Fetzen des Teppichbodens in einem der Klassenzimmer des Schulverbundes. Foto: Schwarzwälder-Bote

Deutenberg: Elternbeirat schreibt offenen Brief an Verwaltung / Schulleiter sieht Unterricht gefährdet

Der katastrophale Zustand im Gebäude des Schulverbundes ist die eine Sache, die Sicherheit der Schüler und Lehrer die andere, die Schulleiter Bernd Ellinger seit Jahren beschäftigt.

VS-Schwenningen. Und nach sieben Jahren Einsatz und Kampf reicht es Ellinger. Er startet einen letzten Versuch, um endlich Klarheit zu bekommen, wie es an seiner Schule weitergeht. Zusätzlich hat sich auch der Elternbeirat eingeschaltet und einen offenen Brief an die Stadtverwaltung und die Gemeinderatsfraktionen geschrieben. Die deutliche Kritik der Eltern lautet: "Das Objekt Schulverbund am Deutenberg erfüllt aus der Sicht der Eltern nicht mehr die Ansprüche, um seinen Bildungsauftrag zu erfüllen", heißt es in dem Brief.

Sicherlich weist der alte Schulkomplex einige Baustellen auf, allerdings geht es Bernd Ellinger im Wesentlichen um zwei Dinge: Der Fußboden und die Jalousien im gesamten Gebäude und ein dringend benötigter Gefahrstoffschrank zur Lagerung von Unterrichtsmaterialen.

Bernd Ellinger kämpft seit Beginn seiner Tätigkeit im Schulverbund für einen neuen Fußboden im Schulgebäude. "Das ist einfach kein Zustand. Flickwerk wohin man schaut, unterschiedliche Böden, verschiedene Qualitäten und stellenweise Stolperfallen." Doch bislang wurde Ellinger von Seiten des Schulträgers, also von der Stadtverwaltung Villingen-Schwenningen, stets vertröstet. So werde laut Ellinger immer wieder die notwendige Grundsanierung des Schulgebäudes vorgeschoben. "Allerdings bin ich mir sicher, dass die auch die nächsten zehn Jahre nicht kommen wird." Aus diesem Grund fordert er ja die Bodenerneuerung und nicht das Großprojekt, das wohl mehrere Millionen Euro kosten würde.

Im Brief des Elternbeiratsvorsitzenden Tino Berthold wird der Zustand des Bodens so beschrieben: "Wie soll eine Schule ein Kind zu Ordnung und Sauberkeit erziehen, wenn der Fußbodenbelag so alt ist wie die Schule selbst und sich in seine Bestandteile auflöst? Er ist abstoßend, ekelerregend und mit seinen Flicken eine Gefahrenstelle."

Diese abstoßende Wirkung greift auch Ellinger auf: "Zum einen entwickeln die Schüler eine Wertschätzung, beziehungsweise vielmehr keine Wertschätzung für das Gebäude. Zum anderen frage ich mich, wer sich denn freiwillig dazu entscheiden soll, in einem optisch so miserabel wirkenden Gebäude unterrichten zu wollen."

Die andere Baustelle, die Ellinger und der Elternbeirat aufgreifen, ist der Schrank zur Aufbewahrung von Gefahrstoffen. "Seit 2010 gibt es eine Verordnung, die 2013 über das Kultusministerium nochmals bekräftigt wurde", erklärt Ellinger. Dort werde klar vorgegeben, wie chemische Stoffe in Schulen gelagert werden müssen. "Wir haben in den vergangenen zwei Jahren weitestgehend das umgesetzt, was wir als Schule machen konnten. Aber ein entsprechender Schrank fehlt noch immer." Wie Ellinger sagt, offenbar aus zeitlichen Gründen, so die jüngste Erklärung des Amtes für Gebäudewirtschaft und Hochbau (GHO).

Sollte sich an der Situation bis Ende dieser Woche nichts ändern, und der Schulleiter keine klare Auskunft bekommen, bis wann dieser Schrank angeschafft wird, werde er die Chemikalien entsorgen lassen. Das habe nicht nur finanzielle Folgen für die Schule, sondern vor allem für den Unterricht. "Dann ist der Chemieunterricht praktisch unmöglich, Biologie und Physik sind eingeschränkt und selbst der Technik-Unterricht wird schwierig, wenn es keine Lösungsmittel und kein Spiritus mehr gibt", sagt Ellinger. Auf dieser Argumentationsbasis klagt auch der Elternbeirat: "Leider ist der Bildungsplan in den naturwissenschaftlichen Fächern so nicht zu erfüllen", heißt es im Brief an die Verwaltung.

Und diese reagiert auf Anfrage des Schwarzwälder Boten wie folgt: "Zwar besteht in Villingen-Schwenningen, wie in vielen anderen Städten auch, in Sachen Schulsanierung ein Investitionsstau, den es sukzessive abzubauen gilt. Dafür müssen Prioritäten gesetzt werden, die nicht alle gleichzeitig bedient werden können." Diese Prioritäten liegen laut Verwaltung ganz klar auf dem Gymnasium am Deutenberg (25 Millionen Euro), der Gartenschule (3,8 Millionen Euro), der Südstadtschule (1,2 Millionen Euro) und der Klosterringschule (500 000 Euro). "Der Teppichboden stellt vor allem ein ästhetisches Problem dar, das bereits bekannt ist und 2017 angegangen werden soll. Schritt für Schritt soll dieser gegen einen neuen ausgetauscht werden", heißt es von Seiten der Stadt.

In Sachen Gefahrstoffschrank ließ GHO-Amtsleiter Dieter Kleinhans gestern Abend mitteilen, dass ein Angebot für einen solchen Schrank vorliege und auch die Bestellung noch in diesem Jahr rausgehe. Wie Pressesprecherin Oxana Brunner sagte, werde die Lieferung allerdings wohl erst im Januar erfolgen. Sollte bis dahin eine vorübergehende Lösung notwendig sein, könnten die Chemikalien beispielsweise fremdgelagert werden.

Die Grundsanierung des Gebäudes des Schulverbundes kann laut OB Kubon allerdings frühestens nach Abschluss der Maßnahmen am Gymnasium in Angriff genommen werden.