelmeer eingelassen, um der Gewaltspirale seines Heimatlandes zu entkommen. "Mir machen diese Bilder Angst", erzählt er. "Wir sind traurig und erschüttert, wir müssen alles tun, um Frankreich zu unterstützen, so weit es irgendwie geht."

Hat er nun Angst vor Anschlägen in seiner neuen Heimat? "Ich glaube, dass Deutschland dazu in der Lage ist, sich vor den IS-Terroristen zu schützen."

Zum einen zieht sich jetzt eine Schockwelle über alle Bevölkerungskreise, zum anderen sehen gerade Muslime ein großes Wahrnehmungsproblem: "Wir sind genauso betroffen vom Terror, und doch müssen wir uns als Muslime immer wieder rechtfertigen. Es ist doch eine kleine Minderheit, die so radikal denkt und brutal reagiert", sagt er.

Deutliche Worte auch von Verbandsseite: "Terror hat keine Religion", schreibt der Kooperationsrat der Muslime in VS: "Die Muslime in Villingen-Schwenningen und der Region verurteilen die Attentate von Paris aufs Schärfste", heißt es in der Stellungnahme. "Diese Taten zeigen wieder einmal, wie Religion missbraucht werden kann. Es gibt keine Religion, die erlaubt Unschuldige zu töten. Wir hoffen, dass dieser Terror ein Ende haben wird."