Ausdrucksstark: Sängerin Jana Groß auf der Bühne des Innenhof-Festivals. Foto: Trenkle Foto: Schwarzwälder-Bote

"Bell, Book & Candle" beim Innenhof-Festival / Unverkennbarer Sound / Sängerin Jana Groß im Mittelpunkt

Von Wolfgang Trenkle

VS-Villingen. Heute, Freitag, stehen sie schon wieder in Berlin auf der Bühne. Am Mittwoch hingegen war Villingen und mit ihm das Innenhof-Festival Ziel der Gruppe "Bell, Book & Candle". Rund 350 Besucher waren bei ihrem Auftritt dabei.

"Gibt es euch noch?" Manchmal müssen die Vollblutmusiker sich wohl sogar beim Bäcker erklären. "Ja, uns gibt es noch!" Und wie. Immerhin ist die Berliner Band inzwischen 19 Jahre alt. Mit "Rescue me" hatte sie 1997 einen riesigen Hit, der in den Charts ganz nach oben stieg und auch jetzt noch immer wieder in Radiosendern gespielt wird. Diese Charthöhen wurden mit anderen Songs so nicht mehr erreicht. Dafür tauchten andere beispielsweise als Soundtrack in Tatort-Filmen auf. Zwei Millionen verkaufte Platten, 1500 Konzerte, zahlreiche Preise – die Bilanz kann sich sehen lassen.

Zwei dieser Konzerte wurden in Villingen gegeben: jenes am Mittwoch und ein anderes im Folkclub im Herbst vergangenen Jahres, bei dem die Innenhof-Veranstalter die Band gleich auf den Wunschzettel für 2013 notierten. "Bell, Book & Candle" beweist, dass Musik handgemacht doch am besten klingt. Nicht mal ein E-Piano stand auf der Bühne. Drei hervorragend aufeinander abgestimmte Gitarristen Holger Jagsch, Andy Birr und Hendrik Röder (Bass), Schlagzeuger Tom Groß und im Zentrum Sängerin Jana Groß. Wenn die eher zierlich wirkende Sängerin lossingt, schließt sie dabei meist die Augen und versucht sich ganz in die Musik hinein zu begeben. Vor allem die bisweilen bizarr wirkenden Armbewegungen helfen ihr, sich musikalisch auszudrücken. Dies gelingt perfekt. Zurecht waren die Festival-Besucher vom Unplugged-Pop mit dem unverwechselbaren Sound beeindruckt. Auch wenn "Rescue me" im Zentrum stand, Titel wie "Bliss in my tears", "Read my sign", "Fire and run", "Baby you know", "Catch you" oder "In the witchin’ hour" rissen das Publikum kaum weniger mit.

Mit der Berliner Band hatten die Festival-Macher erneut den richtigen Riecher. Auf der Bühne stand keine Musikgruppe, die ihre besten Tage hinter sich hat und mit kleinen Auftritten über die Runden kommen muss. Vielmehr waren dort Musiker zu sehen, die sich selbstbewusst nicht über Großauftritte definieren. Wenn dann ein Hit so richtig einschlägt, ist das gut, aber nicht Bedingung für deren Kunst. Dass die Gründungsmusiker Andy Birr und Hendrik Röder Söhne einstiger Mitglieder der Puhdys sind, ist für die Band-Vita interessant, darf aber Randnotiz bleiben.