Vorsicht, Schlaglöcher: Harald Nolte wagt einen wackligen Spaziergang über den Münsterplatz. Nicht nur zwischen den Kopfsteinpflastern bleibt sein Rollator mehrmals hängen. Fotos: Kienzler Foto: Schwarzwälder-Bote

Mit Harald Nolte, dem Heimratsvorsitzenden des Heilig-Geist-Spitals, auf Teststrecke in der Villinger Innenstadt

Von Babette Staiger VS-Villingen. Senioren wollen noch so lange wie möglich selbstständig bleiben. Viele sind mit dem Rollator in der Innenstadt unterwegs. Doch zur Barrierefreiheit ist es hier noch ein langer Weg.Harald Nolte, Vorsitzender des Heimrates im Heilig-Geist-Spital, waren bereits viele Klagen seiner Heimmitbewohner zu Ohren gekommen. Jetzt will er es wissen, und bricht zu einem Testlauf rund um die Obere Straße und den Münsterplatz auf. Ergebnis: Es holpert mächtig.

Kaum ist das Obere Tor passiert, taucht schon das erste Hindernis auf. An der Josefsgasse, Ecke Obere Straße, ist der Gehweg auf einer Seite nicht abgesenkt: Nur mit viel Geschick gelingt es Nolte, diese Barriere zu überwinden. Viele Restaurants in der Oberen Straße haben zudem keine barrierefreien Eingänge, der Raum zwischen Außenbestuhlung und Eingang ist häufig stark verengt. "Viele meiner Mitbewohner sind regelmäßige Kirchgänger im Münster", weiß Nolte. Doch ein Rundlauf über den Münsterplatz ist die reinste Geländetour mit Rollator. Zwischen dem Kopfsteinpflaster bleiben die Räder mehrmals in tiefen Spalten hängen. Die Sturzgefahr ist beträchtlich. Das schwere Münsterportal lässt sich nur mit fremder Hilfe öffnen.

Härter trifft es Nolte noch als er mit Rollator versucht, die öffentliche Toilette in der Kaufhausgasse zu betreten. Die Eingangstür muss mühevoll mit einem Arm aufgedrückt werden, während sich Nolte mit seinem ganzen Körpergewicht auf den Rollator stützt, um sich irgendwie hindurchzuzwängen. Die zweite Tür zur Herrentoilette läßt sich nur schwer aufziehen. "Ich wünsche mir, dass zumindest rund um das Münster eine rollatorfreundliche Spur gelegt wird", so die bescheidene Bitte des Heimratsvorsitzenden.

Was kann der städtische Seniorenrat tun, damit das Thema "rollatorfreundliche Innenstadt" auf die politische Agenda kommt? Ute Lichtblau, Geschäftsführerin, hat das Thema bisher noch nicht auf ihrer Agenda. Jetzt will sie sich aber mit ihren ehrenamtlichen Kollegen daransetzen, eine ganze Liste mit Schwachstellen zusammenzutragen. "Meine Kollegen kennen sicher jede Menge Beispiele", ist sie sich sicher. "Gerade uns ist es ja ein Anliegen, dass die älteren Bürger sich mit ihren Sorgen melden", bekräftigt sie.

Die Behindertenbeauftrage Christa Lörcher kennt das Problem schon seit längerem. Bei der Neugestaltung der Färberstraße waren sie und der Behindertenbeirat schon in die Planung einbezogen. Man müsse sich bereits im Anfangsstadium solcher Projekte für die Belange der Behinderten engagieren. Zur aktuellen Situation in der Oberen Straße befragt, sagt sie: "Ich gehe aber durchaus selbst in die Ladengeschäfte und frage höflich nach, ob Eingangsstufen nicht rollstuhlfreundlich gemacht werden könnten oder die Waren vor dem Geschäft mit 1,50 Metern Abstand zum Eingang aufgestellt werden könnten", schildert sie ihr Vorgehen. Oft bringe es auch mehr, sich mit diesen Anliegen direkt an das Hochbauamt zu wenden, dort könne dann sachkundig geprüft werden, inwieweit baulich und finanziell noch Änderungen möglich sind.

Stefan Assfalg, Referent des Oberbürgermeisters, rät zu einer ähnlichen Strategie und ist sich sicher, dass solche Anfragen dort "wohlwollend geprüft" werden.

Weitere Informationen: Rat und Hilfe gibt es beim Seniorenrat, montags und dienstags, jeweils von 9 bis 11 Uhr und donnerstags von 15 bis 17 Uhr, im Abt-Gaiser-Haus, Schulgasse 23, in Villingen.