Glaubhaft, ideenreich und trotz 20-jähriger Band-Geschichte ohne Starallüren: Dr. Drer & Crc Posse bei ihrem Auftritt im Innenhof-Festival am Samstag. Foto: Trenkle Foto: Schwarzwälder-Bote

Mit sardischer Hip-Hop-Formation Dr. Drer & Crc Posse gelingt Festival-Team ein Glücksgriff

Von Wolfgang Trenkle

VS-Villingen. Ein Tisch mit Computer, altem Plattenspieler und der auffälligen sardinischen Flagge rechts sowie eine einsame Bassgitarre links. Mehr ist nicht zu sehen als die sardische Band Dr. Drer & Crc Posse am Samstag die Bühne des Innenhof-Festivals in Villingen bestieg. Reicht das aus? Solo für eine Bassgitarre zwei Stunden lang? So einige Zuschauer im gut besetzten Innenhof mochten sich das zu Beginn kritisch gefragt haben. Denn das Wissen, wie die rund 20 Jahre alte Gruppe, damit eine der ältesten auf Sardinien, Leben auf die Bühne bringt, hatte kaum einer.

In Deutschland trat die Band noch nie auf: Mit dem 26. Villinger Innenhof-Festival änderte sich dies nun. Kaum waren die Sarden auf der Bühne, kaum war die Bassgitarre umgehängt und der Rechner angeworfen ging es los.

Kräftig, lebendig, glaubhaft. Wenn Musik aus der Konserve strömt und sei diese auch ein silbern schimmernder Rechner mit angebissenem Apfel-Aufdruck wirkt dies eigentlich eher ernüchternd. Auf den Anlagenknopf drücken, kann man schließlich auch zu Hause. Bis auf den Bass kommt bei der Sardischen Band tatsächlich in Sachen Sound alles aus dem Rechner. Doch was ist dies gegenüber dem Gesang der fünf Männer und einer Sängerin, die sehr agil und ideenreich miteinander, gegeneinander, hintereinander einzeln oder in wechselnden Konstellationen perfekt abgestimmt singen, schreien, dabei Hip-Hop hin und her springend neu interpretieren und sich immer wieder aufs Neue inspirieren.

Und dies alles um einen eher stoisch wirkenden bärtigen Bassisten, der musikalisch wie räumlich im Hintergrund die Basis bildet und hin und wieder während dem Spiel eine Zigarette raucht.

Auch wenn nur einige begeisterte Fans mit Herkunft aus Sardinien die Texte verstanden. Das holprige Englisch eines zwischen den Stücken erläuternden Sängers machte allen klar, dass es um Lebenslust, die Liebe zu ihrem Land zwischen Europa und Afrika geht, aber auch sehr kritisch um soziale Unterschiede, Fremdbeherrschung oder um die Bestürzung eines vom Militär oft als Übungsplatz genutzten und verschmutzten Heimatlandes.

Mit Dr. Drer & Crc Posse und deren Rap, Reggae und sardische Folklore ist dem Team des Villinger Innehof-Festivals ein Glücksgriff gelungen.